Spender gesucht: Leukämie-Diagnose bewegt Ostbelgien

<p>Wer sich typisieren lassen will, kann sich beim Arzt Blut abnehmen lassen, das anschließend auf genetische Merkmale hin untersucht wird.</p>
Wer sich typisieren lassen will, kann sich beim Arzt Blut abnehmen lassen, das anschließend auf genetische Merkmale hin untersucht wird. | Foto: dpa

In der realen Welt – sagt man – verbreiten sich Neuigkeiten oft wie ein Lauffeuer. In sozialen Netzwerken kann das Ganze aber noch viel schneller gehen. Zuletzt geschehen vor einigen Tagen. Auf Facebook und Co. ging ein Aufruf mit dem Titel „Bitte registriert euch als Spender“ viral. In der Botschaft war bzw. ist zu lesen, dass ein Ostbelgier an einer akuten und seltenen Art von Leukämie erkrankt ist. In solchen Fällen wird zunächst versucht, mit einer Chemotherapie den Blutkrebs zu besiegen. Wenn die genannte Behandlung aber nicht die gewünschten Erfolge erzielt, sind Leukämiepatienten auf die Hilfe anderer angewiesen: Sie benötigen eine Knochenmarkspende, um dem Übel definitiv ein Ende setzen zu können.

In Eupen sollen nun durch eine Typisierungsaktion geeignete Spender für Erkrankte gefunden werden. Am Dienstag, 3. März, und Dienstag, 10. März, können sich Personen daher jeweils von 17 bis 20 Uhr im Rotkreuz-Zentrum am Eupener Rotenberg in Form einer Blutabnahme typisieren und registrieren lassen. Und wer weiß, vielleicht ist ja auch ein Spender für den erkrankten Ostbelgier dabei, der ein Interview über seine Schockdiagnose auf GrenzEcho-Nachfrage ablehnte. „Ich will hier nicht im Mittelpunkt stehen. Wer spenden will, sollte das nicht für mich tun, sondern für alle Leukämiepatienten auf dieser Welt“, gab der junge Mann zu verstehen.

Der Schicksalsschlag des jungen Ostbelgiers hat im Netz die Leukämie (noch einmal) in den Fokus gerückt. Gleichzeitig ploppten in den sozialen Netzwerken auch einige Fragen zu dem Thema auf. Für das GrenzEcho Grund genug, gemeinsam mit Angela Kvasz, der Leiterin des Blutspendedienstes in Lüttich, Licht ins Dunkle zu bringen.

Was ist überhaupt Leukämie?

„Blut ist die wichtigste Versorgungs- und Verteidigungstruppe des Körpers“, erklärt Angela Kvasz. Und Leukämie zerstört, genauer gesagt es merzt den Bauplan der Stammzellen aus – also der Zellen, die vor allem im Knochenmark sitzen und für die Blutbildung verantwortlich sind. Um den Blutkrebs besiegen zu können, müssen sich Leukämiepatienten einer Chemotherapie unterziehen. Sollte diese Behandlung keinen Erfolg erzielen, haben einige Menschen nur noch eine Überlebenschance: Sie brauchen jemanden, der ihnen gesunde Stammzellen spenden kann.

Wie kann man helfen?

Man könne einem Leukämiepatienten nicht einfach die Stammzellen eines x-beliebigen Spenders einsetzen; ähnlich wie bei einer Organspende müssen die Gewebezellen von beiden zueinander passen. Und das sei angesichts von Tausenden verschiedener genetischer Merkmale, die jede Stammzelle hat, ein Glücksfall, erklärt Angela Kvasz. Deshalb müsse das Blut eines möglichen Spenders typisiert werden. Bei einer Typisierung werde etwas Blut abgenommen, dass dann genau auf seine genetischen Merkmale analysiert werde. „Das Ergebnis wird dann in einer internationalen Datenbank gespeichert – und die Person in der Stammzellenspenderdatei registriert“, ergänzt Angela Kvasz. Sollte sich anschließend ein geeigneter Empfänger für die Stammzellen finden lassen, werde die Person kontaktiert und um weitere Untersuchungen gebeten. Je mehr Freiwillige sich typisieren lassen, umso größer ist die Chance, den „genetischen Zwilling“ zu finden.

Wer kann sich registrieren lassen?

„Jeder gesunde Erwachsene im Alter von 18 bis 40 Jahren kann sich registrieren lassen“, erklärt Angela Kvasz. In Deutschland ist es gar erlaubt, bis zum Alter von 55 Jahren zu spenden. Aber warum? In Belgien, aber auch in anderen europäischen Ländern, wurde vor einigen Jahren beschlossen, die Altersgrenze abzusenken. Das alles vor dem Hintergrund, dass laut Statistiken Betroffene bessere Chancen mit jüngeren Spendern hätten. Mit dem Alter werden laut Experten die Zellen träger und können sich nicht mehr so häufig teilen. Wer schlussendlich als Stammzellenspender agieren möchte, „muss einfach bei der nächsten Blutspende das Einwilligungsformular zur Eintragung in das Register der freiwilligen, nichtverwandten Stammzellspender unterschreiben“, führt Angela Kvasz aus.

Wie werden schlussendlich Stammzellen entnommen?

„Es gibt zwei verschiedene Arten Stammzellen zu spenden“, erläutert Angela Kvasz. In den meisten Fällen werden Stammzellen über die sogenannte periphere Stammzellspende der Blutbahn entnommen. „Die Entnahme ähnelt der von Blutplättchen“, so die Expertin. Ein Gerät nehme das Blut auf und wähle die Stammzellen aus. Die anderen Zellen werden sofort wieder injiziert. Das gesamte Verfahren dauere zwei bis vier Stunden. „In wenigen Fällen werden wiederum Stammzellen direkt aus dem Knochenmark entnommen.“

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