Leitartikel

Zum Kommentar von Oswald Schröder folgende Anmerkungen: Jetzt im Augenblick, wo die Ukraine den Kandidatenstatus erhalten soll, ist es meiner Meinung nach zu früh und zu einseitig, sich über den Zustand der früheren und jetzigen Führung dieses Landes in dieser Form auszulassen.

Wir sollten vielmehr in den eigenen Spiegel schauen. Ich meine das nicht mit Blick auf den Krieg oder aus Mitleid. Das Land wird vielleicht keine Perspektive für die Zukunft mehr bekommen, wenn es dem Erdboden gleichgemacht wurde und besetzt bleibt.

Wenn wir ein europäisches Friedenskonzept errichten und eine europäische Republik aufbauen möchten, dann gehören alle Länder und alle Regionen dazu, auch die Aspiranten auf dem Balkan. Aber natürlich müssen die Beitrittskandidaten den Anforderungen gerecht werden und die Grundwerte beachten.

Im Balkan warten sie schon lange, weil sie diese Anforderungen nicht erfüllen und die EU nur zögerlich hilft, um bei der Erfüllung zu unterstützen. Entscheiden tun es die Wähler dieser Staaten allerdings selbst. Wir können doch nicht allen Ernstes glauben, dass die Türkei von Erdoğan oder Serbien mit Vučić in die EU aufgenommen werden können, in dem politischen und gesellschaftlichen Zustand, in dem die Länder sich befinden?

Der Hauptgrund ist aber der Zustand der EU selbst, denn eigentlich müssten eine Handvoll Länder aus der EU ausgeschlossen werden, weil auch sie den gesetzten Anforderungen nicht gerecht werden. Und dass sich ein Land wie Schweden, das selbst in die NATO möchte, sich zumindest bis jetzt dem Kandidatenstatus der Ukraine (und einiger Balkanstaaten) widersetzt, ist ebenso wenig hinnehmbar.

Die Retourkutsche ernten wir jetzt gerade alle, den Rest wird Ungarn mit Orbán noch erledigen. Dann braucht sich die Ukraine auch nicht mehr bemühen. Ich glaube nicht, dass es so kommen wird, wie wir es uns alle wünschen, denn was es braucht, ist ein neuer Konvent für Europa, einen neuen Aufbruch, ansonsten Prost Mahlzeit.

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