Corona-Lockerungen: Es geht nur Schnitt für Schnitt

<p>Corona-Lockerungen: Es geht nur Schnitt für Schnitt</p>
Illustrationsbild: belga

Das ganze Land ist kollektiv zerzaust. Auf fast jedem Kopf macht sich Corona bemerkbar. Und Frisuren sind bekanntlich ein Spiegel ihrer Zeit. Eine lange Mähne wirkt beispielsweise rebellisch, das war schon in den 60er Jahren so. Eine Epoche des Aufbruchs und der Revolte. Auch jetzt erlebt Belgien Historisches: Das Coronavirus hat das Land in einen Krisenmodus ohnegleichen versetzt.

Aktuell ist die Situation ziemlich ungewiss. Es ist einfach unklar, ob das Virus nur schlummert und sich bald wieder aufbäumt – oder ob es tatsächlich dabei ist, den Rückzug anzutreten. Hätte das Virus Haare, ließe sich seine Intention wesentlich leichter deuten – und seine Fellmütze gekonnt stutzen. Die Realität sieht allerdings anders aus.

Seit Wochen schildern hierzulande Experten und Entscheidungsträger immer wieder das Worst-Case-Szenario. Ein Schutzmechanismus, der laut Kritikern mehr Schaden anrichte, als Nutzen bringe. Doch aktuell ist es einfach überlebenswichtig vom Schlimmsten auszugehen und die Risiken und eben nicht die Chancen in den Fokus zu rücken. Denn jede Lockerung der Corona-Maßnahmen hat einmal mehr die Borniertheit einiger Menschen offenbart. Sicherheitsabstände und Ausgangsbeschränkungen sind für ein paar Personen völliger Quatsch. Dabei kann die Engstirnigkeit einer Minderheit ausreichen, um dem Virus neue Kraft zu verleihen. Und wozu es dann im Stande ist, haben wir bereits schmerzhaft zu spüren bekommen. Erleben will das niemand mehr. Genauso wenig will niemand die zurückgewonnen Freiheiten wieder aufgeben.

Um das zu verhindern, müssen wir uns in Sachen Lockerungen wie beim Haareschneiden zentimeterweise vortasten. Eben Schnitt für Schnitt – mit ständigem Blick in den Spiegel. Ja, es ist zeitintensiv. Und ja, es kostet Nerven. Extrem viele sogar. Die ganze Quälerei erspart uns aber auch eine böse Überraschung: Wenn nämlich auf einmal zu viel abgeschnitten wird, kann das nicht wieder rückgängig gemacht werden.

Es muss also jeder Handgriff perfekt sitzen. Ein unüberlegter Cut, und schon ist die Haarpracht hoffnungslos verloren. Und entgegen aller Alltagspsychologie lernt man in Corona-Zeiten nun einmal nicht aus Fehlern, sondern muss mit ihnen Leben – und das nicht nur auf, sondern auch im Kopf.

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