Flämische Politiker fordern mehr Sensibilität, wollen aber kein Verbot beim Aalster Karneval

<p>Der Aalster Karneval ist vor allem wegen seiner politischen Karikaturen bekannt.</p>
Der Aalster Karneval ist vor allem wegen seiner politischen Karikaturen bekannt. | Foto: belga

Der israelische Außenminister Israel Katz hatte zuvor darum gebeten, den Aalster Karneval zu verbieten. Letztes Jahr hatte es dort einen Festwagen mit jüdischen Karikaturen gegeben, die Israel als „antisemitisch“ betrachtet. Auf dem betroffenen Umzugswagen standen große jüdische Puppen mit Hakennasen, Pfeifenlocken und einer Spardose.

Minister Somers will jedoch kein Verbot der Karikaturen, denn „wir leben in einer Gesellschaft, die dem Recht auf freie Meinungsäußerung große Bedeutung beimisst“. „Aber nur, weil etwas erlaubt ist, muss man es nicht tun“, sagte er dem flämischen Rundfunksender VRT.

„Ich denke, dass die Lokalpolitiker – und insbesondere der Bürgermeister – mehr Anstrengungen unternehmen sollten, um mit den Karnevalisten in einen Dialog zu treten, und hierbei versuchen, sie davon zu überzeugen, dass es einfach nicht moralisch, ethisch und menschlich ist“, erklärte Somers. Er bittet die Karnevalisten um Respekt, will aber kein „Zensur-Bürgermeister“ sein.

Indes fordert der Aalster Bürgermeister Christoph D’Haese von den Karnevalisten „mehr Sensibilität“ und die Vermeidung von „sensiblen Themen“. Laut ihm scheint der israelische Außenminister Israel Katz „das Wesen einer freien Gesellschaft nicht zu verstehen“. „Es ist nicht Sache eines Außenministers, zu bestimmen, was in Aalst erlaubt ist und was nicht“, behauptete er gegenüber der VRT: „Das werde ich selbst entscheiden.“ D’Haese hält die Forderung nach einem Verbot des Karnevals für „zu verrückt, um sie in Worte zu fassen“ und für „unverhältnismäßig“.

Außenminister Philippe Goffin (MR) und der flämische Ministerpräsident Jan Jambon (N-VA) wollen auf den Aufruf des israelischen Ministers nicht reagieren. Letzten Monat sagte Jambon bei einem Besuch des früheren Vernichtungslagers in Auschwitz, dass die Karnevalisten in Aalst angesichts dessen, was die jüdische Bevölkerung durchmachen musste, keine jüdischen Karikaturen hätten verwenden dürfen. Jambon bleibe bei diesen Aussagen, sagte sein Sprecher am Donnerstag. (vrt/alno)

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