So können Sie dem Insektensterben entgegenwirken

<p>Der Sommerflieder ist ein Magnet für Insekten – vor allem Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge und der Kleine Fuchs sitzen gerne darauf.</p>
Der Sommerflieder ist ein Magnet für Insekten – vor allem Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge und der Kleine Fuchs sitzen gerne darauf. | Foto: Bernd Wüstneck

Dreißig Experten aus der ganzen Welt schlagen in zwei wissenschaftlichen Publikationen die Alarmglocken: Die Zahl der Insekten geht weltweit zurück. Einer von ihnen ist Dirk Maes, Insektenexperte am flämischen Institut für Natur- und Waldforschung (INBO). Er beschäftigt sich speziell mit Schmetterlingen in Limburg. „Viele gute Nachrichten gibt es an dieser Stelle nicht zu vermelden. In einem Jahrhundert sind knapp 20 Schmetterlingsarten verschwunden. Und immer mehr Arten geraten in große Not. Ich denke dabei zum Beispiel an den Lungenenzian-Ameisenbläuling. Von den sieben bekannten Populationen befinden sich fünf in Limburg. Wegen der trockenen Sommer haben es diese Schmetterlinge sehr schwer, einfach weil die Pflanzen, aus denen sie den Nektar gewinnen, verschwunden sind und ihre Raupen keine Nahrung mehr finden können“, berichtet Maes der Tageszeitung „Het Belang van Limburg“. Der Komma-Dickkopffalter sei wahrscheinlich noch schlimmer dran. „Von den etwa zehn bekannten Populationen wurden in den letzten Jahren nur wenige entdeckt. Genaue Zahlen sind nicht verfügbar, aber die Tatsache, dass die Anzahl vieler gefährdeter Schmetterlingsarten dramatisch zurückgehen, ist daraus ersichtlich.“

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Schmetterlinge wie dieser Zitronenfalter sind an der Bestäubung von Blühpflanzen beteiligt. | Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Tatsächlich flattern immer weniger Schmetterlinge über Europas Felder und Weiden. Seit 1990 ist die Hälfte aller heimischen Tagfalter-Arten aus Europa verschwunden, wie die Zeitschrift „Geolino“ berichtet. 80 Prozent der Schmetterlingsarten stehen auf der Roten Liste, so wie zum Beispiel der Zitronenfalter, der Kleine Fuchs, das Große Ochsenauge oder das Tagpfauenauge. Die ausgedehnten Agrarsteppen bieten vielen Faltern keine Heimat mehr.

<p>Schmetterlinge ernähren sich in erster Linie von Nektar – wie dieser Kleine Fuchs an den Blüten einer Winterheckenzwiebel.</p>
Schmetterlinge ernähren sich in erster Linie von Nektar – wie dieser Kleine Fuchs an den Blüten einer Winterheckenzwiebel. | Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Viele Insektenarten sind laut Maes sogar ganz ausgestorben. „Wenn wir uns die sieben roten Listen der gefährdeten Insektenarten ansehen, sehen wir, dass etwa 12 Prozent aller Arten inzwischen ausgestorben sind“, erklärt der Experte. In Flandern seien zum Beispiel 19 der 67 bekannten Schmetterlingsarten verschwunden. In der Wallonie sind laut einer Studie zur Biodiversität indes 18 Arten ausgestorben.

Etwa die Hälfte aller Insektenarten sei mehr oder weniger stark bedroht. „Auch anderen Arten geht es sehr schlecht. Die Zahlen der Holzkäfer sind erschütternd: 60 Prozent der Arten sind ausgestorben oder bedroht. Und da es keine Anzeichen dafür gibt, dass es Bienen, Hummeln, Asseln, Käfer und Spinnen besser geht, können wir die Daten auch für diese Arten ableiten“, fährt Maes fort.

Unordentliche Gärten sind ein Paradies für Insekten

Wir können den Insekten aber unter die Arme bzw. Flügel greifen, und zwar, indem wir unsere Gärten etwas umgestalten. „Wenn wir alle Gärten zusammenlegen würden, gäbe es ein riesiges Naturschutzgebiet“, so der Experte. Unsere Gärten müssten nur etwas weniger geordnet sein. „Unsere Insekten mögen es etwas unordentlicher. Mähen Sie das Gras nicht zu viel, lassen Sie totes Holz liegen, räumen Sie das Laub nicht weg.“ So schaffe man Lebensraum für unzählige Arten. „Und vor allem: Vermeiden Sie den Einsatz von Pestiziden.“

Ein weiterer Vorteil für alle Insekten sei die Anpflanzung vielfältiger, nektarreicher und einheimischer Pflanzen. Also einfach mal eine wilde Ecke im Garten stehen lassen oder einen Teil des Gartens mit wilden und farbenfrohen Blumen besähen. Einige für Insekten äußerst nützliche heimische Pflanzen sind laut der Webseite des deutschen Naturschutzbundes NABU zum Beispiel Wiesensalbei, Diptam, Wilde Malve, Akelei, Gemeines Leimkraut, Klee, Brennnessel usw. Frühblüher wie Schneeglöckchen, Krokusse oder Narzissen sind außerdem überlebenswichtig für viele früh fliegende Insekten.

<p>Blumen blühen auf einer Wiese, die für Wildblumen angelegt wurde. Ein Wildblumenbeet kann Insekten helfen.</p>
Blumen blühen auf einer Wiese, die für Wildblumen angelegt wurde. Ein Wildblumenbeet kann Insekten helfen. | Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

„Vielen Arten könnten wir so helfen. Die Gärten würden dann sozusagen zu Tankstellen mit Nektar umgewandelt, von denen aus die Insekten weiterziehen können. Nektar für fliegende Insekten, Blätter oder Gras für Käfer und Raupen. Wenn alle Menschen dazu bereit sind, können wir in unserem eigenen Garten einen Dschungel für all die kleinen Geschöpfe schaffen“. (alno)

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