Die Fahrzeuggattung SUV hat schon einen Wandel erfahren

<p>Beim Peugeot 2008 haben die Kunden bald die Wahl zwischen Benzin, Diesel und E-Antrieb. Dann kann jeder nach eigenen Vorstellungen und vor allem nach eigenem Bedarf entscheiden.</p>
Beim Peugeot 2008 haben die Kunden bald die Wahl zwischen Benzin, Diesel und E-Antrieb. Dann kann jeder nach eigenen Vorstellungen und vor allem nach eigenem Bedarf entscheiden. | Foto: dpa

SUV für „Sport Utility Vehicle“ ist inzwischen nicht mehr der Oberbegriff für überlange Autos mit Hochkarosserie, viel Bodenfreiheit und Reifen für Schlamm, Wald oder Wüste. Das mag in der jüngeren Vergangenheit zunächst der Fall gewesen sein. Deshalb wird mit dem Begriff SUV immer noch das Bild von Autos verknüpft, die viel mehr Kraftstoff verbrauchen, weil sie zu schwer sind. Von Autos, die in Stadtzentren den Eindruck erwecken, dass sie dort nicht mehr hingehören oder dass sie lediglich den Eigentümern noch dienen, damit zu protzen.

Das hat sich zum Glück geändert. „Mittlerweile sind sehr viele Fahrzeugmodelle auf dem Markt, die nur vom Namen her noch SUV sind, fasst es Arthue Kipferler von der Strategieberatung Berylls zusammen. Diese Autos unterscheiden sich von ihren technisch ähnlichen Geschwistern lediglich durch eine etwas robustere Aufmachung, mit umlaufenden Kunststoffplanken und ein wenig mehr Bodenfreiheit. Die meisten SUV besitzen gar keinen Allradantrieb mehr. Diese Technik hat für den Alltagsfahrer ohnehin kaum noch Nutzen. Warum sie trotzdem gekauft werden? „Weil sie die begehrte erhöhte Sitzposition und die damit verbundene bessere Rundumsicht bieten, die immer wieder als eines der Hauptkaufkriterien genannt wird“, sagt Kipferler. Zudem sind sie in der Regel etwas geräumiger und variabler als konventionelle Autos und werden so zur Alternative für Break und Van. „Diese Modelle finden sich in den kleinen und kompakten Fahrzeugsegmenten und lassen sich entsprechend sparsam bewegen.“

Allerdings geht mit dem Platzbedarf oft ein größeres Format einher. „Und genau das wird von den Skeptikern als eines der zentralen Probleme angesehen“, sagt der Berylls-Experte. „Denn obwohl es nicht immer zutrifft, assoziieren sie mit größeren Autos mehr Verbrauch und damit mehr Emissionen.“ Das sei allerdings ein Vorwurf, den man im Zusammenhang mit den ehemals beliebten, aber meist gleich großen Vans nie gehört habe. „Damals war das Umweltbewusstsein offenbar noch weit weniger ausgeprägt.“ Die Hersteller können die bei den Käufern stets beliebteren SUV zu leicht höheren Preisen anbieten. In Belgien sind inzwischen schon 39 Prozent aller Neufahrzeuge solche, die man als SUV einordnen darf. Sie werden hin und wieder als sportliche Geländefahrzeuge eingeordnet, obwohl nur wenige von ihnen dies sind. Die Nobelmarken suchen einen Ausweg aus der Imagekrise, indem sie in großem Stil SUV elektrifizieren. Audi, Mercedes und Porsche haben dies erkannt, lassen emissionsfrei fahren, sorgen aber gleichzeitig mit dafür, dass SUV zum Teil mit Modellen verknüpft wird, die jenseits der automobilen Vernunft unterwegs sind.

Mehr automobile Vernunft legen Hersteller an den Tag, die neue Technik mit Autos der Mittelklasse assoziieren. Hybridautos eignen sich für die meisten Kunden, die die Elektrotechnik mit an Bord nehmen wollen. VW und die PSA-Marken lassen bei den Mittelklassefahrzeugen schon die Wahl zwischen Benzin, Diesel und Strom.

<p>Der Audi E-Tron ist ein Elektroauto mit Crossover-Karosserie. Er zählt zur gehobenen Klasse der SUV und wird in Brüssel gebaut.</p>
Der Audi E-Tron ist ein Elektroauto mit Crossover-Karosserie. Er zählt zur gehobenen Klasse der SUV und wird in Brüssel gebaut. | Foto: Audi
Viele Hersteller starten ihr erstes E-Auto als SUV. Und aus gutem Grund sind mit dem Hyundai Nexo und dem Mercedes GLC auch zwei der vier weltweit verfügbaren Brennstoffzellen-Fahrzeuge SUV. Das gilt auch für die ersten Elektroautos, mit denen die etablierten Hersteller die Verfolgung des Pioniers Tesla aufgenommen haben: Audi E-Tron, Jaguar I-Pace, Mercedes EQC sind nicht umsonst hochbeinig und haben eine Crossover-Karosserie.

„Wenn es um einen niedrigen CO2-Ausstoß geht, kommt man um ein elektrifiziertes SUV nicht herum“, sagt Kipferler: „Trotz aufwendiger Batterietechnik können sie, aufgeladen mit reinem Ökostrom, schon nach wenigen Jahren eine bessere Schadstoffbilanz aufweisen als vergleichbare Verbrenner.“ Und der Plug-in-Hybrid erlaube für viele tägliche Fahrten einen rein elektrischen Betrieb und empfehle sich so als Brückentechnologie.

Aber egal ob Mild-, Voll- oder Plug-in-Hybrid, ein voll elektrischer Antrieb oder gar die Brennstoffzelle – an der Stimmung gegenüber dem SUV ändert das wenig, hat Automobilwirtschaftler Ferdinand Dudenhöffer beobachtet: „Es geht nicht um gute oder böse SUV, sondern um die soziale Akzeptanz“, sagt der Professor an der Universität Duisburg-Essen. Geländewagen von mehr als fünf Metern Länge fahren automatisch auf Konfrontationskurs mit der öffentlichen Meinung, obschon man bescheidene SUV heute durchaus ohne schlechtes Gewissen fahren darf. (dpa, HW)

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