Wie gut wissen DG-Schüler über Finanzen Bescheid?

<p>Das Thema Finanzen findet in den Schulen der Deutschsprachigen Gemeinschaft Beachtung. Im Primarschulbereich lassen sich allerdings große Unterschiede feststellen.</p>
Das Thema Finanzen findet in den Schulen der Deutschsprachigen Gemeinschaft Beachtung. Im Primarschulbereich lassen sich allerdings große Unterschiede feststellen. | Foto: Jens Büttner/dpa

Der Gemeinschaftsabgeordnete Gregor Freches (PFF) hatte eine schriftliche Frage an Bildungsminister Harald Mollers (ProDG) gerichtet. Freches verwies auf Medienberichte, wonach es immer mehr Haushalte gebe, die ihre Rechnungen nicht mehr zeitig bezahlen könnten und immer mehr Menschen, die u.a. dadurch in die Schuldenspirale verfielen. PISA-Studien zeigten außerdem auf, dass nur 15 % der Jugendlichen sehr geringe Finanzkompetenzen hätten, also keine einfache Entscheidung treffen könnten, wenn es um die Ausgaben des täglichen Lebens geht, so Gregor Freches.

Bislang habe es noch keine spezifischen Umfragen zu Finanzkompetenzen der Jugendlichen in Ostbelgien gegeben, antwortete Harald Mollers. Denn die DG habe sich bei den bisherigen PISA-Studien entschieden, sich auf die Testung der drei anderen Kompetenzen (Lesen, Naturwissenschaften und Mathematik) zu konzentrieren. Dennoch könnten in Zukunft die Kompetenzen der Schüler im Bereich Finanzen getestet werden, insofern diese Option bei den nächsten PISA-Studien wieder zur Auswahl stehe. Zuletzt war dies im Jahr 2015 der Fall. Seinerzeit hatte Flandern daran teilgenommen und gut abgeschnitten. Die Französische Gemeinschaft hatte den Angaben zufolge unter anderem aus Kostengründen nicht teilgenommen. Ein weiterer Grund sei, dass für diese Option immer eine zusätzliche Stichprobe erforderlich sei. Die DG habe sich der Entscheidung angeschlossen, da es sehr aufwendig sei, die Stichprobe zu erweitern.

Pädagogische Hilfsmaterialien, die sich u.a. auf dem Bildungsserver befinden, seien den meisten Sekundarschulen nicht bekannt, erläuterte Mollers auf Freches-Nachfrage. „Die darin angesprochenen Themen finden sich allerdings im Wirtschaftsunterricht wieder, wie zum Beispiel Überschuldung allgemein, Überschuldung von Jugendlichen, Reaktion bei einer Überschuldung, Kredite verstehen und analysieren, verantwortungsvoller Umgang mit Krediten, Werbung für Kredite entschlüsseln, Sparmaßnahmen und so weiter.“ Dank der Rückmeldungen der Grundschulen lasse sich feststellen, dass das Thema Finanzen „schon einen sehr großen Stellenwert besitzt und viele verschiedene Projekte oder Unterrichtseinheiten zu dem besagten Thema bereits ab dem ersten Primarschuljahr der Grundschule angeboten werden“, fügte der Bildungsminister hinzu. Hier gebe es aber auch Unterschiede. Die Schulen, die den Umgang mit den Finanzen weniger in den Unterricht einbauen, seien der Meinung, dass dies in der Verantwortung der Eltern liege.

In den Sekundarschulen sei die Thematik noch stärker verbreitet, da den Schülern in den meisten Schulen ab dem zweiten oder dritten Sekundarschuljahr Studienrichtungen zur Fächergruppe Wirtschaftswissenschaften angeboten würden. Auch die Jugendinformationszentren informierten dazu.

Erster Umgang für Lehrlinge bereits ab dem ersten Jahr

Unterdessen werde den Lehrlingen bereits ab dem ersten Jahr der erste Umgang mit ihrer neuen finanziellen Situation erklärt und beigebracht. Hierzu diene das aktuell gültige Ausbildungsprogramm „Allgemeinkenntnisse für Lehrlinge der dualen mittelständischen Ausbildung". In den Fächern Wirtschaftslehre (Wirtschaft), Recht und Gesetzgebung, Sozialkunde und KMU (kleine und mittlere Unternehmen) würden diese Themen im Laufe der drei Lehrjahre behandelt.

In seiner Frage erwähnte Gregor Freches auch das aus der Schweiz bekannte digitale Lernspiel „FinanceMission Heroes“: Grob zusammengefasst, schlüpfen Schüler in die Rolle von „Heroes“ und müssen raffgierige Roboter aufhalten, die auf ihrem Raubzug durch die virtuelle Stadt alles Geld stehlen. Auf diesem Weg müssen die Jugendlichen viele Herausforderungen im Umgang mit Geld bewältigen.

Die Einbettung des Lernspiels in die Rahmen- und Lehrpläne der DG sei aber nicht gegeben, so Mollers: „Ein weiterer Aspekt ist der zeitliche Aufwand. Er ist in diesem Spiel sehr groß und kann Lehrpersonen auch abschrecken, da sie immer über Zeitmangel klagen. Ein weniger komplexes Spiel wäre hier wohl angebrachter.“ Das Spiel wäre aufgrund seiner Komplexität, wenn überhaupt, wohl eher etwas für die Sekundarschule. Alternativ dazu könnten die bereits in einigen Schulen angebotenen Projekte zum Thema „Umgang mit Finanzen", wie beispielsweise die Mini-Unternehmen, weiter ausgebaut werden, denn diese näherten sich deutlich mehr der Realität des Alltagslebens, denkt der Minister.

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