Russland pflügt durch Eishockey-WM

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Alexander Owetschkin ist einer der zahlreichen russischen WM-Stars. | Foto: Reuters

Als er seinen Helm vom schweißnassen Kopf abzog, musste Alexander Owetschkin grinsen. So sehr, dass die Zahnlücke zum Vorschein kam. Auch der russische Eishockey-Superstar dürfte überrascht gewesen sein, wie spielerisch leicht der Rekordweltmeister bislang die WM-Konkurrenz in die Schranken verwiesen hat. Sieben Siege in sieben Gruppenspielen, ein überlegener 7:4-Triumph gegen Titelverteidiger Schweden: Es ist fast schon zu einfach.

„Wenn wir unser Spiel spielen, glaube ich nicht, dass jemand mit uns mithalten kann. Wenn du dir unsere Aufstellung anschaust, kann jede Reihe treffen, also brauchen wir nicht viele Chancen“, sagte NHL-Profi Nikita Sadorow von der Colorado Avalanche. Darauf können sich die Amerikaner schon einmal einstellen, denn am Donnerstag (16.15 Uhr) muss die USA im Viertelfinale gegen den Olympiasieger ran.

Zwar haben auch die Amerikaner einige Top-Spieler wie Patrick Kane und Jack Eichel in ihren Reihen, doch der Kader der Sbornaja ist noch einmal um einiges besser besetzt. Neben Owetschkin wirbelt Jewgeni Malkin, das Weltklasse-Duo harmoniert in der Slowakei wieder mal prächtig. Gegen Schweden bereitete Malkin einen Owetschkin-Treffer vor, indem er sich den Puck lässig durch die eigenen Beinen schob.

Doch auch NHL-Topscorer Nikita Kutscherow weiß mit sechs Turniertreffern zu überzeugen, und die anderen Spieler fallen vom Niveau ebenfalls kaum ab. Selbst Schweden war dieser Übermacht nicht gewachsen, im Mitteldrittel bekam der Titelverteidiger nach einer 1:0-Führung sechs Tore eingeschenkt. „Das ist schon ein bisschen komisch, manchmal täuschen sie nur an und passen statt zu schießen. Da hat sich viel getan im Vergleich zu früher. Sie werden für den Rest des Turniers gefährlich sein“, sagte Schwedens Torhüter Jacob Markström.

Es scheint also, als wäre der 28. WM-Titel der „Roten Maschine“, die vom Deutsch-Russen Ilja Worobjow trainiert wird, nur Formsache - auch wenn von den Spielern noch viel Understatement zu hören ist. „Wir nehmen ein Spiel nach dem anderen. Gegen die USA ist es immer eine große Rivalität, also werden wir uns bestmöglich vorbereiten“, sagte Ilja Kowaltschuk.

Es geht schließlich auch um viel Prestige. Zum letzten Mal hatte sich Russland vor fünf Jahren zum Weltmeister gekrönt, erst im Vorjahr konnte der Titelhunger der erfolgsverwöhnten Eishockey-Nation mit dem Olympia-Sieg gegen Deutschland in Pyeongchang gestillt werden. Balsam für die russische Seele, denn die Zeiten der totalen Dominanz, als die Sowjetunion beispielsweise von 1963 bis 1971 jedes (!) Jahr Weltmeister wurde, sind lange vorbei. Doch die Erben der Helden von damals machen Hoffnung auf eine neue Ära. (sid)

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