Geschäfts- statt Liebesbeziehung

„Mehr Lohn für Tagesmütter und Kinderbetreuer!“, „Öffnungszeiten der Krippen erweitern!“, „Die Betreuungsoffensive muss weitergehen!“, „Mehr Kinderkrippenplätze - Das Beste für unsere Kleinen!“, „Kein Elterngeld, sonst bleiben Eltern für ein paar Euro zuhause!“ Was hat unsere neue Politikergeneration eigentlich geritten? Sind die Kinder denn so schlecht bei ihren eigenen Eltern aufgehoben? Ich las heute einen älteren, wunderbaren Artikel in der FAZ: „Mit Mama alleine zuhause“. Die darin zu Wort kommende Mutter bringt es auf den Punkt. Die Fremdbetreuung, auch wenn sie noch so professionell erledigt wird, ist und bleibt eine Geschäftsbeziehung zwischen Kind und Betreuer, und wird nie eine Eltern-Kind-Liebesbeziehung sein. Aber damit Letztere wirklich wachsen kann, braucht es Zeit, die gemeinsam verbracht wird. Meine lieben Jungpolitiker, seid ihr Euch den Folgen bewusst, die mit einer Entfremdung zwischen Eltern und Kindern einhergehen? Bedenkt, wer Entfremdung sät, wird Einsamkeit ernten. Übrigens hilft es dann wenig, die Altersarmut bekämpft zu haben, wenn der Preis die Alterseinsamkeit ist.

Kommentare

  • Hier der Link zum FAZ-Artikel: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/selbstbetreuung-als-alternative-zum-kindergarten-14472418.html

  • Sie nennen es "schlechtes Gewissen einreden". Ich würde es bestenfalls "schlechte Gewissen wecken" nennen. Ein schlechtes Gewissen kann mitunter sehr hilfreich sein, weil es zum Nachdenken anregt, und Nachdenken war noch nie schädlich. Übrigens würde es mich nicht wundern, wenn in Ihrem angeblich "progressiven Weltbild" dem Vater, der seiner Kinder wegen beruflich kürzer tritt, anerkennend auf die Schulter geklopft wird, dagegen die Mutter, die das gleiche tut, gleich in die Ecke "Heimchen am Herd" gestellt wird.

  • Herr Schmitz, wenn die Entfremdung bei Kindern in Betreuung außerhalb des Familienhauses so groß wäre, wie Sie behaupten, warum geht es all diesen Kindern dann gut? Ich habe noch von keinem Kind gehört, das irgendwelche psychologischen Schäden davongetragen hat, weil es in die Kita oder zur Tagesmutter gegangen ist... Es ist schon ziemlich dreist von ihnen, Eltern ein schlechtes Gewissen einreden zu wollen, nur weil die gewählte Betreuungsart nicht ihrem konservativen Weltbild entspricht. Gegenfrage: Sind die Kinder denn so schlecht in Kitas oder bei Tagesmüttern aufgehoben? Ich glaube nicht.

  • Ganz sch¨ön viele kühne Behauptungen, die Sie da aufstellen, Frau van Straelen. Würde ich mir es nun genau so einfach machen, wäre ich geneigt zu behaupten, dass der im "Osten" auffällige Rechtsruck durch das massive Outsourcing der Kleinkinder in Krippen begünstigt wurde bzw. wird. Zum Glück, mache ich es mir eben nicht so einfach. Um die Komplexität zu verdeutlichen, stelle ich mir und Ihnen z.B. folgende Frage: Haben wir es in folgendem hypothetischen Fall mit "Rabeneltern" zu tun oder nicht? Man stelle sich junge Eltern mit zwei Kindern im Alter von 3 und 15 Monaten vor. Er hat gerade seinen Job verloren und sie ist (schlecht bezahlte) Krankenschwester. Beide können aber gut rechnen und stellen fest, dass wenn sie ihre beiden Kinder zur Tagesmutter geben und dann im Gegenzug der Vater zwei fremde Kleinkinder als Tagesvater betreut, sie unterm Strich dank staatlicher Bezuschussung knapp 60€/Tag (1200€/Monat) mehr in der Tasche haben. Sind also diese Eltern, die aus finanziellen Gründen ihre eigenen Kinder gegen fremde Kinder austauschen, "Rabeneltern"? Es gibt eigentlich nur 3 mögliche Antworten: a) JEIN, sprich ich kann diese Frage nicht mit JA oder Nein beantworten. b) JA, d.h. wer sein Kind aus finanziellen Gründen outsourct, ist "Rabenmutter/-vater". c) NEIN, es ist ethisch völlig in Ordnung, seine Kind aus finanziellen Gründen outzusourcen. Meine persönliche Antwort lautet "JEIN", nämlich "NEIN", wenn die finanzielle Not derart groß ist, dass Hunger und Kälte (sprich kein Dach überm Kopf) drohen, ansonsten "JA". Ich finde es allerdings unverantwortlich, wenn ein Staat Anreize für diesen "Kindertausch" schafft. Und wie lautet nun Ihre Antwort, Frau van Straelen?

  • @ Herrn Schmitz (26.05.) Mein Diskurs in die 60er Jahre basierte auf meiner eigenen Erfahrung des Klalten Krieges, und da es diese Debatte NUR aber auch wirkliche NUR in Deutschland gibt, kann ich es mir nicht anders erklären. Ost-Belgier sind meistens leider hauptsächlich auf Deutschland ausgerichtet (TV etc.), kennen manchmal die belg. Gesetze nicht (aus meiner eigenen Erfahrung, wenn ich über “Belgien” spreche, wo ich über 40 Jahre in Flandern gelebt habe) Wenn Sie jetzt die AFD-Scene der heutigen neuen Bundesländer als Ergebnis der Kinderkrippen sehen, kann ich das nicht nachvollziehen. Sondern der Frust kommt viel eher daher, dass man ungleich behandelt wird, dass man als Frau wieder viel weniger Chancen hat und dafür dann auch noch viel weniger verdient, dass keine Arbeit da ist, weil das halbe Land “abgewickelt” wurde. Aber zurück zur Kindererziehung: Ihr Beispiel ist sowas von verwirrend, da musste ich mir erstmal eine Tabelle machen: 1. ein Arbeitsloser verliert SOFORT und KOMPLETT seine Arbeitslosenunterstützung. Wer riskiert das schon (hatten Sie das bedacht ?) 2. man muss min. 40 Std Kurse folgen, + 1. Hilfe-Kurs 3. man muss eine entsprechend große und gut eingerichtete Wohnung haben und mindestens 1 Raum vollkommen zur Verfügung stellen können mit Bettchen (Matratzen), Decken, Tischchen, Stülchen, Spielzeug. Die Sicherheit muss gewährt werden (keine scharfen Ecken, die Elektrizität gut abgedeckt etc.) Türen absichern etc. 4. auch muss man Essen !!, Strom, Wasser und Heizung SELBST ZAHLEN 5. das Essen muss selbstgekocht, gesund und abwechslungsreich sein 6. ½ Tag geht bis 5 Std – ein ganzer Tag kann bis 11 Std gehen ! Tageseltern sind meistens Elternteile, die gerade selbst ein eigenes Kind im entsprechenden Alter haben und dann noch 2, 3 dazunehmen – übrigens das eigene Kind bekommt dann keine Zuschüsse ! Woher kommt dann der Begriff von Rabeneltern (den es übrigens nicht gibt, es gibt nur RabenMUTTER) – und was tut Kälte (bei ihnen obdachlos) und finanzielle Not hier zur Sache ? Dann haben wir überhaupt noch nicht von den Möglichkeiten gesprochen, die die Eltern bei Kleinkindern haben: Arbeitszeitverkürzung von ½ Tag pro Woche bis Vollzeit für eine gewisse Zeit, und zwar unabhängig für Vater und Mutter, wobei man den Job behält und noch einen Zuschuss bekommt für die ausgefallene Arbeitszeit. Rentenansprüche laufen weiter (das Gejammere der kleinen Renten wird weniger) und man bleibt aktuell am Arbeitsmarkt. Steigen Sie mal 3 Jahre oder länger aus, sie finden eine total veränderte Arbeitswelt vor und der Anschluss ist meistens verpasst Nein, orientieren Sie sich mal nach Belgien statt nach Deutschland, sie werden aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.

  • Sie behaupten, dass es den Begriff "Rabeneltern" gar nicht gäbe. Hmm... Google findet auf Anhieb 128.000 Treffer, wenn ich nach "Rabeneltern" suche. Soviel zu Ihrer persönlichen Wahrnehmung der Realität. Nun zurück zu meiner Frage, die doch gar nicht so "verwirrend" war. Statt diese zu beantworten, erklären Sie lang und breit, wie unattraktiv der Job "Tagesmutter/-vater" sei. Also nochmal, diesmal noch "übertriebener", damit die Frage noch weniger "verwirrend" wird: Wenn ich meine vier eigenen Kleinkinder in Fremdbetreuung geben würde, damit ich 4 fremde Kleinkinder als Tagesvater betreuen kann (laut Norm darf ich maximal 4 Kinder betreuen, und diesmal werden die eigenen mitgezählt), um auf diese Weise unterm Strich die 120€/Tag staatliche Förderung einzustreichen, wäre ich dann in Ihren Augen ein Rabenvater?

  • Was kommen sie immer mit ihrem Rabenvater/Mutter. Das ist für mich eben genau KEINER, es ist ein Schimpfwort für GEGNER der Kinderbetreuung, gegenüber Eltern, die diese in Anspruch nehmen. Und die ausführliche Berechnung zeigt, dass man das nicht mal so eben schnell wird, sondern dass es Vorbereitungen, Investitionen etc. Mit sich bringt. Und wie kommt man auf 4 Kleinkinder unter 3 Jahren ? OK mit Zwillingen geht das. Ihre Berechnung kann ich mir nicht erklären, Sie ziehen auch wieder keine Kosten ab, sowie die Arbeitslosenunterstützung, die wegfällt. Aber den Status des Rabenvaters, den Sie so gern von mir hätten, kann ich nicht geben, das ist ein Begriff des konservativen, klassischen Familienlebens, welches ich nicht vertrete.

  • diese leidliche Debatte gibt es NUR in Deutschland. NUR in Deutschland gibt es auch das Wort Rabenmutter, bzw Schlüsselkinder. In meiner Kindheit war es was ganz Fürchterliches. Und warum ? Weil es dies in der ”Ostzone” gab und was es dort gab MUSSTE schlecht sein. Ich stellte mir als Kind ernsthaft vor, daß die Babies mit ca. 2 Monaten den Familien entrissen wurden, und ausschliesslich eine “Staatserziehung” bekamen. Dies bekommt man zum Verrecken nicht aus deutschen Köpfen raus. Die Mütter haben früher ihre Kinder in ein Ställchen gesetzt, so dass sie dann waschen, kochen, flicken und stopfen sowie putzen konnten, damit sie dem Ehemann abends eine blitzblanke Wohnung mit fertig gedecktem Abendessenstisch herzeigen konnten (sehen Sie sich alte Reklame an) alles viel aufwendiger als heute. Kinder in Kitas sind jeden Tag stundenlang bei ihren Eltern, die sich dann wirklich auf diese konzentrieren, Kinder in Kitas lernen in Gemeinschaft zu leben und zu teilen und haben viel mehr Möglichkeiten, als Einzelkinder zu Hause. Es ist jede Menge Zeit für Liebe. Kinder sind viel schneller selbständig, und nicht ständig überwacht. Sprechen Sie mal mit flämischen oder wallonischen, oder gar Brüsseler Eltern (sowie den übrigen EU-Ländern) die verstehen die Welt nicht mehr bei den deutschen Argumenten. Wieviel Generationen braucht es noch, um diese mittelalterliche Einstellung auszumerzen ? Das Elterngeld ist die billigste Lösung für die Politik: keine Gebäude, keine Pädagogen, nur ein bisschen Geld und das Problem ist vom Tisch. Gehen Sie doch mal in eine Kita und sehen Sie sich die “armen, erbärmlichen, lieblosen Kinder” an.

  • Lieber Herr Hezel, Nicht ich erkenne den Eltern die Fähigkeit ab, ihre eigenen Kinder zu betreuen, sondern die Regierung der DG, insbesondere Herr Antoniadis scheinen davon auszugehen, dass Kinder grundsätzlich besser bei "Fremden" (Krippe, Tagesmutter) aufgehoben sind. Er fördert ausschließlich die Fremdbetreuung und schenkt der Selbstbetreuung keinerlei Beachtung, sprich Unterstützung. Weil eine Tagesmutter mit staatlichen Mitteln unterstützt wird, lohnt sich die "Überkreuz-Betreuung" finanziell, sprich ich betreue Deine, und Du im Gegenzug meine Kleinkinder, und schon kassieren wir beide 29€/Kind/Tag von der DG, die wir sonst nicht bekommen würden, wenn wir beide jeder seine eigenen Kinder betreuen würden. Nun, Herr Hezel, wäre in Ihren Augen derlei "Überkreuz-Betreuung" ethisch akzeptabel bzw. wünschenswert? Sollten alle Eltern auf Kosten ihrer eigenen Kinder zu subventionierten "Tageseltern" werden?

  • Herr Schmitz, eine Dreistigkeit jagt die nächste: " Ich würde es bestenfalls "schlechte Gewissen wecken" nennen." Die 'Rabeneltern', die es also wagen, ihre Kinder in professionelle Betreuung zu geben, handeln dann ihrer Meinung nach nicht nur *nicht* nach bestem Wissen und Gewissen, sondern sind dazu auch noch dumm, weil sie sich ihres vermeintlichen schlechten Gewissens nicht bewusst sind? Warum nicht gleich diesen Eltern ihre Fähigkeit zum Elternsein aberkennen?

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