29 Tote bei Busunglück auf Madeira: Versagten die Bremsen?

<p>Die Urlauber wollten zu einem traditionellen Abendessen nach Funchal.</p>
Die Urlauber wollten zu einem traditionellen Abendessen nach Funchal. | Foto: dpa

Überlebende des schweren Busunglücks von Madeira mit 29 Toten haben ein Bremsversagen als wahrscheinliche Unfallursache bezeichnet. Die Behörden warnten vor vorschnellen Urteilen. Ein leicht verletzter Passagier berichtete noch am Donnerstag von seinen Eindrücken. „Ich denke, die Bremsen funktionierten nicht. Ich kann mir keine andere Ursache vorstellen. Der Bus fuhr von der Quinta Splendida los, nach einigen Sekunden wurde er immer schneller. Er schlug gegen die Mauer, wir glaubten sofort, dass er außer Kontrolle geraten war. Er wurde immer schneller, und dann überschlug er sich“, sagte der Mann nach einem Bericht der Online-Zeitung „Observador“.

Er hatte sich laut Bericht bei dem Unfall eine Rippe gebrochen, seine Frau wurde am Nacken leicht verletzt. Alter und Herkunft des Ehepaars nannte „Observador“ nicht. Die Frau erzählte, dass ein Tipp auf dem Hinflug wohl dafür gesorgt habe, dass sie glimpflich davon kamen. „Im Flugzeug erklärten sie uns, was zu tun war. Wir kauerten uns zusammen wie die Babys. Und das war unser Glück“, sagte sie. Unter den 29 Todesopfern sind nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in Berlin wahrscheinlich 27 deutsche Staatsangehörige. Nach portugiesischen Medienberichten könnten auch zwei Einheimische getötet worden sein. Die Identifizierung der Opfer soll nach Angaben des Krankenhauses „Dr. Nélio Mendonça“ in Funchal voraussichtlich bis Samstag abgeschlossen sein.

27 Menschen wurden bei dem Unfall verletzt, die meisten laut Medienberichten ebenfalls Deutsche sowie zwei Portugiesen: der Fahrer und ein Reiseführer. Laut „Observador“ waren am frühen Nachmittag noch 19 Verletzte im Krankenhaus. Vier lägen auf der Intensivstation, einer würde operiert. Acht Menschen konnten das Krankenhaus verlassen. Die Urlauber wollten vom Hotel Quinta Splendida im östlich der Inselhauptstadt gelegenen Ort Caniço zu einem traditionellen Abendessen nach Funchal. Der Bus fuhr eine leicht abschüssige Straße hinunter und bog dann links ab. In der Kurve kam er - nur rund 250 Meter vom Hotel entfernt - von der Fahrbahn ab. Der Bus stürzte mehrere Meter tief und schlug in ein Haus ein. Dessen Bewohner war laut „Observador“ nicht zuhause. Eine Augenzeugin sagte dem Sender TVI24, dass sie laute Schreie aus dem Bus hörte. Der Bus wurde am Donnerstagfrüh geborgen, auf Fotos klaffte ein großes Loch im Ziegeldach und der Rückwand des Hauses.

Die portugiesische Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer bis einschließlich Samstag an. Ministerpräsident António Costa kondolierte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Er sei bestürzt und übermittle der Kanzlerin „in dieser schweren Stunde“ sein Bedauern, twitterte Costa noch am Mittwochabend. Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa wird am Freitag auf Madeira erwartet. (dpa)

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