Ein Krebsgeschwür in der Medienlandschaft

<p>Hauptsache, es kracht. Relativieren oder in Kontext setzen ist in manchen Onlinemedien, auch in Ostbelgien, verpönt.</p>
Hauptsache, es kracht. Relativieren oder in Kontext setzen ist in manchen Onlinemedien, auch in Ostbelgien, verpönt. | Illustration: dpa

Schreibtischtäter nennt man angebliche Journalisten, die nie eine Veranstaltung oder Pressekonferenz besuchen, die sich ungeniert an den Quellen bedienen, die andere erschlossen haben und sich einzelne Themen herauspicken, die sich für ihre fragwürdigen Zielen eignen. Der ehemalige Journalist, der besagte Plattform betreibt, operiert genau nach diesem Muster und bedient sich dabei auch hemmungslos bei den Quellen und Medien, die er immer wieder gerne „in die Pfanne haut“.

Erst kürzlich rühmte er sich, dass der Erfolg ihm Recht gebe. Welchen Erfolg er damit meint, ist wohl sein Geheimnis. Es ist ein mehr als fragwürdiger Erfolg, wenn man sein Geschäftsmodell an den niedrigsten Instinkten der Menschen ausrichtet und seine Reichweite daran misst, wie viel Gift in einer bestimmten Zeit an einer bestimmten Stelle versprüht wurde.

Unabhängiger, kritischer Journalismus jedenfalls geht anders. Er hat als Antrieb den Willen, möglichst ausgewogen zu informieren, kritisch zu hinterfragen und, in Kommentaren, zur Meinungsbildung beizutragen. Kritischer Journalismus ist in jeder Frage, in jedem Thema, bei jeder Person gleich kritisch und sucht sich nicht einzelne Opfer aus, die er in schöner Regelmäßigkeit an den Pranger stellt und anschließend einer geifernden, namenlosen Meute zum Fraß vorwirft.

Ja, eine so kleine Gemeinschaft wie die DG braucht ein kritisches Hinterfragen dessen, was in und mit ihr geschieht und vor allem was von ihrer politischen Elite entschieden wird. Was sie hingegen überhaupt nicht braucht, ist ein gegenseitiges Zerfleischen, bei dem sich Ross und Reiter nach vollendeter Tat unerkannt vom vergifteten Acker machen.

Sicher sind klassisch operierende Medien wie ein GrenzEcho oder ein BRF manchmal etwas trocken oder gar langweilig. Das mag auch daher rühren, dass sie sich bemühen zu informieren und die gesamte Breite des Geschehens abzudecken. Statt nur die Rosinen aus dem Themenkuchen zu picken. Das ist allemal besser, als einem wuchernden Geschwür beim Wachstum zuzusehen oder es gar zu füttern.

Kommentare

  • Der Chefredakteur hat es auf den Punkt gebracht. Das Maß ist in der Tat voll. Das, was dort orchestriert wird, ist schlicht und einfach eine Form von Lynchjustiz.

  • Ob das GE ein Vorbild ist?
    Ein Blatt, welches nur überlebt, wenn die Politik großzügig mit Dotationen hilft, öffnet Tor und Tür der Hofberichterstattung statt dem unabhängigen Journalismus.
    Und wer nicht spurt muss gehen.

  • Oswald Schröder bringt es in seinem Kommentar am Freitag, 20. November ("Krebsgeschwür in der Medienlandschaft") auf den Punkt: Das schmierige Online-Portal "ostbelgiendirekt.be" bietet feigen und anonymen Hasskommentaren seit Jahren eine Plattform. Es hat nichts mit Journalismus und nur noch am Rande mit Meinungsfreiheit zu tun. Den Betreiber und früheren Kollegen Gerard Cremer kann ich nur freundschaftlich fragen: Bist du dir eigentlich bewusst, wie tief du gesunken bist?

  • @ Marc Van Houte
    Sie vergleichen provozierte Vorverurteilung eines Menschen mit demokratisch beschlossener und völlig transparent gewährter Pressebeihilfe?

    Gelinde ausgedrückt, ein mehr als seltsam anmutender Spagat!

  • Hatte man vor 20 Jahren noch die Hoffnung, durch Internet und neue Medien den Beginn der Wissensgesellschaft einzuläuten, sieht man sich heute zunehmend mit dem Problem der Fake-News, der Alternativen Fakten, der Verschwörungstheorien, dem Hass, der Hetze, der Propaganda, der Polarisierung und den gesellschaftsspaltenden und -zersetzenden Kräften dieser Medien konfrontiert.

    OD macht dies weniger in seinem „redaktionell-journalistischen“ Ansatz - über den man geteilter Meinung sein kann - als vielmehr in seinem scheinbar vogelfreien Forum deutlich.

    Es gibt öffentliche Foren von Medien und Presse, die verdeutlichen, dass eine aktive Moderation mit konsequenter Kontrolle der selbst auferlegten Regeln (Netiquette) zu einem weniger destruktiven Austausch führen können.

    Mindestens so wichtig wäre es jedoch, sich einmal mit der Frage zu beschäftigen, welche Grenzen es in der veröffentlichten Meinung geben sollte/müsste, wenn dadurch individueller oder gesellschaftlicher Schaden droht.
    Das Recht auf freie Meinungsäußerung kennt gesetzliche Grenzen.
    Die Grenzen der veröffentlichten Meinung sollten m.E. hinterfragt und ggf. neu definiert werden.

  • Oswald Schröders Kommentat trifft den Nagel auf dem Kopf, diese Online-Plattform bietet Usern Gelegenheit mit Knüppeln draufzuhauen aus der Tarnung der anonymen Masse und ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Die Vorgehensweisen in diesem Forum erinnern stark an die Methoden des Ku-Klux-Clans in den USA im 19. und 20. Jahrhundert.

  • Bravo Herr Schröder, Sie treffen den Nagel wieder mal auf den Kopf. Dieses "Schmieren-Medienportal" gehört endlich juristisch in die Schranken gewiesen! Wie kann es sein, dass man einfach unter irgendeinem Nicknamen egal welche Verleumdungen und Hetztiraden veröffentlichten kann ohne gerichtlich dafür belangt zu werde? Damit muss endlich Schluss sein! Hier wurde bereits mehr als genug Schaden angerichtet! Wann wird die ostbelgische Politik und Justiz hier endlich aktiv?

  • Dieser Kommentar ist keine Sternstunde des Journalismus. Indem man seine Konkurrenz diffamiert begibt man sich auf ein sehr niedriges Niveau. Wer glaubt die alleinige Wahrheit zu vertreten ist vermessen. Von neutraler und unabhängiger Berichterstattung kann im Grenzecho nicht immer die Rede sein. Die Abhängigkeit von der Politik scheint doch immer mehr durch.

  • Lieber Gerhard,
    als Grenz-Echo-Redaktion achten wir auch auf Ausgewogenheit, und bei uns gibt es ein richtig gutes Forum für offene Briefe, nämlich die Leserbriefspalte....von der Du in den letzten Wochen auch mehrmals Gebrauch gemacht hast! Gut so!
    Jetzt aber auch noch im redaktionellen Teil offene Briefe zu veröffentlichen, wäre in meinen Augen etwas zu viel verlangt. Die Leserbriefspalte steht Dir offen, als große Bühne auf Seite 2.
    Obschon es oft genug Rückmeldungen und Abonnement-Kündigungs-Androhungen Deinetwegen und wegen anderer Leserbriefschreiber gibt, halten wir an dieser Linie fest. Deshalb finde ich die letzte Passage deines Kommentars ("Zum Schluss...") sehr unfair.
    Mit freundlichen Grüßen

  • Oswald Schröders Kritik würde ich teilweise unterschreiben, WENN, ja wenn der von ihm erwähnte "unabhängige, kritische Journalismus" seine Aufgabe tatsächlich erfüllen würde. Das ist leider nachweislich nicht der Fall. So waren die Berichterstattungen in den Mainstream-Medien bzgl. der Anti-Corona-Maßnahmen-Demos in Brüssel und Berlin, an denen ich teilgenommen hatte, das genaue Gegenteil. Ein weiteres Beispiel: Markus Lanz machte gestern in seiner Talk-Runde u.a. die Querdenker-Bewegung zum Thema und sagt:"Heute haben wir einen Gast (CDU-Politiker), der mit Querdenkern gesprochen hat" (oder so ähnlich). Ich würde allerdings erwarten, dass z.B. Michael Ballweg, Sucharit Bhakdi, Wolfgang Wodarg, Bodo Schiffmann, Markus Haintz, usw. zu einer Talk-Runde eingeladen würden, wenn sie Thema sind, aber nein, also auch Markus Lanz will/darf/muss ÜBER Querdenker, statt MIT Querdenkern reden. Auch das GE begnügt sich allzu oft mit Abdrucken von dpa-Artikeln ohne diese zu hinterfragen. Da lobt z.B. der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmeier Frankreich und Belgien, ohne dabei zu erwähnen, dass beide Länder in Europa auch bei der 2. Welle, ab dem 1. September bis heute, überdurchschnittlich viele Corona-Opfer pro Million Einwohner zu beklagen hatten: Belgien 430Tote/Million, Frankreich 222, EU 178. Also gelobt werden die "Schüler", die schlechter abschneiden, als der "Klassendurchschnitt"!?

    Diejenigen, inklusive Oswald Schröder, die sich jetzt über anonyme Blogger so aufregen, sollten bedenken, dass a) diese nicht ausschließlich mit Schlamm werfen, b) Anonymität den einen oder anderen ermutigt, zu schreiben was er wirklich denkt, womit dem Leser, der zwischen Schlamm und echtem Anliegen unterscheiden kann, eine Seite der Befindlichkeit der Gesellschaft offenbart wird, zu der er sonst keinen Zugang hätte, c) jede Zensur einen (allmächtigen) Zensor braucht. Des Weiteren denke ich, dass bei einer schwerwiegenden Verleumdung unsere Strafgerichte angerufen werden könnten, die über IT-Experten den anonymen Schreiber gegebenenfalls ausfindig machen könnten.

    Zum Schluss ein persönlicher Fall. Ich hatte Ende April und Anfang Mai dem Ministerpräsidenten Oliver Paasch zwei offene Briefe, dh. mit Kopie an BRF, Grenzecho und Ostbelgiendirekt geschrieben. Diese Briefe wurden nur von OD abgedruckt. (https://ostbelgiendirekt.be/offener-brief-an-paasch-247599, https://ostbelgiendirekt.be/schmitz-zweiter-brief-an-paasch-248450)

  • Manchen anonymen Schreiber bin ich geneigt zu fragen:
    Wer hat dir so ein Verhalten und Denken beigebracht?
    Hat deine Mutter dich gelehrt, so mit anderen oder über andere zu sprechen?
    Erklärst du deinen Kindern, seine Meinung so in der Gesellschaft zu äußern?
    In welcher Schule hast du so schreiben gelernt?
    Von wem bis du dazu erzogen worden?

  • Ein Kommentar, der es auf den Punkt bringt. Ostbelgien Direkt und der verantwortliche Herausgeber Gerard Cremer sind ein Armutszeugnis für die Medienlandschaft Ostbelgiens. OD ist ein Sammelbecken anonymer Hetzer und Anal-Phabeten. Unter dem Deckmantel der Anonymität wird die Gerüchteküche angeworfen, gepöbelt, diffamiert und gehetzt. Missstände aufzeigen und Kritik üben muss sein, aber
    anonyme Kommentare sollten per Gesetz verboten sein - in allen Medien.

  • @J. Michels
    Nicht die Anonymität ist m.E. das Problem, sondern die Regeln, deren Einhaltung und Kontrolle. Auch ein anonymer Kommentar kann informativ sein oder zur Meinungsbildung beitragen.
    Negativbeispiele sind Dr. Meyer und Co. die sich auch unter Klarnamen nicht scheuen, reihenweise falsche Fakten zu verbreiten, Menschen zu desinformieren und zu manipulieren.
    Zumindest beim Herren Dr. kann dies Menschen gar die Gesundheit oder das Leben kosten.
    Dass Dr. Meyer (hoffentlich) nur noch auf OD eine öffentliche Plattform findet, um seine Verschwörungsfantasien unters Volk zu bringen, passt ins Bild.

  • ich gebe ihnen recht! Aber OBD ist aber nicht so schlimm wie die Bild! Da hab ich mal ein Bericht gelesen, das ein Mann schwanger war! P.S. Bericht nicht ganz gelesen....

  • Finde es aber das es ein Alleinstelungsmerkmal innerhalb der Presse von Ostbelgien gegenüber der Rest der Welt gibt! Wo sonst attackieren sich Zeitungen oder Media.......; Ausser Facebook und TikTok, was da aber wirtschaftliche gründe hat!

  • Herr Scholzen, die Beantwortung der Frage, die Sie mir stellen, überlasse ich gerne der Universität Trier, die als einzige dazu befugt ist. Wenn wir dieses Prinzip zur allgemeinden Regel machen könnten, bliebe viel Ärger und böses Blut erspart

  • 1. OBD ist nichts anderes als ein "Internet-Stammtisch".
    Aber Stammtisch-Gespräche wurde von den Mächtigen schon immer als obrigkeitskritisch und damit als anti-autoritär und staatszersetzend gebranntmarkt. Na, na, na, wo kämen wir denn hin, wenn jeder denken und reden würden, was er will? :-)

    2. Im obigen Kommentar kommt das Wort "Schreibtischtäter" vor. Sehr gut!
    Herr Schröder, war Carlo Lejeune nicht auch ein Schreibtischtäter, der sich einen Vorteil verschaffen wollte, und sich ungeniert an Quellen bedient hat, die andere erschlossen haben?

  • Werter Herr Scholzen,
    der große Unterschied zum Stammtisch ist: Da kann ich widersprechen.
    Wenn ein Kommunalpolitiker aus Galhausen mich beleidigt, oder ein wohl bekannter Akademiker aus der Region mich zuhause besucht (wo der wohl meine Adresse her hat?) und mir anbietet mir seine "Argumente" näher zu bringen, sollte es möglich sein mich dagegen zur Wehr zu setzen. Das ist am Stammtisch möglich. Bei OD werden Widerrede, Kritik am Umgang und Kritik am Forum einfach nicht freigeschaltet.
    Auch die Bitte um Klarstellung verschwindet im Nirwana. Inzwischen habe ich es aufgegeben und lasse die betreffenden Herrschaft sich weiter in ihrem Dreck suhlen.

  • Lieber Christian,
    Meine Offenen Briefe waren schlicht und ergreifend zu lange für die Leserbriefspalte.
    Ich finde es auch nicht weiter schlimm, dass Ihr diese nicht publiziert habt. Das ist Bestandteil Eurer redaktionellen Freiheit. Allerdings war ich dankbar, dass OD diese dann veröffentlichte.
    Ich bin auch sehr froh darüber, dass Ihr eben nicht den Drohungen von Abonnenten nachgebt oder Empfehlungen von Lesern wie Herrn Leonard folgt und weiterhin alle Meinungen abdruckt.
    Gruß
    Gerhard

  • An Gerry Cremer erinnere ich mich als sehr klugen und kritischen, zuweilen sarkastischen Studenten in Löwen. Heute erinnert er mich an die Verwandlung des Horst Mahler, der vom linken Terroristen zum Nazi mutierte (womit ich ausdrücklich nicht sage, dass Gerry ein Nazi ist) .

Kommentar verfassen

20 Comments