Waasland-Beveren bringt den Saisonstart ins Kippen

<p>Waasland-Beveren (hier bei einem Testspiel gegen Paris Saint-Germain) darf sich wieder Hoffnungen auf einen Klassenverbleib in der 1. Division machen.</p>
Waasland-Beveren (hier bei einem Testspiel gegen Paris Saint-Germain) darf sich wieder Hoffnungen auf einen Klassenverbleib in der 1. Division machen. | Foto: belga

Licht am Ende des Tunnels? Von wegen. Jetzt dürfte das Chaos im belgischen Profifußball, acht Tage vor dem Saisonstart, wohl endgültig perfekt sein. Waasland Beveren darf sich wieder berechtigte Hoffnungen auf einen Verbleib im Oberhaus machen. Der Verein hatte Ende der vergangenen Woche ein Eilverfahren gegen den Landesverband und die Pro League (Zusammenschluss der Profivereine) eingeleitet. Die Forderung: Ein neuer Kalender mit Waasland-Beveren wird erstellt, oder die Pro League muss den Waasländern pro Spiel, das in der kommenden Saison in der 1. Division ohne sie stattfindet, eine Geldstrafe in Millionenhöhe zahlen.

Das Urteil ist am Donnerstagmittag zugunsten des Klägers gefallen. Das bedeutet: Entweder die Pro League nimmt Waasland-Beveren nun doch in den Spielkalender der 1. Division A auf, oder sie muss den Geldbeutel in Zukunft weit öffnen. Die Höhe des Strafgeldes wurde auf 2,5 Millionen Euro beziffert. Darüber hinaus wird der Spielbetrieb in den 1. Divisionen A und B solange auf Eis gelegt, bis ein Kalender erstellt wurde, der dem Urteil des Sportgerichtshofes CBAS entspricht. Dieser hatte Waasland-Beveren Anfang Juli ebenfalls Recht gegeben – die Pro League setzte sich jedoch über das Urteil hinweg. Das ist nun nicht mehr möglich.

„Es liegt nicht in unserem Interesse, die Pro League zu erpressen.“

„Ich möchte klarstellen, dass es nicht in unserem Interesse liegt, die Pro League zu erpressen. Wir möchten lediglich so schnell wie möglich wieder zur D1A gehören und die neue Saison beginnen“, versichert Waaslands Vereinspräsident Dirk Huyck.

„Der Kalender der Saison 2020-21 hat von nun an keinen Bestand mehr“, reagierte die Pro League am späten Nachmittag in einer kurzen Mitteilung und verwies auf die Generalversammlung, die für den heutigen Freitag einberufen ist und dank des Urteils noch an zusätzlicher Brisanz hinzugewinnt (siehe Hintergrund). Es ist bereits die dritte nach dem coronabedingten Saisonabbruch im März. Auf der ersten Generalversammlung stimmte die Mehrheit der Klubs dafür, die Tabelle – ohne den letzten Spieltag ausgetragen zu haben – geltend zu machen. Somit wurde Waasland-Beveren, das sich rechnerisch noch hätte retten können, als Absteiger festgelegt. Seitdem stemmt sich der Verein mit aller Vehemenz gegen sein Schicksal und suchte, mit gemischtem Erfolg, verschiedene Gerichte und Behörden auf. Noch während sich der Klub vor dem Sportgerichtshof CBAS befand, hielt die Pro League in einer weiteren Generalversammlung an ihren eigenen Beschlüssen fest, entschied sich gegen eine Aufstockung der 1. Division und veröffentlichte den Kalender der neuen Saison – mit Waasland in der 1. Division B. Dies ist ein weiterer Punkt, gegen den Waasland klagte. Ihrer Meinung nach gehören sie bis zur heutigen Generalversammlung immer noch der 1. Division A an.

„Wir sind froh über dieses Urteil, doch viel wichtiger ist das, was am Freitag passiert“, spielt Huyck auf die Generalversammlung an: „Wir hoffen, dass dort endlich mal Solidarität entsteht. Das ist schon von Beginn an unser Wunsch gewesen. Denn es kann nicht sein, dass andere Vereine über unser Schicksal bestimmen dürfen.“

Die Erstellung eines neuen Kalenders „würde drei Wochen dauern“.

Mit diesem Urteil des Handelsgerichts wird ein Saisonstart am 8. August (die 1. Division B startet zwei Wochen später) immer unwahrscheinlicher. Denn die Pro League wird – will sie keine astronomischen Strafsummen an Waasland zahlen – dazu gezwungen, einen neuen Kalender zu erstellen. Nur wie?

16 Teams: die 15 sicheren Teilnehmer, plus der Gewinner des Aufstiegsfinales zwischen Löwen und Beerschot, plus Waasland. Dann müsste jedoch ein anderer Verein für Waasland weichen.

17 Teams: die 15 sicheren Teilnehmer, plus der Gewinner des Aufstiegsfinales, plus Waasland. Dann müsste an jedem Spieltag ein Klub pausieren.

18 Teams: die 15 sicheren Teilnehmer, plus beide Aufstiegsfinalisten, plus Waasland

Eine Aufstockung der Liga würde massive zeitliche Konsequenzen mit sich bringen: „Dann braucht man nicht zu glauben, dass nur einige Spieltage im Kalender schnell angepasst werden müssten. Angesichts der zu respektierenden Konditionen würde das drei Wochen dauern“, hatte Nils Van Brantegem, verantwortlich für Kalender und Lizenzen, bereits vor Wochen erklärt. Allerdings sei zu erwähnen, dass der Landesverband und die Pro League noch in Berufung gehen können. Das ist jedoch eher unwahrscheinlich, da mit einem Urteilsspruch frühestens im September zu rechnen wäre – womit der Pro League nicht geholfen wäre. „Das wäre eine Schande für unseren Sport. Dann ziehen wir erneut vor den Sportgerichtshof und verhindern den Start der Saison“, kündigt Waaslands Präsident an. „Ich denke, dass in den vergangenen Tagen genug Menschen mit Kenntnis unserer Akte und der Rechtsprechung in unserem Land gesagt haben, dass eine Aufstockung die einzig mögliche Lösung ist. Das Format mit 16 Mannschaften muss vom Tisch. Ob es 17 oder 18 werden, das beschließen wir als Verein nicht. Wir fügen uns der Mehrheit.“

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