Elektrofahrräder sind im Straßenverkehr gefährlicher als Motorräder

<p>Eine Frau ist mit einem Elektrofahrrad unterwegs.</p>
Eine Frau ist mit einem Elektrofahrrad unterwegs. | Foto: dpa

Der Komfort, den E-Bikes bietet, hat große Nachteile in Bezug auf die Sicherheit auf der Straße. Eine von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) in der Schweiz durchgeführte Studie hat nämlich festgestellt, dass mehr als die Hälfte aller schweren Unfälle mit Elektrofahrrädern und einem Dritten durch diesen Dritten verursacht werden. Der Grund dafür ist die oft von anderen Verkehrsteilnemhern – insbesondere von Autofahrern – unterschätzte Geschwindigkeit der Fahrradfahrer. „Der Hauptgrund für eine Kollision ist die Nichteinhaltung der Vorfahrtsregel“, erklärt Daniel Morgenthaler von der BFU. „Andere Verkehrsteilnehmer finden es schwierig, die Geschwindigkeit von E-Bikes richtig einzuschätzen. Diese Fehleinschätzung ist darauf zurückzuführen, dass ein E-Bike nicht auf den ersten Blick erkannt wird“.

Nicht weniger als 240 schwere Unfälle wurden 2019 für diesen Zweiradtyp registriert, so „La Dernière Heure“. Die Geschwindigkeit von E-Bikes, die oft viel höher ist als die von herkömmlichen Fahrrädern, hat einen erheblichen Einfluss auf die Schwere der Unfälle, wie die diesjährigen Zahlen bestätigen: Während 9,09 % der Unfälle mit Verletzungen bei herkömmlichen Radfahrern zu schweren oder sogar tödlichen Verletzungen führen, steigt dieser Anteil bei den Benutzern von Elektrofahrrädern auf 13,54 %. Zum Vergleich: Nur 13,08 % der Unfälle mit einem Motorrad führen zu schweren oder tödlichen Verletzungen.

Im vergangenen Jahr wurden 1.747 Elektroradfahrer bei einem Unfall verletzt – 214 davon schwer –, im Gegensatz zu 1.369 im Jahr 2018. Das ist ein Anstieg von 27 % in nur einem Jahr. Im Jahr 2019 wurden 26 Todesfälle verzeichnet, fünf mehr als im Jahr 2018.

Die Schwere der Fahrradverletzungen ist hauptsächlich auf den mangelnden Schutz des Radfahrers zurückzuführen. Während ein Motorradfahrer gesetzlich zum Tragen von Helm, Handschuhen, Hosen und hohen Stiefeln verpflichtet ist, darf ein fahrradfahrer in Shorts, Flip-Flops und ohne Kopfschutz fahren. Dies ist einer der Gründe, warum Radfahren heutzutage gefährlicher ist als Motorradfahren. Laut einer Studie des Verkehrssicherheitsinstitut Vias gibt jeder zweite Radfahrer zu, keinen Helm beim Fahren zu tragen. Allerdings erleidet jeder vierte Radfahrer, der nach einem Sturz oder Unfall ins Krankenhaus kommt, Kopfverletzungen oder sogar Hirnschäden. Das norwegische Institut für Verkehrswirtschaft hat vor Kurzem herausgefunden, dass Helme das Risiko schwerer Verletzungen bei einem Sturz oder Unfall um 60 % reduzieren. Dieselbe Studie ergab, dass fast 40 % der getöteten Radfahrer hätten überleben können, wenn sie zum Zeitpunkt des Unfalls einen Helm getragen hätten.

Autofahrer nicht jedoch nicht immer für solche Unfälle verantwortlich, wie das GrenzEcho bereits berichtete. Laut einer Studie der Freien Universität Brüssel (VUB) und der Universität Gent (UGent) ist an 83 % der Fahrradunfälle kein Kraftfahrzeug beteiligt. „Poller sind sehr gefährlich“, berichtete Professor Bas de Geus, der die Studie für die VUB durchgeführt hat. „Sie stehen oft in der Mitte eines Radweges, um Autos zu stoppen. Aber eine Kollision mit einem Poller bei 15 oder sogar 20 km/h hat oft katastrophale Folgen. Es ist wie ein Frontalzusammenstoß mit einer Wand“. (alno)

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