„Assiette vide“: Restaurantbetreiber machen auf sich aufmerksam

<p>„Assiette vide“: Restaurantbetreiber machen auf sich aufmerksam</p>

Die Küchen bleiben kalt, die Tische verwaist und die Teller leer – ebenso wie die Kassen. Restaurantbetreiber trifft die Coronakrise besonders hart. Während der Einzelhandel längst wieder Kunden empfängt, sitzt eine gesamte Branche weiter auf heißen Kohlen und fiebert einer baldigen Wiedereröffnung entgegen.

„Wir fühlen uns vergessen“, kritisiert Wim Van de Voorde, der im Eupener Ortsteil Hütte das Restaurant „Meeting Point“ betreibt. Auch er hat sich mit einem leeren Teller in der Hand ablichten lassen und das Schwarz-weiß-Bild auf seiner Facebook-Seite gepostet, ebenso wie die Betreiber des Restaurants „La Luna“ und der Brasserie „Camping Hertogenwald“. In der gesamten Wallonie beteiligen sich Gastronomen an dieser symbolischen Aktion. Die Facebook-Gruppe „Collectif Wallonie Horeca face au Covid“ hat inzwischen 1.300 Mitglieder. Die Bilder der leeren Teller sagen mehr als tausend Worte. „Wir hoffen, auf diese Weise gehört zu werden“, sagt Wim Van de Voorde.

Zwar könne der Koch durchaus nachvollziehen, dass „man vorsichtig vorgeht und mit kleinen Schritten zurück zur Normalität kehrt, aber es fehlt an Perspektiven. Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll. Und die Luft wird immer dünner“, betont der 33-Jährige. Die einmalige Zahlung in Höhe von 5.000 Euro, die jeder Horeca-Betrieb zu Beginn der Krise erhalten hat, „reicht nicht aus, um eine dreimonatige Schließung zu überbrücken“, gibt er zu bedenken und fordert: „Wenn wir schon nicht wieder öffnen können, muss man uns auf andere Weise unterstützen.“ Die Mehrwertsteuerzahlungen und Sozialbeiträge, die zunächst ausgesetzt wurden, müssen bis zum Ende des Jahres nachgezahlt werden.

Zwar bietet das Restaurant einen Abholservice, allerdings seien die Einnahmen „nicht mit dem regulären À-la-carte-Geschäft vergleichbar“. Der Koch ist dankbar für die Treue und Unterstützung seiner Gäste in dieser schweren Zeit, allerdings reichten die Einnahmen unterm Strich gerade mal, um die laufenden Kosten zu decken. Die Kapazitäten seien nicht groß genug, als dass sich daraus ein lohnendes Geschäft machen ließe.

Die Rolle seiner Branche in Belgien sei nicht zu unterschätzen, sagt Wim Van de Voorde: „Die Regierung scheint vergessen zu haben, welchen Anteil die Gastronomie am Gesamtwirtschaftswesen hat. Wir Belgier sind gesellig und ohne unsere Branche fehlt dem Land etwas.“

Die Zukunft der Gatronomie-Branche sei ungewiss, zumal auch nicht abzusehen sei, ob die Gäste unmittelbar in die Restaurants zurückkehren oder zunächst zurückhaltend auf eine Wiedereröffnung reagieren. Außerdem befürchtet Van de Voorde, dass die vorausgesetzten Bedingungen mit erheblichem Aufwand verbunden sein werden, bei gleichzeitig stark begrenzter Gästeanzahl.

Der Nationale Sicherheitsrat möchte am 3. Juni über eine mögliche Wiedereröffnung der Horeca-Betriebe diskutieren. „Ich hoffe, dass wir spätestens am 8. Juni wieder öffnen dürfen“, sagt Wim Van de Voorde. Mit einer Rückkehr zur Normalität rechnet er dennoch nicht: „Es bleibt abzuwarten, unter welchen Bedingungen wir den Betrieb wieder aufnehmen dürfen.“ Er wünscht sich konkrete Ansagen für die Zukunft und befürchtet gleichzeitig, dass eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen seinen Gästen die Freude an einem Restaurantbesuch nehmen könnte. „Wir wissen ja überhaupt nicht, was auf uns zukommt. Müssen sich die Gäste ihr Essen selbst an der Theke abholen? Müssen wir nach jedem Servieren die Hände desinfizieren?“ Einige Bedingungen seien sicher nicht „von heute auf morgen umsetzbar“, beispielsweise das Aufstellen und Plexiglas-Trennwänden, und würden zudem zusätzliche Investitionen erfordern. Geld, das momentan fehlt. „Desinfektionsmittel, Handschuhe und Masken haben wir reichlich. Darüber hinaus haben wir bislang keine weiteren Maßnahmen ergriffen.“

Der Eupener kann es kaum erwarten, endlich wieder Gäste empfangen zu dürfen. Die lange Zeit der coronabedingten Schließung hat er genutzt, um in Hinblick auf eine baldige Wiedereröffnung Neues auszuprobieren. „Die Spargelsaison haben wir leider verpasst, aber wir sind gespannt, was die Gäste von unserer neun Sommerkarte halten.“

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