Frankreich zittert um kriselnden Autohersteller Renault

<p>Es kursieren Gerüchte über mögliche Werkschließungen beim Autohersteller Renault.</p>
Es kursieren Gerüchte über mögliche Werkschließungen beim Autohersteller Renault. | Foto: afp

Philippe und seine Minister erwarten von dem Traditionshersteller einen milliardenschweren Sparplan, der dem Vernehmen nach Ende nächster Woche vorgelegt werden soll. Neu sind die Probleme am Konzernsitz in Boulogne-Billancourt überhaupt nicht. Aber die Corona-Pandemie und der damit verbundene Absatzeinbruch führen zu einer offenen Krise. Renault - das ist in Frankreich ein sehr emotionales Thema: Zahlreiche Bürger haben Oldtimer der Marke in der Garage stehen. 1968, im Jahr des Studentenaufstands, war Renault eines der Epizentren des Protests.

Das Enthüllungsblatt „Le Canard Enchaîné“ löste mit einem unscheinbar auf Seite Drei platzierten Bericht Unruhe, Wut und Kritik aus. Demnach sind vier Standorte im Heimatland gefährdet, dazu gehöre auf längere Sicht auch die große Fabrik Flins im Pariser Großraum. Renault ließ die Informationen unkommentiert. Die Tageszeitung „Le Figaro“ berichtete am Donnerstag, Flins mit bisher rund 2 400 Stammbeschäftigten könnte möglicherweise weiterarbeiten, aber beispielsweise als Recylingzentrum, nicht als Autofabrik.

Die Covid-19-Pandemie forderte in Frankreich über 28.000 Todesopfer, und sie ist noch längst nicht vorbei. Renault wird nach Ansicht von Kommentatoren so etwas wie ein Testfall, wie die Wirtschaft und der Staat den beispiellosen Einbruch überwinden. Und Renault ist ein besonders heikler Fall. Der Staatsanteil schrumpfte im Laufe der Zeit zwar auf 15 Prozent, doch Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire hat bei dem Traditionshersteller immer noch viel zu sagen. Falls Renault ins Straucheln gerät, ist die Regierung mit im Boot. Le Maire will in der kommenden Woche seinen Plan für die gesamte Autobranche vorlegen. „Renault braucht öffentliche Unterstützung“, sagt er. (dpa)

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