Selenskyj: Raketenhagel hat Land verwüstet – Die Nacht im Überblick

<p>Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, berichtet von schweren Kämpfen.</p>
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, berichtet von schweren Kämpfen. | Foto: dpa

„Hunderte unserer Städte sind praktisch niedergebrannt, tausende Menschen wurden getötet, Hunderttausende wurden nach Russland deportiert“, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag. Sowohl der Staatschef als auch der Generalstab in Kiew berichteten zudem, dass es weiterhin schwere Kämpfe vor allem im Donbass-Gebiet im Osten des Landes gebe.

Allein am vergangenen Dienstag habe Russland knapp 100 Raketen auf die Ukraine abgefeuert. „Hundert verschiedene Raketen gegen unsere Städte, gegen Wohngebäude, gegen Unternehmen, gegen Kraftwerke“, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft an die internationale Organisation der Frankophonie – ein Zusammenschluss französischsprachiger Staaten, deren Vertreter sich im tunesischen Djerba trafen. Als Folge dieser Angriffe seien über 20 Millionen Menschen zeitweise ohne Stromversorgung gewesen.

„Millionen Menschen haben die Ukraine verlassen, um in anderen Ländern Schutz vor dem Krieg zu suchen“, sagte Selenskyj. Er bat die Mitgliedsstaaten der Frankophonie um Hilfe. „Die Ukraine will wirklich Frieden. Aber um den Frieden wiederherzustellen, brauchen wir Unterstützung.“ Eine Rückkehr zum Frieden sei möglich, „wenn jeder auf der Welt versteht, dass niemand auf der Welt einen einzigen Tag des Terrors verdient“.

Weiter erbitterte Gefechte im Donbass

Die erbitterten Gefechte im Donbass im Osten der Ukraine dauern nach den Worten Selenskyjs weiter an. Vor allem das Gebiet um Donezk sei schwer umkämpft, sagte er am Sonntagabend in seiner täglichen Videoansprache. „Obwohl es wegen der Verschlechterung des Wetters weniger Angriffe gibt, bleibt die Zahl der russischen Artillerieüberfälle leider hoch.“ Auch der Generalstab in Kiew hatte zuvor von fortgesetzten Zusammenstößen an verschiedenen Frontabschnitten im Osten des Landes berichtet. Bei Luhansk seien mehrere russische Vorstöße abgewehrt worden, hieß es. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Das Verteidigungsministerium in Kiew widersprach unterdessen Spekulationen westlicher Medien und Militärvertreter, wonach im Winter an den Fronten eine Kampfpause eintreten könnte. „Wer über eine mögliche ‘Pause der Feindseligkeiten’ wegen der Minustemperaturen im Winter spricht, hat vermutlich noch nie im Januar ein Sonnenbad an der Südküste der Krim genommen“, erklärte die Behörde über Twitter.

Kiew: Russen bauen Stellungen aus und stehlen Fahrräder

Nach ihrem Rückzug auf das Ostufer des Flusses Dnipro bei Cherson in der Südukraine bauen russische Soldaten dort nach Angaben aus Kiew neue Abwehrstellungen aus. Gleichzeitig seien sie etwa im Bezirk Kachowka vermehrt dazu übergegangen, Fortbewegungsmittel der Zivilbevölkerung zu stehlen, teilte der ukrainische Generalstab in Kiew am Sonntag mit. „Sie stehlen der Bevölkerung ihre Privatautos, Motorräder und sogar Fahrräder“, hieß es in der Mitteilung.

IAEA-Team will AKW Saporischschja auf Schäden untersuchen

Ein Team der Internationalen Atomenergie-Agentur IAEA will am Montag das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja auf mögliche Schäden untersuchen und das Ausmaß der Explosionen vom Wochenende dokumentieren. Das von russischen Truppen besetzte größte Atomkraftwerk Europas war am Samstag und Sonntag von Dutzenden Granateinschlägen erschüttert worden. Auch in den Monaten davor war das AKW mehrfach unter Beschuss geraten. Die Ukraine und Russland geben sich gegenseitig die Schuld dafür.

Das wird am Montag wichtig

Für die Republik Moldau, ein wichtiges Zielland von Kriegsflüchtlingen aus der benachbarten Ukraine, wird am Montag in Paris eine internationale Geberkonferenz organisiert. Dabei geht es um weitere Hilfszusagen für die ehemalige Sowjetrepublik. An dem Treffen beteiligt sind die deutsche Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne), ihre französische Kollegin Catherine Colonna sowie Rumäniens Außenminister Bogdan Aurescu und der moldauische Ressortchef Nicu Popescu.

Moldau wurde im Juni mit der Ukraine zum EU-Beitrittskandidaten erklärt. In das Land mit seinen 2,6 Millionen Einwohnern kamen zu Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine Hunderttausende Flüchtlinge. Davon sind 90.000 weiter im Land, deshalb hofft der zwischen Rumänien und der Ukraine liegende Staat auf Unterstützung. Eine erste Geberkonferenz gab es im April in Berlin und eine zweite im Juli in Bukarest, bei der 600 Millionen Euro an Hilfsmitteln zusammenkamen. (dpa/sue)

Kommentare

  • Dieser Mann will absolut keine Verhandlungen und auch keinen Waffenstillstand.
    Er ist nicht am Frieden interessiert.

  • Er ist ein Lügner und nicht besser wie Putin.

  • Klar doch, Herr Hoffmann. Der Friedensengel heißt Vladimir Putin. Wer auch sonst? Wer übersäht die Ukraine seit 9 Monaten täglich mit Bomben- und Raketenhagel?

    Ein St. Vither Putin-Freund meinte letzte Woche, der Westen solle doch aufhören, der Ukraine Waffen zu liefern, „die Russen wollten doch jetzt aufhören“! Einen Tag später schickte Putin 100 Raketen in Richtung Ukraine. Gleichzeitig wird die Aufstockung der russischen Streitkräfte täglich voran getrieben. So sehen russische Friedensbemühungen aus…

    Herr Selensky und die Ukraine sind mit Sicherheit an Frieden interessiert - woran sonst und woher nehmen Sie die Arroganz dies abzustreiten, Herr Hoffmann? - aber nicht an einem von Putin diktierten Frieden, der zu Gebietsverlusten der Ukraine führt.

    Frieden ist möglich, wenn die Russen die Waffen niederlegen, sich aus den besetzten Gebieten zurück ziehen und für die Kriegsschäden aufkommen.
    Das einzige Zugeständnis an die Russen wäre i.m.A. ein Memorandum, was die Situation auf der Krim betrifft.

    Putin hat sich in den letzten 20 Jahren vom KGB-Offizier zum lupenreinen Autokraten entwickelt, der all diejenigen politischen Gegner zum Schweigen, ins Grab oder hinter Gitter bringt, der seiner uneingeschränkten Macht gefährlich werden kann.

    Die Ukraine ist sicher kein demokratischer Vorzeigestaat und hat auch im Umgang mit den Rechten der Russen in der Ostukraine Fehler begangen.
    Dennoch hat es unter Selensky Fortschritte bei der Korruptionsbekämpfung und Demokratisierung gegeben. Es stimmt, dieser Weg ist noch längst nicht zu Ende. Wer dies nicht erkennen will oder kann, sollte seine russische Brille ablegen.

    Zur Erinnerung: Die Ukraine hat nach der Auflösung der Sowjetunion alle russischen Nuklearwaffen in ihrem Besitz abgegeben und damit seine Sicherheit - wie sich 20 Jahre später herausstellen sollte - gegenüber einem zu allem fähigen Despoten im Kreml geopfert.
    Im Besitz Nuklearwaffen oder als Natomitglied hätte dieser Krieg nie stattgefunden.

    Nichts aber auch gar nichts rechtfertigt die völkerrechtswidrige Annexion der Krim und den verbrecherischen Überfall auf die Ukraine. Nichts rechtfertigt die systematische Zerstörung der zivilen Infrastruktur des Landes, nichts rechtfertigt Kriegsverbrechen gegen das ukrainische Volk.
    Und wenn es Kriegsverbrechen durch die Ukraine gegeben haben soll, müssen die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

    Bei aller gerechtfertigten Kritik an den politischen Verhältnissen in der Ukraine darf festgestellt werden, dass Selensky durch demokratische Wahlen zum Präsidenten gewählt wurde.
    Wer Hinweise auf tatsächliche oder vermeintliche Fehlentwicklungen in der Ukraine dazu nutzt, den russischen Angriffskrieg zu relativieren oder gar zu legitimieren (was auch in einschlägigen ostbelgischen Foren und von den bekannten Putin-Freunden geschieht) betreibt russische Propaganda. Sonst nichts!
    Wer der Ukraine Friedenswillen abstreitet, sollte sich einmal in die Haut des ukrainischen Präsidenten und des ukrainischen Volkes versetzen, statt vom bequemen Sessel aus, einfältige Lektionen zu erteilen.

    Sie, Herr Hoffmann, können es noch nicht einmal ertragen, wenn Ihnen oder jemandem widersprochen wird, der Ihre i.m.A. fragwürdigen Werte teil. Sprechen Sie der Ukraine und ihrem Präsidenten nicht das Recht ab, für ihre Freiheit und für die Integrität ihres Landes zu kämpfen.

  • Ja, @ Leonard, Ihr Putin Freund aus St.Vith hat vollkommen recht, man kann mit Waffen keinen Frieden schaffen. Und, ja, mit meiner Arroganz , die Sie mir nachsagen, wiederhole ich es nochmal, der Kriegsherr will keinen Frieden, Europa, sollte helfen, beide Lager an den Verhandlungstisch zu bekommen, anstelle werden Waffen geliefert. Sie gehören doch auch zu den Kriegstreibern, die lieber Waffen als Frieden liefern.
    Und, ja,ich mag es nicht, wenn man mir wiederspricht, und schon gar nicht, wenn es immer wieder kontraproduktive Sachen sind. Jede Medaille hat 2 Seiten, man sollte sich beide Seiten mal betrachten. Also, ich habe diesen Krieg noch nie legitimiert, das können Sie mir nun wirklich nicht anhängen ! Und, wenn der ukrainische Kriegsherr so am Frieden hängen würde, hätte er alle Länder bereits aufgefordert, Verhandlungen aufzunehmen. Was macht er ? Er schreit nach noch mehr Waffen.
    Und, ich warte immer noch auf eine öffentliche Antwort Ihrerseits auf meine Frage.

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