„Sind nicht im Gefängnis“: Bundesligisten ziehen in die Quarantäne-Camps

<p>Spieler vom Fußball-Bundesligisten RB Leipzig mit Yussuf Poulsen (M.) laufen bei einer Trainingseinheit.</p>
Spieler vom Fußball-Bundesligisten RB Leipzig mit Yussuf Poulsen (M.) laufen bei einer Trainingseinheit. | Foto: -/RB Leipzig/dpa

Yussuf Poulsen hatte für die Tage in der Einsamkeit vorgesorgt. „Yussuf hat um die Ecke ein paar Spiele gekauft, für die Jungs“, sagte Trainer Julian Nagelsmann von RB Leipzig, ehe er mit seinem Team am Samstag das Quarantäne-Hotel im Trainingszentrum am Cottaweg bezog. Langweilig wird dem Tabellen-Dritten in der verordneten Isolation also nicht - auch wenn das Internet möglicherweise nicht schnell genug ist, wie der Coach andeutete.

„Wir haben ein tolles Gelände, wir sind nicht im Gefängnis. Man kann die Zeit gut überbrücken, es ist nicht so dramatisch“, sagte Nagelsmann und fügte an: „Ich habe keine große Sorge, dass wir in der Quarantäne alle durchdrehen.“ Eine Woche muss RB wie alle anderen Bundesligisten bis zum ersten Spiel überbrücken - völlig abgeschottet von der Außenwelt.

„Mindestens die letzten sieben Tage vor Saisonbeginn“, so sieht es das Hygienekonzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) für den Restart am 16. Mai vor, sollen „als Trainingslager in Quarantäne verbracht“ werden. Heißt: Zum täglichen Training dürfen Spieler und Betreuer raus, danach geht es ohne Umwege mit dem Mannschaftsbus wieder zurück ins Hotel. Dort sind die Teams strengstens abgeschirmt, direkte Kontakte nach außen sind verboten - Familie und Freunde gibt es nur per Videocall zu sehen.

Der 1. FC Köln hatte es am Donnerstagabend als erster Bundesligaklub vorgemacht, die Konkurrenten ziehen nun bis Montag nach. So wird Rekordmeister Bayern München am Wochenende ein Hotel in Unterschleißheim beziehen. „Von da an wird gewährleistet sein, dass die Mannschaft exklusiv mit dem Betreuerstab untereinander ist in dieser Quarantäne“, sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge bei Sky. Am Donnerstag hatte Trainer Hansi Flick seinen Spielern freigegeben, damit diese nochmals einen Tag mit ihren Familien genießen konnten.

Noch strikter hält es Aufsteiger Union Berlin, der den Spitzenreiter aus München am 17. Mai (Sonntag) in der Hauptstadt empfängt. Statt in Berlin bereiten sich die Eisernen im 326 km entfernten Barsinghausen in Niedersachsen vor. Die Gefahr, dass Spieler für einen Abstecher nach Hause aus der Isolation ausbüxen, ist damit freilich minimiert.

Natürlich fordert die besondere Situation den Betroffenen aber viel ab. „Du bist in deiner Freiheit eingeschränkt – und das viel mehr als vorher. Es ist kein normaler Hotelaufenthalt. Es ist ja auch ein Geisterhotel“, sagte FC-Trainer Markus Gisdol nach den ersten Eindrücken.

„Klar ist es für keinen angenehm, zehn, 14 Tage im Hotel zu sein, in einem kleinen Zimmer alleine zu leben“, sagte der Kölner Vizekapitän Marco Höger dem Express, jedoch sei dies „Meckern auf hohem Niveau“. Eine Alternative gibt es sowieso nicht, schließlich sind Disziplin und die strikte Befolgung der Hygieneregeln neben den engmaschigen Corona-Tests essenziell für das Gelingen des Konzepts.

„Ich erwarte von jedem Einzelnen, dass er seiner Verantwortung gerecht wird“, hatte DFL-Boss Christian Seifert eindringlich betont. Zwölf Infektionsfälle waren bei den Klubs der 1. und 2. Bundesliga in den ersten beiden Testwellen offenbar geworden. Und jeder weitere positive Fall brächte das fragile Konstrukt mehr in Gefahr.

Bislang gelten Mitspieler und Betreuer bei einem positiven Corona-Fall im Konzept der DFL gemäß der Einstufung des Robert Koch-Instituts nicht automatisch als direkte Kontaktpersonen der Kategorie eins. Deshalb schickten die Gesundheitsämter nur nachweislich Infizierte in eine zweiwöchige Quarantäne, nicht das gesamte Team. Vorsorglich isoliert werden müssten nur Kontaktpersonen, die aus dem gleichen Haushalt kommen oder insgesamt mehr als 15 Minuten Gesichtskontakt mit dem Infizierten hatten - ob die Behörden kasernierte Mitspieler in Hotels zu dieser Gruppe zählen würden, ist offen. (sid)

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