„Relativ harmlos“

In seinem Leserbrief „Fragen an unsere Bürgermeister und DG-Minister“ vom 4. Mai schrieb Helmut Keul unter der Überschrift „Fragen an unsere Bürgermeister und DG-Politiker: „Wer kann in Zukunft noch Glauben und Vertrauen in Sie als Politiker haben, zumal, wo sich zunehmend die relative Harmlosigkeit von Covid-19 herausstellt!“. Da darf man Herrn Keul doch wohl fragen, wie er den Begriff „relativ harmlos“ definiert. Ganz bestimmt nicht so wie unser Nachbar, der seit mehr als einem Monat auf der Intensivstation unter künstlicher Beatmung liegt und jetzt erste Anzeichen der Besserung zeigt.

Kommentare

  • Herr Schleck hat noch nichts von der Heinsberg-Studie gehört. Schade.

  • Die Heinsberg-Studie? Das ist also jetzt so etwas wie die Bibel;: göttliche Offenbarung sozusagen? Sie wird übrigens zurzeit heftig diskutiert, was bei wissenschaftlichen Arbeiten die Regel ist ("Peer-Review"").

    „Dass offenbar jede fünfte Infektion ohne wahrnehmbare Krankheitssymptome verläuft, legt nahe, dass man Infizierte, die das Virus ausscheiden und damit andere anstecken können, nicht sicher auf der Basis erkennbarer Krankheitserscheinungen identifizieren kann“, meint Prof. Martin Exner, Leiter des Instituts für Hygiene und öffentliche Gesundheit und Co-Autor der Studie. Dies bestätige die Wichtigkeit der allgemeinen Abstands- und Hygieneregeln in der Corona-Pandemie. „Jeder vermeintlich Gesunde, der uns begegnet, kann unwissentlich das Virus tragen. Das müssen wir uns bewusst machen und uns auch so verhalten“, sagt der Hygiene-Experte."

    "Sind die Ergebnisse für Deutschland, andere Länder und die Welt repräsentativ?
    Prof. Hendrik Streeck: Es handelt sich um ein Massenausbreitungsereignis (sogenanntes „super-spreading event“), das nur eingeschränkt auf ganz Deutschland oder andere Länder übertragen werden kann. Trotzdem bieten die nun vorliegenden Daten zu diesem Ereignis wichtige wissenschaftliche Ansatzpunkte, weil es sich in Gangelt um ein sehr frühes und sehr intensives Infektionsgeschehen in Deutschland handelte. Mit den Zahlen lassen sich zum Beispiel Simulationsmodelle zur Ausbreitung des Virus verbessern."
    Zitiert aus: https://www.uni-bonn.de/neues/111-2020

    Also von "relativ harmlos" lese ich da nichts. Aber Sie, Herr Scholzen, haben als Spezialist die ganze Studie ja wahrscheinlich aufmerksam gelesen und können uns sagen, inwiefern sie zu dem Schluss kommt, das Virus sei "relativ harmlos". Von Herrn Keul können wir da wohl nichts erwarten.

    Gerade im TV: Obduktionen haben ergeben, dass Corona-Patienten auffallend oft an Lungenembolien und Thrombosen gestorben sind. Ein neuer Aspekt. Alles natürlich "ganz harmlos".
    https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Coronavirus-UKE-Studie-mit-neuen-...

    Auch gerade im TV: Rekordzahl an Infektionen in Russland. Aber alles ganz harmlos.

    Man fragt sich nur, wie die Krankenhäuser derart an ihre Kapazitätsgrenzen getrieben werden konnten, wenn, wie Dr. Meyer in einem Leserbrief vom 18.03. behauptet, die Corona-Erkrankung weniger gefährlich als die saisonale Grippe ist. Gab es das auch bei einer normalen Grippewelle?

  • Um Herrn Guido Scholzen eine kleine Hilfe bei seiner Analyse der Heinsberg-Studie zu geben:
    https://www.quarks.de/gesellschaft/wissenschaft/heinsberg-studie-das-ler...

    Im GE von heute: Südkorea meldet einen Anstieg der Neuinfektionen, nachdem das Land glaubte, die Situation im Griff zu haben. Der Betrieb sämtlicher Vergnügungseinrichtungen in Seoul wurde am Samstag eingestellt.
    Warum, wenn das Virus doch "relativ harmlos" ist?

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