Das Discofieber grassiert nicht mehr im Aachener „Starfish“

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Die Großraumdiskothek „Starfish“ schließt Ende März seine Pforten. | Foto: Ralf Schaus

Tja, das waren noch Zeiten, als es noch kein Smartphone gab. In den Zeiten, als Tinder Science Fiction war und selbst das Internet, wenn überhaupt, noch in den Kinderschuhen steckte, war der „Zappelschuppen“ das Mittel der Wahl, um einen Lebens(abschnitts)gefährten kennenzulernen.

Ein Club, der auf eine gewisse Gediegenheit Wert legte

Die Discowelle rollte über das Land. Für die junge Christiane F. war das „Sounds“ in Westberlin das Ziel, das sie magisch anzog. Auch auf dem Land, oft an Militärstützpunkten, öffneten Discotheken, die die jungen Soldaten mit den Damen der Umgebung zusammenbrachten. Für Christiane F. war die Disco der Weg in die Drogenhölle. Für die allermeisten aber war die Disco der Ort, wo sie abseits der Eltern erwachsen wurden und sich beim Abtanzen, Cocktails, DJ’s einfach nur amüsierten und feierten.

Abiturienten, Studenten, Lehrlinge und Erwachsene aus Aachen und Umgebung, darunter auch viele Ostbelgier, hatten ab 1999 im „Starfish“ ihren Fixpunkt gefunden, wo sie sich von Arbeitswoche und Klausuren erholten.

Vor 20 Jahren war es ein Ereignis, wenn eine Disco aufgemacht hat. Oberbürgermeister Jürgen Linden (SPD) persönlich eröffnete den Betrieb und der halbe Stadtrat hatte die Tanzfläche erobert, wie die „Aachener Zeitung“ schreibt. Das „Starfish“ war immer ein Club, der auf eine gewisse Gediegenheit und ein erwachsenes Publikum Wert legte. Das Mindestalter ist 18 Jahre. „Solltet ihr versuchen, mit Turnschuhen in den Laden hereinzukommen, vergesst es! Es funktioniert nicht!“, notiert ein Rezensent im Internet.

Für fünf Millionen Euro hat die Familie Limburg damals in die alte Kälbermarkthalle gesteckt, um aus ihr eine moderne Großraumdisco zu zaubern. Das Konzept hat die Familie von ihrem Erstbetrieb, dem „Haus Waldesruh“ in Heinsberg-Himmerich übernommen: Mehrere Tanzflächen mit unterschiedlichen Musikstilen. „Planet“ ist die moderne Clubfläche für die Fans von House, Electro, Dance und Black für die, die knallende Bässe und krachende Beats mögen. Dort gibt es auch Getränkespecials, Lichtshows und Gast-DJ’s, die für Partystimmung sorgen. Für Fans von Schlager und Discofox gibt es das „Starfox“ mit Partyhits der 80er, 90er und von heute, also Musik wie in El Arenal und bei entsprechendem Wetter sogar unter freiem Himmel. Dort sind auch regelmäßig Gäste wie der „König von Mallorca“, Jürgen Drews, aufgetreten. Ein drittes Tanzareal bedient die Fans schwarzer Musik mit Soul, Blues und Funk.

Aber auch für Auftritte prominenter Gäste stand die Disco im Gewerbegebiet. Paul Panzer hat hier seine Karriere begonnen und auch Anke Engelke war bereits mit Band dort. „Wir haben hier fantastische Zeiten erlebt, viele Leute glücklich machen können“, erzählt Patriarchin Marianne Limburg der „Aachener Zeitung“.

Künftig ein Technologie- und Tagungsstandort

Der Grund für die Schließung ist eigentlich ganz einfach: Die Menschen gehen weniger aus. Inzwischen kommen keine 3.000 Menschen mehr, man macht anderes. Das betrifft Discos, aber auch manche Kneipe und manches Restaurant.

Dass das Starfish in der Liebigstraße schließt, heißt aber keinesfalls, dass die 90er-Partys und andere Mottoveranstaltungen nicht mehr stattfinden. In Himmerich geht der Betrieb weiter. Dort wird auch ein Teil der qualifizierten „Starfish“-Mitarbeiter unterkommen. Aus der Disco selbst wird zukünftig ein Technologie- und Tagungsstandort, wie der neue Eigentümer der Aachener Zeitung erzählte.

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