„Meine Spuren im Leben“ spricht alle an

<p>Mitte Oktober luden der Eupener Josephine-Koch-Service und die Stundenblume zu ihrem vierten SeniorenForum ein.</p>
Mitte Oktober luden der Eupener Josephine-Koch-Service und die Stundenblume zu ihrem vierten SeniorenForum ein. | Foto: privat

Das diesjährige Thema „Meine Spuren im Leben“ spricht wohl alle Menschen ab der Mitte des Lebens an. Spätestens, wenn die Pension vor der Tür steht, ein neuer Lebensabschnitt anfängt, stellen wir uns Fragen: Was möchte ich meinen Kindern materiell aber vor allem auch immateriell hinterlassen? Welche Spuren von mir bleiben erhalten? Was könnte ich noch ändern? Was ist planbar und worauf kann ich noch Einfluss nehmen?

Das Forum begann mit der Begrüßung durch Gaby Wirtz, Präsidentin des Verwaltungsrates von LFV-Stundenblume sowie durch Leo Roderburg, Präsident des Verwaltungsrates des Josephine-Koch-Service. Minister Antonios Antoniadis begrüßte die Teilnehmer herzlich und ging bei seiner Ansprache auf die Wichtigkeit ein, gerade in der Seniorenpolitik, die Menschlichkeit nicht aus den Augen zu verlieren.

Das Referat „Erbschaftsplanung und rechtliche Vorsorge“ von Notar Christoph Weling brachte eine erste Einsicht in das anscheinend komplizierte belgische Erbschaftsrecht. Anhand verständlicher Erklärungen und übersichtlichen Tabellen räumte Herr Weling mit gängigen Vorurteilen und Missverständnissen auf. Unterbrochen wurde das Referat von direkten Fragen aus dem Publikum.

Als Fazit bleibt den Zuhörern folgende Erkenntnis: Die Erbschaft planen ist grundsätzlich gut. Aber nicht immer müsse man das tun: „Wenn wir ein Paar sind, wir Kinder haben und der Hauptwert unseres Vermögens unser Familienhaus ist, und wir möchten, dass unsere Kinder zu gleichen Teilen erben, dann müssen wir nicht planen.“ Denn in diesem Fall sieht der belgische Staat sowieso schon vor, dass alle Kinder gleich viel von dem Vermögenswert des Hauses erben. In allen anderen Fällen kann es mehr als ratsam sein sich von einem Steuerberater, Anwalt oder Notar beraten zu lassen, um die für sich angemessene Lösung zu finden.

Im zweiten Teil ging Herr Weling auf die „Vorsorgevollmacht“ ein, ein weiteres Thema mit dem sich jeder auseinander setzen sollte. Infos dazu gibt es auch im Buch „Erbschaft in Belgien verstehen und planen“, erschienen im GrenzEcho-Verlag.

Das zweite Referat „Digitaler Nachlass und Vorsorge Leitfaden“ wurde, bedingt durch die berufliche Abwesenheit von Roger Rauw, von Gisela Cloot vorgetragen. In einem von kleinen persönlichen Anekdoten gespickten Vortrag ging Gisela Cloot auf die Schwierigkeiten des digitalen Nachlasses ein.

Es wurde auf die Wichtigkeit der Sicherheit bei allen personenbezogenen Daten, die wir heutzutage über das Internet zur Verfügung stellen, eingegangen. Es folgten praxisbezogene Tipps zum Umgang mit Passwörtern, Internetrechnungen und digitalen Abonnements. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die Rechtslage nicht eindeutig ist. Weltweite Online-Aktivitäten stoßen auf nationale Grenzen. Und dabei sind nicht nur die Vererbbarkeit und das Nutzungsrecht (z.B. Autorenrechte) der Daten ungeklärt; man läuft auch Gefahr, gegen das Fernmeldegeheimnis zu verstoßen und das postmortale Persönlichkeitsrecht zu verletzen.

Ratsam ist es also, dass wir als „User“ (PC-Nutzer) festlegen, was mit unseren Daten, Fotos, usw. geschehen soll, wenn wir versterben, oder nicht mehr in der Lage sind, diese selbst zu verwalten. Fazit: Es sind unsere Spuren, die man im Internet finden kann. Entscheiden wir selber, was davon für die Nachwelt verfügbar bleibt.

Kurz vor der Mittagspause stellte Gisela Cloot den „Vorsorge Leitfaden“ vor. Dieses nützliche Dokument, verfasst von Roger Rauw und Sylvia Dannemark im Rahmen ihrer Tätigkeit für „Die Eiche VoG“ gibt Hilfestellung bei allen Themen, die sich mit dem letzten Abschnitts des Lebens befassen. Dass dieses hilfreiche Dokument auf reges Interesse stieß, wurde deutlich da fast 100 Leitfäden schnell vergriffen waren.

Nach der Mittagspause, die von den Teilnehmern zum Austausch und zur Diskussion genutzt wurde, ging es mit den sogenannten „Herzspuren“ weiter. Passend zum Thema stellte Angelika Michels, Dipl.-Psychologin, ihr Referat unter das Zitat Albert Schweizers: „Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir weggehen“.

Zu Beginn definierte sie die Spuren, die wir bei anderen Menschen hinterlassen und natürlich die Spuren, die wir aufgedrückt bekommen, sei es durch Familie und andere soziale Kontakte.

Die Herzspuren unserer Kindheit prägen unser ganzes Leben, und uns von alten Verletzungen und negativen Erfahrungen zu befreien ist eine große Herausforderung um Frieden mit uns selber zu schließen. Anhand drei verschiedener Methoden zeigte sie Möglichkeiten auf, diese negativen Spuren zu verwischen.

Dieser Vortrag forderte offene Ohren und Herzen seitens der Teilnehmer. Anschaulich gestaltet durch einige Beispiele, konnte jeder Zuhörer aber sicher ein kleine persönliche „Wahrheit“ in dem Vorgetragenen erkennen. Dass wir nun bereit sind „Neue Spuren der Liebe“ zu legen, das wünschen wir allen Teilnehmern. Abgerundet wurde das Tagesprogramm durch die Vorstellung des neuen „Tracking-Systems“ für Menschen mit „Hinlauftendenz“, das in einer Pilotphase, organsiert durch die „Dienststelle für selbstbestimmtes Leben“, in Ostbelgien getestet wird. Auch hierzu kamen zahlreiche Fragen und Anregungen aus dem Publikum da diese Anwendung Brennstoff für viele Diskussionen über ethische Grundwerte liefert.

Am Ende des Forums waren sich alle Teilnehmer einig, dass die sehr unterschiedlichen Blickwinkel der Referenten bei „Meine Spuren im Leben“ eine Bereicherung darstellten. Allen, die zum Gelingen dieses Forums beigetragen haben, sei an dieser Stelle ein herzlicher Dank ausgesprochen.

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment