Nach Schusswechsel in Lüttich: Polizist schwebt in Lebensgefahr, Angreifer gestorben

Gegen 8.20 Uhr am Montagmorgen wollten Polizeibeamte in der rue de Visé in Jupille bei Lüttich einen in einem Lieferwagen schlafenden Mann kontrollieren. Dieser eröffnete ohne Vorwarnung das Feuer und traf einen der Polizisten am Kopf. Der Kollege des Beamten schoss zurück und traf den bewaffneten Angreifer tödlich. Bei dem schwer verletzten Polizeibeamten handelt es sich um einen 33-jährigen, zweifachen Familienvater. Der Ordnungshüter wurde noch am Montag im Lütticher Citadelle-Krankenhaus operiert. „Unser Kollege hat den Operationssaal verlassen und befindet sich zurzeit auf der Intensivstation. Er schwebt aktuell noch in Lebensgefahr“, teilte der Pressedienst der Lütticher Polizei am Montagnachmittag mit.

Der Verdächtige war der Justiz wegen Drogendelikten und Gewalttaten bekannt.

Wie die Staatsanwaltschaft berichtet, hatte ein Anwohner die Polizei auf den Lieferwagen aufmerksam gemacht. Dieser sei falsch geparkt und verdächtig. „Wie immer führten zwei Polizeibeamte die Kontrolle durch. Der verdächtige Mann wurde 1986 geboren und hat seinen Wohnsitz in Lüttich. Er schien unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen zu stehen“, erklärte Staatsanwältin Catherine Collignon der Tageszeitung „La Meuse“. Sie berichtete zum Tathergang: „Der Verdächtige zog eine Pistole und feuerte aus nächster Nähe eine Kugel auf den Polizisten ab, der sich ihm genähert hatte. Wir wissen nicht, wo er seine Waffe herbekommen hat. Der andere Polizist, der, wie es die Dienstvorschrift erfordert, im Hintergrund geblieben war, reagierte sofort. Er eröffnete das Feuer auf den Verdächtigen und traf ihn tödlich. Die Voraussetzungen für Selbstverteidigung sind gegeben. Die föderale Kriminalpolizei hat aber eine Untersuchung eröffnet. “

Der Verdächtige war der Justiz bekannt – allerdings bisher nur wegen kleiner Vergehen, wie die Staatsanwältin erklärte. 2010 ging es um Drogendelikte, später auch um Gewalttaten. Vor vier Jahren war er zum letzten Mal in Konflikt mit dem Gesetz geraten.

Der Polizist, der auf den Verdächtigen gefeuert hat, befand sich am Montagnachmittag im Schockzustand und konnte noch nicht vernommen werden. Der Tatort wurde weitgehend abgesperrt.

Wie aus einer Pressemitteilung des Bürgermeisters verlautet, „herrscht große Betroffenheit in der Stadt“. Lüttichs Bürgermeister Willy Demeyer (PS) sei in ständigem Kontakt mit dem Korpschef und unterstütze die Polizeibeamten der Polizeizone Lüttich, für die dieser Vorfall „sehr schmerzlich“ sei. Am Montag sollte ein Ehrentag für die Polizisten zelebriert werden. Zur sogenannten „Journée des Fastes“ würdigen die Stadt Lüttich und ihr Bürgermeister den Mut und das Engagement derjenigen, die die Bevölkerung täglich beschützen. Die Feierlichkeiten wurden nach dem Vorfall abgesagt.

2018 hatte ein Amokläufer zwei Polizistinnen in Lüttich erschossen.

Der Vorfall weckt in Lüttich schlimme Erinnerungen: Ende Mai 2018 waren in der Maasstadt zwei Polizistinnen von einem Attentäter getötet worden. Nachdem er bereits einen Mord in der Region um Marche-en-Famenne begangen hatte, begab sich der Mann zum boulevard d'Avroy, wo er zwei Polizistinnen erschoss. Im Anschluss kam es zu einer Schießerei, bei der vier weitere Polizisten verwundet wurden. Der Terrorist befand sich in Hafturlaub. Im Gefängnis hatte er sich radikalisiert. Sein Körper wurde bei dem Schusswechsel mit der Polizei von 26 Kugeln getroffen. (nawi/red)

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