Inga Voss (Ecolo) voller Tatendrang ins Parlament

Das war eine wirklich Hausnummer bei den Wahlen: Inga Voss erzielte auf Platz zwei der Ecolo-PDG-Liste 1.130 Vorzugsstimmen und machte damit sogar dem erfahrenen Ecolo-Spitzenkandidaten Freddy Mockel (1.151) Konkurrenz. „Politik ist etwas sehr Interessantes. Es war eine sehr bewusste, gut durchdachte Entscheidung, das jetzt zu machen“, meint die 33-Jährige bei einem Besuch in Lascheid. In ihrem Heimatort ist sie sesshaft geworden und hat mit ihrem Mann Christophe und dem anderthalbjährigen Sohn das urige „Haus Schrigdisch“ bezogen, wo vorher ihre Eltern gelebt haben.

In der naturbelassenen Gegend in der Gemeinde Burg-Reuland fühlt sie sich besonders wohl. Ihr Mann („Christophe fühlt sich als waschechter Eupener auch in kleinen Dörfern zuhause“) macht eine Ausbildung in Permakultur-Design. Hinter dem Begriff Permakultur verbirgt sich eine besondere Form der Landwirtschaft, die nachhaltiger und langfristig wirtschaftlicher als konventionelle Methoden sein soll. Pflanzen, Säen, Pflegen und Ernten erfolgen nur durch Handarbeit. Es gibt keine Monokulturen, sondern Mischkulturen und Fruchtfolgen. Auf dem Anwesen in Lascheid wächst auf einer relativ kleinen Fläche eine große Vielzahl unterschiedlicher Gemüse- und Obstsorten. „Wir haben uns in unserem Privatleben sehr nachhaltig eingerichtet und bemerkt, dass wir noch Lust auf mehr hatten“, erzählt sie. Natürlich könne man auch privat vieles bewirken, doch habe sie sich dazu entschlossen, einen Schritt weiterzugehen und Politik zu machen. „Das passt ganz einfach zu mir.“

Ehrlichkeit und Bescheidenheit – es seien solche Werte, die ihre Eltern ihr mitgegeben hätten. „Wir sind sehr einfach aufgewachsen. Meine Eltern waren sparsam, aber nicht geizig. Es fehlte uns an nichts. Wenn wir Urlaub gemacht haben, sind wir nicht in den Flieger gestiegen, sondern in Belgien geblieben, oft sind wir dazu mit dem Zug gefahren.“ Diese Lebensqualitäten habe sie auch bei Ecolo wiedergefunden – wenn man so will, war ihr Weg zu den Grünen vorgezeichnet. Bereits vor zehn Jahren hatte Inga Voss für Ecolo kandidiert, war dann aber nicht mehr parteipolitisch aktiv, weil sie Bezirksleiterin bei der Katholischen Landjugend (KLJ) wurde. Danach war sie in der Erwachsenenbildung beim ostbelgischen Landfrauenverband tätig. „Meine Affinität für Ecolo ist aber nie verlorengegangen. Ich hatte Freundschaften geknüpft, die mir sehr wichtig sind. Beispielsweise mit Franziska Franzen.“ Vor einigen Monaten organisierte Ecolo ein „Mise au vert“ – eine Ideenkonferenz mit Teilnehmern, die nicht aus dem inneren Zirkel der Partei kommen. Wichtig ist der Blick von außen. „Dabei ist meine Lust, mich wieder richtig zu engagieren, geweckt worden. Ich habe bei der Besprechung der Themen bemerkt, dass mich das alles reizte. Aber ich habe mir natürlich nicht träumen lassen, dass ich an Nummer zwei stehen sollte. Normalerweise denkt man da eher an erfahrene, vielleicht etwas ältere Leute.“ Als die Kandidatur auf Platz zwei dann aber einmal im familiären Umfeld besprochen worden sei, „wurde die Idee real“, bringt es Inga Voss auf den Punkt.

Am 17. Juni steht die konstituierende Sitzung des DG-Parlamentes auf dem Programm. Inga Voss hat sich schon entschieden, dem Ausschuss für Soziales und Gesundheit anzugehören. „Hier kann ich meine Stärken als ausgebildete Sozialassistentin einbringen. Außerdem bin ich nebenberuflich als Supervisorin und Coach tätig. Auch das passt dazu. Und schließlich werden dort auch die Themen Raumordnung, Wohnungswesen und Energiepolitik besprochen. Ich denke, dass sind sehr interessante Dinge, bei denen Ecolo richtig punkten kann.“ In der anstehenden Legislatur setzt sie besonders auf ein Miteinander der politischen Kräfte, jenseits von Mehrheits- und Oppositionsgrenzen.

„Alles muss im gegenseitigen Respekt passieren.“

„Jeder hat seine Ideologie und sollte diese bestmöglich einbringen können. Alle Parteien im Parlament haben Fraktionsstärke. Das sollte man als Chance wahrnehmen. Ich bin nicht unbedingt ein total Harmonie lebender Mensch, sondern finde, dass Konflikte sehr wichtig und sinnvoll sind. Aber alles muss im gegenseitigen Respekt passieren.“ Gerade die Plenarsitzungen vor den Wahlen hätten allerdings ein anderes Bild geboten. „Wenn es so werden wird, muss ich auf die Zähne beißen – und immer mit gutem Vorbild vorangehen.“ Die gerade abgeschlossenen Koalitionsverhandlungen möchte sie nicht großartig kommentieren. „Als vierter Partner wollten wir nicht in die Regierung. Daran haben wir festgehalten. Die Koalitionsgespräche sind so gelaufen, wie sie gelaufen sind. Ich finde, alle sollten jetzt den Sommer nutzen, um diese Seite umzublättern und danach neu starten.“ Für Inga Voss persönlich heißt es dagegen, erst im neuen Jahr richtig durchstarten: Anfang Oktober erwartet sie ihr zweites Kind. Dann macht sie zuerst einmal Babypause.

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