Öl-Embargo und Preisdeckel gegen Russland: Was bedeutet das?

<p>Eine Tiefpumpe steht in der Nähe der Stadt Usinsk, 1500 Kilometer nordöstlich von Moskau.</p>
Eine Tiefpumpe steht in der Nähe der Stadt Usinsk, 1500 Kilometer nordöstlich von Moskau. | Foto: Dmitry Lovetsky/AP/dpa

Gut neun Monate nach dem russischen Angriff auf die Ukraine macht die Europäische Union ernst. Ab Montag soll schrittweise ein Öl-Embargo gegen Russland greifen. Zugleich haben die EU und ihre G7-Partner einen Ölpreisdeckel beschlossen: Sie wollen Russland vorgeben, zu welchem Preis es sein Erdöl auf dem Weltmarkt verkaufen darf - nicht mehr als 60 US-Dollar (57 Euro) je Barrel (159 Liter). Ziel ist, die Kriegskasse des Kreml auszutrocknen und die Energiepreise weltweit zu stabilisieren. Aber schneiden sich die Europäer damit nicht ins eigene Fleisch?

Was soll der Preisdeckel für russisches Öl?

Ziel ist, die russischen Einnahmen aus dem Ölgeschäft zu drücken. Russland soll durchaus weiter Öl an Drittstaaten vermarkten - sonst würde die wertvolle Ressource auf dem Weltmarkt noch knapper -, aber zu einem vom Westen diktierten, niedrigen Preis. Das Projekt wurde maßgeblich von den Amerikanern vorangetrieben, die befürchteten, dass das europäische Einfuhrverbot die Preise für nicht-russisches Öl und damit auch für Benzin in die Höhe treiben könnte. Nun ist die Hoffnung, dass die Preisobergrenze zu einer Entspannung auf den Energiemärkten führt.

Wie soll das funktionieren?

Die EU setzt den Hebel bei den Transporten und den dafür nötigen Dienstleistungen an. Denn europäische Reedereien betreiben nach Angaben von Brüsseler Beamten mehr als die Hälfte aller Tanker auf der Welt. Das Prinzip lautet: Fuhren mit russischem Öl in Drittstaaten sind verboten - es sei denn, der Preis für die Ladung liegt nicht höher als der Deckel. Anders gesagt: Wird die Preisgrenze eingehalten, können westliche Reedereien mit ihren Schiffen weiter russisches Öl nach Indien, China oder in andere Länder bringen. Dieselbe Regelung soll für Dienstleistungen wie Versicherungen, technische Hilfe sowie Finanzierungs- und Vermittlungsdienste gelten. Die G7-Staaten und Australien tragen den Ölpreisdeckel mit.

Wird die Rechnung aufgehen?

Das ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Die nun festgesetzte Obergrenze von 60 Dollar je Barrel liegt unter dem jüngsten Marktpreis von 69 Dollar für russisches Öl. Nach Angaben von Estlands Regierungschefin Kaja Kallas könnte jeder Dollar weniger pro Barrel die russischen Einnahmen aus dem Ölverkauf um zwei Milliarden Dollar (1,9 Mrd Euro) pro Jahr drücken.

Russland sagt, man werde kein Öl an Länder liefern, die den Preisdeckel akzeptieren. Hielte Moskau das durch, könnte es zu einer Verknappung und damit steigenden Preisen führen. „Die EU gefährdet ihre eigene Energiesicherheit“, sagte der russische Außenpolitiker Leonid Sluzki laut Staatsagentur Tass.

Aber die Grenze wurde nun so nah am Marktpreis festgesetzt, dass sich für Russland Exporte trotzdem lohnen. Das westliche Kalkül: Der Kreml werde auf die Einnahmen aus Exporten an Drittstaaten nicht verzichten können. Wichtig wird, wie sich etwa China, Indien oder Ägypten verhalten, die derzeit viel russisches Erdöl kaufen.

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