Zauber und Tränen zugleich bei Brasilien-Sieg

<p>Zauber und Tränen zugleich bei Brasilien-Sieg</p>

Brasilien zauberte - aber Neymar weinte. Dem Superstar schossen auf der Bank plötzlich Tränen in die Augen, sein rechtes Fußgelenk musste nach der späten Auswechslung mit Eis gekühlt werden: Der Rekordweltmeister hat die Jagd auf den sechsten WM-Titel zwar glanzvoll eröffnet, das 2:0 (0:0) gegen Serbien aber womöglich teuer bezahlt. Ob Neymar bei insgesamt neun Fouls und in etlichen harten Zweikämpfen mehr abbekommen hat als einen dicken Knöchel, wird das Thema der kommenden Tage sein.

Vom Ergebnis zumindest ist der Start gelungen. Denn als Neymar noch auf dem Rasen hockte, wurde der Matchwinner unter tosendem Beifall ausgewechselt: Richarlison hatte ihm mit einem Abstauber (62.) und einem spektakulären Seitfallzieher (73.) die Show gestohlen.

„Vor vier Wochen lag ich selbst noch weinend auf dem Rasen, ich war verletzt“, sagte Richarlison, der in England für Tottenham Hotspur stürmt. „Ich hatte sogar Angst, überhaupt nicht zur WM fliegen zu können. Aber alle Anstrengungen haben sich gelohnt. Ich bin super glücklich.“

Brasilien jubelte dort, wo es am 18. Dezember unbedingt den „Hexacampeonato“ feiern will: im Finalstadion von Lusail. Am Ende drehte sich das Passkarussell schon schwindelerregend - doch Neymar vergrub sein Gesicht traurig im Trikot.

„Bringt den Pokal nach Hause!“, hatte die nationale Fußball-Ikone Pele in den sozialen Medien gefordert. Die Selecao gehorchte: Sie verdiente sich ihren 17. Sieg im 22. WM-Auftaktspiel und setzte sich an die Spitze der Gruppe G mit der Schweiz und Kamerun.

Neymar nimmt seinen dritten Anlauf auf den WM-Titel - für ein tief gespaltenes Land. Das gelb-grüne Nationaltrikot, zu Zehntausenden im Stadion zu sehen, war in den vergangenen Wochen vom Lager des Rechtspopulisten Jair Bolsonaro politisch vereinnahmt worden. Auch der Superstar trommelte bei der Präsidenten-Stichwahl für den Amtsinhaber, vergeblich.

Einigender ist der große Pele, der einzige Spieler der Geschichte mit drei WM-Titeln. Der 82-Jährige schrieb bei Instagram: „Unsere 200 Millionen Herzen werden schlagen wie eines. Lasst uns jedes Spiel wie ein Finale angehen!“

Neymar nahm es ernst. Den ersten Eckball drehte er direkt aufs Tor - beinahe hätte es geklappt (14.). Ein Fernschuss des PSG-Weltstars wurde geblockt (20.), Neymar hatte da auch das erste Foul bereits mit der typischen Dreifach-Rolle abgefedert.

Generell räumte die serbische Fünfer-Abwehrkette mit dem Bremer Milos Veljkovic als Mittelpunkt rigoros ab. Der aufmerksame Torwart Vanja Milinkovic-Savic fischte Vinicius Junior den Ball vom Fuß (27.). Allerdings stieg der Druck minütlich: Raphinha produzierte aber einen Kullerball, Nikola Milenkovic bekam bei Vinicius Junior den Fuß dazwischen. Unmittelbar nach der Pause rettete Milinkovic-Savic gegen Raphinha.

Brasilien drängte. Alex Sandros Gewaltschuss aus 25 Metern krachte noch an den Torpfosten (60.), dann dribbelte der immer stärkere Neymar, Vinicius schoss - und Richarlison staubte ab.

Fortan war der Außenseiter zu mehr Offensive und Pressing gezwungen. Fast umgehend erbrachte dieses einen Eckball und die folgende Kopfball-Großchance von Sergej Milinkovic-Savic. Marquinhos schritt ein, bevor der Ball über die Torlinie flog.

Der Seitfallzieher ist das bisher schönste Tor der WM.

Es begann das brasilianische Spektakel, das die Serben so lange hatten verhindern können. Richarlisons Seitfallzieher nach Vorlage des überragenden Vinicius war das bisher schönste Tor dieser WM. (dpa/ab)

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