In der 2. Bundesliga rollt der Ball wieder: HSV rüstet auf

<p>Aufstiegskandidaten: Tim Walter und der Hamburger SV.</p>
Aufstiegskandidaten: Tim Walter und der Hamburger SV. | Foto: dpa

Hätte Erik Durm das abgedroschene Bettwäschen-Argument benutzt, man hätte es ihm geglaubt. „Wie nach Hause kommen“, eine „Herzensangelegenheit“ - der Wechsel des Rio-Weltmeisters zum 1. FC Kaiserslautern scheint nicht nur bei den Fans Glücksgefühle ausgelöst zu haben. Und so sind es ausgerechnet die in den letzten Jahren so vom Leid geplagten Roten Teufel, die sich zum heimlichen Sieger des Transferfensters gemausert haben.

Neben Frankfurts Europa-League-Sieger Durm wechselte auch Torwart-Routinier Andreas Luthe (Union Berlin) aus der Bundesliga an den Betzenberg. Zwei Wechsel, die ordentlich Schwung in die Pfalz bringen - dazu auch noch zum Nulltarif. Letzteres ist beim Blick auf die Aktivitäten der Konkurrenz jedoch mehr Regel als Ausnahme.

Von einer „beispiellosen Zäsur“ hatte DFL-Chefin Donata Hopfen im April gesprochen. Zwar werden Betze, Alm und Co. zum Start der neuen Saison ausverkauft sein, doch Corona hat auch die 2. Liga weiter fest im Griff. Finanzielle Möglichkeiten bleiben beschränkt, es gelte, laut Hopfen, „neue Wege zu finden“.

Die Wege? Ablösefreie Spieler und Leihen. Bei vielen Vereinen sorgt die anhaltende Pandemie weiter für geringe Geldreserven. Große Ausgaben? Nicht drin. Auch die Absteiger Arminia Bielefeld und die SpVgg Greuther Fürth konnten trotz Transfererlösen im Wert von fünf bzw. sechs Millionen Euro nicht auf große Shoppingtour gehen.

Den Verein traf es dabei besonders hart. Stefan Ortega, Amos Pieper, Joakim Nilsson, Cedric Brunner - mehrere Stammkräfte musste die Arminia ziehen lassen. Gegenwert? Null. Einzig für Patrick Wimmer strich man fünf Millionen Euro vom VfL Wolfsburg ein.

Generell werden hohe Einnahmen nur zum Teil reinvestiert. St. Paulis Kyereh (4,5 Millionen) oder Nürnbergs Kilian Fischer (2,5 Millionen) brachten ihren Vereinen viel Geld. Geld, das jedoch lieber zur Seite gelegt wird.

Einzige Ausnahme ist der Hamburger SV. Für die feste Verpflichtung des Kroaten Mario Vuskovic überwiesen die Norddeutschen drei Millionen Euro an Hajduk Split, Mittelfeldmann Laszlo Benes von Borussia Mönchengladbach kostete 1,5 Millionen. Weitere Transfers schrauben die Gesamtausgaben auf 7,2 Millionen Euro - klarer Höchstwert.

Die Hamburger unterstreichen ihre Favoritenrolle in diesem Jahr auch finanziell. Nach der verlorenen Relegation soll im fünften Jahr 2. Liga endlich die Rückkehr in die Bundesliga gelingen - an der Elbe wird man hoffen, dass die Rechnung aufgeht. Auch für Rekord-Torschütze Simon Terodde ist der Hamburger SV der „Topfavorit“ im Aufstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga. „Mein ehemaliger Verein hat es einfach verdient, gerade nach der verlorenen Relegation zuletzt. Gut finde ich, dass die Verantwortlichen an Trainer Tim Walter festgehalten haben“, sagte der 34 Jahre alte Stürmer des FC Schalke 04, der 2020/21 eine Saison lang für die Hanseaten gespielt hat. Er drücke er dem HSV fest die Daumen, sagte Terodde dem „kicker“ (Donnerstag).

Insgesamt erwartet der erfolgreichste Zweitliga-Torschütze (172 Treffer), der mit den Schalkern im Mai in die 1. Liga aufgestiegen ist, erneut einen knappen Ausgang im Unterhaus. „In der abgelaufenen Saison ist die 2. Liga Woche für Woche spannend gewesen wie kaum eine andere Spielklasse in Europa. Auch dieses Jahr wird es bis zum Schluss ein enges Rennen um den Aufstieg - und auch der Kampf um den Klassenverbleib wird alle Fans in den Bann ziehen.“

Gespannt sei er auch darauf, wie sich die drei Aufsteiger eine Spielklasse höher schlagen werden, verriet Terodde. „Magdeburg, Braunschweig und Kaiserslautern sind Traditionsvereine. Natürlich wollen sie zuallererst einmal die Klasse halten. Aber ich bin mir sicher: Da ist auch mehr drin, gerade mit den Fans im Rücken.“

(sid/mn)

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