Baustoffe mittlerweile Luxusgüter

<p>In der Zwischenzeit klagen immer mehr Handwerksbranchen über lange Lieferzeiten und drastische Preissteigerungen „am Bau“. Ein Prozess, für den die Ursachen recht weit gefasst sind und der sich durch den Krieg noch verschärfen könnte.</p>
In der Zwischenzeit klagen immer mehr Handwerksbranchen über lange Lieferzeiten und drastische Preissteigerungen „am Bau“. Ein Prozess, für den die Ursachen recht weit gefasst sind und der sich durch den Krieg noch verschärfen könnte. | Fotos: Fotalia

Dabei ist der russische Angriff auf die Ukraine mit den bekannten Auswirkungen auf den Energiemarkt in den letzten Erhebungen noch nicht berücksichtigt, wie Niko Demeester, stellvertretender Direktor des Dachverbandes Confédération Construction, nach einer jüngsten Erhebung quer durch die Anbieter unterstreicht.

Nachfrage weiterhin

scheinbar ungebremst

Vor allem die Preise für Dämmstoffe, Holz und Stahl sind explodiert. Ende vergangenen Jahres dachten viele, das Schlimmste der Preissteigerungen liege hinter der Baubranche. Weit gefehlt. Eine Entwicklung, die vor allem den Bauherren auf den Magen respektive das Budget schlägt. Immerhin hat ein Preisanstieg von 25 Prozent bei den Baumaterialien insgesamt für ein Bauvorhaben (ob Neubau oder Renovierung) Mehrkosten von acht Prozent zur Folge.

Die anhaltenden Preissteigerungen sind zunächst die Spätfolge der Pandemie. „Denn die Nachfrage übersteigt weiterhin in ungeahntem Maße das Angebot“, weiß Niko Demeester. Und sein Blick geht eineinhalb Jahre zurück, auf Herbst 2020, als nach den ersten Erfahrungen mit der Krise respektive dem Lockdown „im Grunde jeder zweite in Belgien angefangen hat zu bauen oder zu renovieren“.

Seither ist die Nachfrage nach Baumaterial beständig gestiegen. Mit der Folge, dass einige Produkte sich seither preislich verdoppelt haben, auch weil die internationale Produktion zwischendurch zum Erliegen kam. „Wieso genau, bleibt noch zu klären.“ Kaum noch zu erhalten, von daher also nochmals teurer sind vor allem Bodenbeläge und Isolierstoffe (+50), Bauholz (+128) oder Grobspanplatten OSB (+191).

HINTERGRUND

Straßenbau vom Krieg betroffen

Inzwischen werden die Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine auf die Bautätigkeit in westlichen Ländern von Tag zu Tag sichtbarer. Infolge der weltweiten Sanktionen gegen Russland dürften sich die Lieferengpässe und die Preissteigerungen weiter verschärfen. Allein schon aufgrund des zuletzt anhaltenden Anstiegs der Energiepreise - von der Stromversorgung im Betrieb bis hin zum Auftanken des Fuhrparks. Besonders im Straßenbau befinden sich die Preise „im ständigen Galopp“. Verbindliche Preiskalkulation für Bitumen und Baustahl (sofern denn überhaupt verfügbar) kann nur noch auf Wochenfrist berechnet werden. Durch die Abhängigkeit zentraler Raffinerien von Lieferungen aus Russland droht ein Ausfall von bis zu einem Drittel der Bitumenversorgung etwa in Deutschland. Zugleich sind Produktionskosten auf das Dreifache des sonst üblichen Preises gestiegen. Unmittelbare Auswirkungen des Krieges gibt es ebenfalls auf dem Immobilienmarkt. Die gerade erst massiv anrollende Flüchtlingswelle treibt den Wohnungsbedarf allerorts in die Höhe - und setzt den im Grunde boomenden Markt unerwartet unter Druck.

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment