Eupener Urgestein Werner Pirard löst Hahn-Sammlung zugunsten der Flutopfer auf

<p>Werner Pirard fühlt sich inmitten seiner Hähne wohl. Links im Bild: Haushuhn Matthias.</p>
Werner Pirard fühlt sich inmitten seiner Hähne wohl. Links im Bild: Haushuhn Matthias. | Foto: David Hagemann

Es muss 1996 gewesen sein, als Werner Pirard – damals Wirt des Café Columbus – auf den Hahn kam. Er erinnert sich heute, 25 Jahre später, noch gut an den Tag, der ihn zu seiner späteren Leidenschaft führte: „Es war Altweiberdonnerstag, da ging das große Aquarium im Café zu Bruch. Es zersprang in tausend Teile“, erinnert sich der heute 82-Jährige. Die Ecke, in der es immer gestanden hatte, war nun leer. „Ich weiß beim besten Willen nicht warum, aber mir kam die Idee, sie mit Hähnen auszuschmücken“, erzählt Pirard. Es dauerte nicht lange, da sprach sich sein neues Hobby herum. Freunde, Bekannte und Kunden brachten ihm, was sie an Hähnen zu Hause finden oder auftreiben konnten. „Nach einer Woche hatte ich schon 83 Hähne. Ich wusste gar nicht mehr, wohin damit“, lacht er.

Jahrzehnte lang hat Werner Pirard die urige Kultkneipe an der unteren Bergstraße in Eupen betrieben. Viele kennen ihn aber auch aus seiner Zeit als Spieler der ersten Mannschaft der AS Eupen. Er ist ein Original, ein echtes Eupener Urgestein, auch wenn er inzwischen in Astenet lebt.

Sammlung umfasst rund 1.800 Objekte.

Seine Sammelleidenschaft hat Pirard seit dem besagten Tag nicht mehr losgelassen. Ein Vermögen habe er im Laufe der Jahre an Hähnen aus Kristall, Metall, Holz, Ton und Keramik sowie an Gemälden ausgegeben. Inzwischen umfasst seine Sammlung rund 1.800 Objekte: bunt bemalte Urlaubs-Mitbringsel aus aller Welt, Prachtstücke, auf die er beim Stöbern in Antiquitätenläden gestoßen ist und kunstvoll gearbeitete und wertvolle Raritäten aus renommierten Porzellan- und Kristallglas-Manufakturen, etwa Murano, Goebel, Val Saint Lambert und Swarovski. „Unser Speicher steht voll mit Hähnen“, erzählt Werner Pirard. Das stolze Tier habe es ihm einfach angetan. Ob seine Sammlung die größte ihrer Art ist, weiß der Eupener nicht. Vor ein paar Jahren habe er es ins Guinness-Buch der Rekorde schaffen wollen, „die Sache aber nicht weiter verfolgt“.

„Das ist meine Art, zu helfen.“

Bereits zweimal hat Werner Pirard seine Gockel ausstellen dürfen: 1998 im BRF-Funkhaus und zuletzt 2014 im Haus Harna in Walhorn. Bereits damals hat er ausgewählte Exponate verkauft und den Erlös an das Blindenhilfswerk „Glaube und Licht“ gespendet. Nun möchte er seine Sammlung auflösen und das Geld an die Opfer der Hochwasser-Katastrophe spenden. „Das ist meine Art, zu helfen“, sagt der 82-Jährige. Würde ihm das Knie nicht so zu Schaffen machen, hätte er nach dem Hochwasser beim Aufräumen tatkräftig mit angepackt. „Seine“ Unterstadt – er ist im „Seisseleveedel“ aufgewachsen – in Schutt liegen zu sehen, habe ihm das Herz gebrochen, sagt er sichtlich gerührt. „Deswegen freue ich mich auch über jeden Euro, der bei der Aktion herumkommt.“

In Vorbereitung auf die Spendenaktion hat Werner Pirard jedes einzelne Teil seiner Sammlung sorgsam in Luftpolsterfolie verpackt und mit Preisen zwischen fünf und 200 Euro versehen – viel weniger, als die Stücke tatsächlich wert sind. „Es fällt mir nicht schwer, mich davon zu trennen. Ich weiß ja, wofür ich es tue. Es kommt von Herzen.“ Einige wenige Objekte, an denen er (oder seine Frau) besonders hängen, möchte er aber behalten, darunter eine besonders außergewöhnliche Standuhr aus Marmor in Form eines Hahns. „Sie läuft nicht mehr, aber ich finde bestimmt einen Tüftler, der sie reparieren kann“, ist er optimistisch. Auch Haushuhn Matthias im Shabby-Chic-Stil sowie ein raffiniertes, dreidimensionales Bild, das er in einer Aachener Kunstgalerie entdeckte, dürfen bleiben. Das Bild zeigt einen Hahn, der auf einem Misthaufen thront. Zieht man an der Schnur, die daran baumelt, kräht der Hahn aus voller Kehle. „Ich bin froh, dass meine übrigen Hähne stumm sind und mich nicht in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett krähen“, scherzt er.

Die Sammlung wird am 23. und 24. Oktober (11 bis 18 Uhr) in der ehemaligen Konditorei Matadi (Klosterstraße 11 in Eupen) ausgestellt. Die Spendenaktion wird von den beiden Damen-Serviceclubs Soroptimist und Inner Wheel organisiert. Werner Pirard wird am besagten Wochenende selbst vor Ort sein – und sicher unzählige Anekdoten aus seinem Leben zum Besten geben. Alleine das ist einen Besuch schon wert.

Der gesamte Erlös der Aktion wird an den Vinzenz Verein gespendet, der es an die Opfer des Hochwassers weitergibt.

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  • Chapeau Werner!

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