Lokalmatador Lampaert schlägt Favorit Evenepoel

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Yves Lampaert nutzte seine Parcours-Kenntnis maximal aus. | Foto: belga

Nach 37,6 Kilometern lag der Westflame 20 Sekunden vor seinem Mannschaftsgefährten Remco Evenepoel, der als Favorit in den Kampf um das Trikolore-Trikot gestartet war. Dritter mit 41 Sekunden Rückstand wurde Stundenweltrekordler Victor Campenaerts (Qhubeka-Assos).

Der Erfolg des 30-Jährigen ist dennoch keine Sensation, denn Lampaert, der bereits 2017 einmal die Landesmeisterschaft gewann, gilt seit Jahren als Experte im Kampf gegen die Uhr. Beim letzten Kräftemessen mit Evenepoel, dem Zeitfahren bei der Belgien-Rundfahrt in der vergangenen Woche, lag er nur zwei Sekunden hinter seinem Teamgefährten.

Lampaert, der seine Parcours-Kenntnis maximal nutzte, wurde in seiner Heimat begeistert gefeiert und wie ein Volksheld auf den Schultern getragen. Auch das Stundenmittel auf dem sehr kurvenreichen Parcours war beeindrucken: 50,34 km/h.

Yves Lampaert: „Ich habe mich auch für meine Fans zerrissen.“

Verständlich, dass der neue Meister strahlte: „Wegen der Hitze hatte ich unterwegs eigentlich kein so gutes Gefühl, aber das wird wohl für uns alle so gewesen sein. Ich habe alles gegeben und bin jeden Kilometer gestorben. Ich habe mich auch für meine Fans zerrissen. Schön, dass sie nach so langer Zeit wieder dabei sein durften.“

Mit dem Titel überraschte er sich selbst am meisten: „Ich bin davon ausgegangen, dass ich heute Zweiter werde. Damit wäre ich auch zufrieden gewesen, aber so ist es natürlich toll.“ Dennoch blieb der Westflame bescheiden: „Ich weiß nicht, ob ich mich damit für die Zeitfahr-WM empfohlen habe, denn mit Wout (Van Aert, A. d. R.) und Remco haben wir zwei ausgezeichnete Fahrer. Aber ich bin bereit, falls man mich nominieren sollte. Mein WM-Fokus liegt vor allem auf dem Straßenrennen.“

„Es ist immer schön, wenn jemand aus der Mannschaft gewinnt, aber ich bin hier heute gestartet, um zu gewinnen“, machte Remco Evenepoel keinen Hehl aus einer Enttäuschung. „Dass mich jemand aus dem Team geschlagen hat, macht es nur etwas milder. Yves war heute deutlich besser als ich“, so der Silbermedaillengewinner, der mit zahlreichen 90-Grad-Kurven so seine Probleme hatte und zweimal einem Sturz sehr nahe kam.

„Aber das war nicht entscheidend“, suchte Evenepoel keine Entschuldigungen für den „Rückschlag in Richtung Olympia. Ich habe bis dahin noch einiges zu tun, vor allem bei längeren Anstrengungen.“ Schließlich meinte Evenepoel: „Aber das ist nicht das Ende der Welt.“

Hochzufrieden war unterdessen Victor Campenaerts: „Vor dem Start bin ich davon ausgegangen, dass es maximal für die Top Fünf reicht. - Ich freue mich für meinen Freund Yves Lampaert und bin froh, dass ich mit ihm auf dem Podium stehen darf.“

Dass er bei Zeitfahren nicht mehr ganz vorne landet, ist in den Augen des Stundenweltrekordlers nur normal: „Ich habe in dieser Saison fünfmal auf der Zeitfahrmaschine gesessen, früher machte ich das fünfmal die Woche. Ich habe meinen Fokus verlagert und bin dafür mit Etappensiegen beim Tirreno und Giro belohnt worden.“

Großer Abwesender dieser Meisterschaft war Wout Van Aert (Jumbo-Visma), der den Titel in den beiden letzten Jahren errungen hatte. Der 26-Jährige befindet sich derzeit mit seiner Mannschaft im Hohentrainingslager in Tignes (F), um die Tour de France vorzubereiten. Am Sonntag bei der Straßenmeisterschaft in Waregem wird sich zeigen, wie gut Van Aert sich von seiner Blinddarmoperation Anfang Mai erholt hat.

Lotte Kopecky schaffte den Hattrick.

Zuvor war Lotte Kopecky (LIV Racing) zum dritten Mal in Folge Zeitfahr-Landesmeisterin geworden. Die 25-Jährige legte den 25 Kilometer langen Damen-Parcours bei ihrem Hattrick in 34:01 Minuten zurück und war 14 Sekunden schneller als die Vorjahresdritte Julie Van De Velde. Bronze ging in diesem Jahr an Julie De Wilde (0:18).

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