Übersterblichkeit durch Covid und Hitze – Zahlen in Bütgenbach und Büllingen besonders hoch

<p>Die Entwicklung der Anzahl Sterbefälle (alle Ursachen) in Belgien für das Jahr 2020 (rote Linie) unterscheidet sich deutlich von der in den Jahren 2019, 2018 und 2017.</p>
Die Entwicklung der Anzahl Sterbefälle (alle Ursachen) in Belgien für das Jahr 2020 (rote Linie) unterscheidet sich deutlich von der in den Jahren 2019, 2018 und 2017. | Grafik: Statbel

Die Gesamtzahl der Todesfälle aufgrund von Covid-19 und der Hitzewelle zusammen (21.123) ist somit höher als die gesamte Übersterblichkeit im Jahr 2020 (17.966): Das kommt daher, das es durch den Lockdown und die Corona-Maßnahmen u.a. weniger Grippe- und Verkehrstote gab.

„In den Jahren 2015 bis 2019 gab es auch in Belgien eine Übersterblichkeit durch Hitzewellen und Grippe, die aber mit durchschnittlich zwei Prozent deutlich geringer ausfiel als im Jahr 2020“, heißt es bei Sciensano.

Nach den Berechnungen des Gesundheitsinstituts war die Sterblichkeit in der ersten Welle höher als die in der zweiten. Im Frühjahr gab es sechs Wochen lang durchschnittlich 1.310 zusätzliche Todesfälle pro Woche. Die zweite Welle war breiter gestreut, mit einem Durchschnitt von 806 Todesfällen pro Woche während zehn Wochen. In der ersten Periode gab es signifikant mehr Todesfälle pro Tag durch Covid-19 (188) als in der zweiten (127).

Die Gesamtzahl der mit Covid-19 verbundenen Todesfälle liegt sehr nahe an der Zahl der zusätzlichen Todesfälle im vergangenen Jahr. Während der ersten Welle wurden 7.910 Todesfälle in Verbindung mit Corona gezählt und 7.858 zusätzliche Todesfälle (62% Übersterblichkeit). In der zweiten Welle gab es 8.863 Covid-Todesfälle und 8.056 zusätzliche Todesfälle (37% Übersterblichkeit).

Während der ersten Welle starben hauptsächlich Menschen, die älter als 84 Jahre waren. Dies war, für ganz Belgien, auch bei der zweiten Welle der Fall. In der Wallonie und in Brüssel jedoch stellt Sciensano eine höhere Sterblichkeitsrate in der Altersgruppe der 65- bis 84-Jährigen fest.

Obwohl die erste Welle in allen drei Regionen sehr ähnlich war, gab es bei der zweiten Welle spezifische Unterschiede: Der Zeitraum der Übersterblichkeit war in Brüssel kürzer (sechs Wochen) als in Flandern und der Wallonie (neun Wochen). Im Durchschnitt gab es in der ersten Periode in Flandern und in Brüssel fast doppelt so viele zusätzliche Todesfälle pro Woche wie in der zweiten Periode. In der Wallonischen Region ist der Unterschied geringer.

Das Statistikamt Statbel schlüsselte die Zahlen auch nach Gemeinden auf (HIER verlinkt). In Ostbelgien fällt die Übersterblichkeit in Bütgenbach und Büllingen auf, während in Lontzen und Raeren weniger Menschen gestorben sind als erwartet. Im Einzelnen:

Eupen: plus 14,4%

Lontzen: minus 10,3%

Raeren: minus 14,4%

Kelmis: plus 10,7%

Bütgenbach: plus 45,5%

Büllingen: plus 38,3%

Amel: plus 12,8%

St.Vith: plus 22,7%

Statbel kann die Unterschiede zwischen einzelnen Gemeinden nicht erklären. Laut dem Statistikdienst haben sie auf den ersten Blick nichts mit der Bevölkerungsdichte zu tun. „Eine Gemeinde wie Sint-Joost-ten-Node, mit der höchsten Bevölkerungsdichte des Landes (23.358 Einwohner pro km²), hat eine mit beispielsweise Gingelom vergleichbare Sterblichkeitsrate mit einer Bevölkerungsdichte von 148 Einwohnern pro km².“ Eine bessere sozioökonomische Situation spiele ebenso wenig eine Rolle wie die Altersstruktur: Gemeinden, deren Einwohner ein niedrigeres durchschnittliches Steuereinkommen haben, sind nicht stärker betroffen als Gemeinden mit einem höheren, und Kommunen mit einem höheren Anteil älterer Menschen haben nicht unbedingt eine höhere Übersterblichkeitsrate. (gz)

Kommentare

  • „Das kommt daher, dass es durch den Lockdown und die Corona-Maßnahmen u.a. weniger Grippe- und Verkehrstote gab.“

    Das finde ich mal eine verwegene Erklärung für den Befund, dass die Zahl der Corona-Toten die Übersterblichkeit übersteigt. Ist es nicht vielmehr so, dass möglicherweise viele „Normalsterbliche“, eben nicht an, sondern lediglich mit Corona gestorben sind. Ich erinnere daran, dass während der ersten Welle lediglich 8% der Corona-Opfer keine Komorbiditäten hatten. 72% hatten sogar zwei oder mehr Komorbiditäten. Warum erwähnt Sciensano seinen eigenen diesbezüglichen Bericht nicht? Und warum greifen die Medien diesen Bericht nicht auf?

    (https://covid-19.sciensano.be/sites/default/files/Covid19/COVID-19_THEMA...

    Offensichtlich haben nicht nur die belgischen Behörden Tendenz, COVID-19 bevorzugt als Todesursache zu nennen. So sind die Zahlen im Vereinigten Königreich eigentlich noch verwunderlicher. Während der ersten Welle (Kalenderwoche 14 bis 19) wurden knapp 30.000 Corona-Opfer gezählt. Im gleichen Zeitraum starben aber rund 54.000 Menschen mehr als der Durchschnitt von 2015-2019. Demzufolge stehen also etwa 56% der Übersterblichkeit in Zusammenhang mit COVID-19. Jetzt stellt sich die Frage, was verursachte die restliche, immer noch sehr hohe 40%ige Übersterblichkeit?

    Während der zweiten Welle (KW 45 bis 50) nun starben (angeblich) 17500 Briten in Verbindung mit COVID-19. Während diesen Kalenderwochen starben aber lediglich 12200 mehr Menschen im Vergleich zu den Jahren 2015 bis 2019. Also übersteigt im VK die Gesamtzahl der Todesfälle aufgrund von Covid-19 die gesamte Übersterblichkeit alleine in diesen sechs Wochen sogar um mehr als 5000.

    https://ourworldindata.org/grapher/excess-mortality-raw-death-count?tab=...

    https://ourworldindata.org/coronavirus-data-explorer?zoomToSelection=tru...

  • Meiner Minung nach sollte man keiner Statistik trauen, die nicht durch eigene Beeinflußung gefälscht wurde! (Gelbwesten, Blacklives......... usw.usw.)

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