„Weil ich es kann“: Mike Tyson hat (sich) was zu beweisen

<p>Mike Tyson</p>
Mike Tyson | Foto: belga

Bescheidenheit ist auch mit 54 Jahren nicht die Tugend des Mike Tyson. Der Mann, der lange Jahre die explosivsten Fäuste der Welt besaß und zugleich die große Skandalfigur des Boxens war, kehrt zurück in den Ring. Nur für einen Schaukampf zwar, doch die Welt möge trotzdem genau hinsehen. „Weil ich es kann“, blaffte der einst unangefochtene Schwergewichts-Champion am Donnerstag einen Journalisten an, als dieser ihn nach dem Grund seines Comebacks fragte. „Nur weil man 54 ist, musst man keine neue Karriere starten. Es heißt auch nicht, dass das Leben vorbei ist“, belehrte ihn Tyson.

15 Jahre nach seiner desaströsen Abbruch-Niederlage gegen einen gewissen Kevin McBride steigt der mittlerweile ergraute Mittfünfziger am 12. September wieder in den Ring. Sein Gegner ist der ebenfalls schillernde Roy Jones Jr., auch schon 51, und zu Glanzzeiten Weltmeister im Mittelgewicht, Supermittelgewicht, Halbschwergewicht und Schwergewicht. „Es wird einfach unglaublich“, prophezeit Tyson gewohnt großmäulig. Zumindest auf die PR-Maschinerie dürfte das zutreffen: Der Kampf in Carson/Kalifornien über acht Runden wird auf der aufstrebenden Plattform Triller übertragen. Die Kontrahenten werden bei ihrer Vorbereitung von Kamerateams begleitet, im Nachgang soll aus dem gesammelten Material eine zehnteilige Doku entstehen.

Auch über einen Showkampf gegen den Erzfeind Holyfield wurde spekuliert.

Mit zahlreichen Trainingsvideos hatte Tyson in den vergangenen Wochen die Gerüchte um sein Comeback befeuert und damit Social Media wie Fachpresse in Atem gehalten. Unter anderem war über einen Showkampf gegen seinen ewigen Rivalen Evander Holyfield spekuliert worden, dem er 1997 im Duell um die WM-Krone ein Stück des rechten Ohrs abgebissen hatte. Es war nur einer von zahllosen Tiefschlägen im Leben Tysons, in dessen Akte auch Vergewaltigung, Gefängnis und Privatinsolvenz stehen.

Nun geht es zumindest gegen Jones (75 Kämpfe, 66 Siege, 47 Knock-outs), der 2018 zuletzt im Ring stand. Natürlich stellt sich jeder die Frage: Was kann „Iron Mike“ (58 Kämpfe, 50 Siege, 44 Knock-outs) noch? „Ich habe das Gefühl, dass ich mich besser um meinen Körper und meinen Geisteszustand gekümmert habe als die meisten Kämpfer, die vor mir in den Ruhestand gingen und zurückgekommen sind. Ich freue mich darauf“, sagte Tyson, der nach eigener Aussage keinen Cent einstreicht: „Es wird für verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen sein. Ich werde nichts bekommen.“

Anthony Joshua, amtierender Schwergewichtsweltmeister der Verbände IBF, WBA, WBO und IBO, beobachtet die Show aus der Ferne aufmerksam. „Es ist wie bei einem alten Fußballer, der Lattenschießen macht“, stichelte der 30-jährige Brite bei Sky UK. Joshua präzisiert: „Sie müssen es nicht tun, um mit den jungen Löwen zu konkurrieren. Wir sind größer, wir sind stärker, die Sportwissenschaft hat sich verbessert.“ Sugar Ray Leonard, einer der besten Boxer der 80er, scherzte bei Twitter: „Ich möchte ankündigen, dass ich nicht aus dem Ruhestand komme.“ (sid)

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