Gegen Hass im Netz: 90 Unternehmen stoppen Facebook-Werbung

<p>Gegen Hass im Netz: 90 Unternehmen stoppen Facebook-Werbung</p>
Illustrationsbild: dpa

Aus Protest gegen den Umgang von Facebook mit Hasskommentaren und abwertenden Inhalten in seinen Diensten haben sich mittlerweile Dutzende Unternehmen einem Aufruf zum Werbeboykott angeschlossen. Die von Bürgerrechtsorganisationen Mitte Juni ins Leben gerufene Initiative #StopHateForProfit führte auf ihrer Webseite am Sonntag in einer Liste gut 90 Unternehmen, die ihre Werbung auf Facebook in den USA erst einmal stoppen. Einige wollen diese Maßnahme auch auf die Facebook-Tochter Instagram sowie auf Twitter ausweiten. Facebook will nun stärker gegen Hassnachrichten und Falschmeldungen vorgehen, wie sein Chef Mark Zuckerberg betonte.

Als große Namen kamen seit Freitag unter anderem der Konsumgüterriese Unilever und der Autobauer Honda dazu. Der Getränkeriese Coca Cola kündigte ebenfalls an, für mindestens 30 Tage auf allen sozialen Plattformen weltweit seine Werbung auszusetzen. Er schließe sich aber nicht dem Boykott an, betonten Sprecher in diversen US-Medien.

Coca-Cola will Werbestrategien überprüfen

„Es gibt keinen Platz für Rassismus in der Welt und keinen in den Sozialen Medien“, sagte Konzernchef James Quincey in einer Mitteilung. Während der Werbepause will Coca Cola nun seine Werbestrategien überprüfen und festlegen, ob Änderungen nötig sind. „Wir erwarten auch mehr Verantwortlichkeit und mehr Transparenz von unseren Social-Media-Partnern“, betonte er.

Hershey, einer der weltweit führenden Schokoladenproduzenten, bestätigte der Zeitung „USA Today“ am Freitag, sich dem Boykottaufruf anzuschließen und im Juli keine Anzeigen zu schalten. Zudem wolle das Unternehmen seine Ausgaben für Facebook und die Tochter Instagram für den Rest des Jahres um ein Drittel kürzen.

Die US-Protestwelle gegen Rassismus und Polizeigewalt im Zuge des Todes des Afroamerikaners George Floyd hatte die Kritik an Facebook wieder aufflammen lassen, zu nachlässig mit kontroversen Beiträgen umzugehen. Dazu trug auch Konzernchef Zuckerberg wesentlich bei, der sich weigerte, gegen umstrittene Aussagen von US-Präsident Donald Trump einzuschreiten. Dafür gab es sogar Kritik von eigenen Mitarbeitern. Mit dem Aufruf von #StopHateForProfit zum Werbeboykott soll der Konzern an einer empfindlichen Stelle getroffen werden - Facebook macht fast seinen ganzen Umsatz mit Werbeerlösen.

Allein bei Coca Cola habe der Werbeetat in den USA 2019 geschätzte 22 Millionen Dollar (knapp 21 Millionen Euro) ausgemacht, berichtete die „New York Times“ mit Verweis auf Daten des Branchenanalysten Pathmatics. Bei Unilever seien es rund 42 Millionen Dollar gewesen.

Facebook-Aktien verloren gut 8 Prozent

Die Aktien von Facebook und auch Twitter gerieten am Freitag mit dem sich ausweitenden Boykott stark unter Druck. Facebook verlor gut 8 Prozent, was der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge einem Wertverlust von 56 Milliarden Doller (etwa 53 Milliarden Euro) entsprach. Zuckerberg habe damit 7 Milliarden Dollar seines Privatvermögens eingebüßt.

Wohl unter dem wachsenden Druck kündigte Zuckerberg am Freitag in einem Livestream an, künftig stärker gegen Hassnachrichten vorzugehen, Falschmeldungen unmittelbar vor der US-Präsidentenwahl zu löschen sowie die Standards für Werbung zu erhöhen. „Ich stehe gegen Hass und alles, was zu Gewalt anstachelt“, sagte Zuckerberg am Firmensitz in Palo Alto, in dem er die geplanten Maßnahmen seines Unternehmens ankündigte.

Außerdem sollen auch in der Werbung abwertende und hasserfüllte Botschaften bezüglich ethnischer Zugehörigkeit, Religion oder sexueller Vorlieben blockiert werden, wie Zuckerberg weiter sagte. Zudem sollen einige Facebook-Inhalte, die eigentlich gegen die Richtlinien des sozialen Netzwerks verstoßen, aber zum Beispiel aufgrund eines prominenten Absenders nachrichtenrelevant sind, künftig mit Hinweisen flankiert werden.

Keine Veränderungen bei Facebook

Doch einige Unternehmen äußerten Medienberichten zufolge anschließend Zweifel daran. „Wir glauben nicht, dass Facebook gewalttätige und spalterische Reden auf seinen Plattformen effizient verwalten wird“, schrieb Hershey in einer von der US-Zeitung „USA Today“ zitierten Erklärung. „Trotz wiederholter Zusicherungen von Facebook, Maßnahmen zu ergreifen, haben wir keine bedeutsamen Veränderungen gesehen.“

Honda teilte mit, im Juli keine Anzeigen mehr bei Facebook und Instagram zu platzieren, um ein Zeichen gegen „Hass und Rassismus“ zu setzen. Unilever will sogar das gesamte restliche Jahr auf bezahlte Werbung verzichten - nicht nur bei Facebook, sondern auch bei Twitter. Der Kurznachrichtendienst, auf dem Trump mit Vorliebe seine häufig umstrittenen Botschaften veröffentlicht, steht ebenfalls schon länger in der Kritik. Der niederländisch-britische Konzern will sein US-Werbebudget nicht kürzen, sondern auf andere Unternehmen umverteilen.

Zuvor hatten sich bereits etliche andere Unternehmen, darunter der US-Mobilfunk-Gigant Verizon und die bekannten Outdoor-Marken The North Face und Patagonia der Initiative #StopHateForProfit angeschlossen. Unilever - dessen Eiscreme-Marke Ben & Jerry's ebenfalls schon mit dabei war - geht nun aber noch einen Schritt weiter - denn eigentlich ging es bei der Aktion zunächst nur um einen Werbe-Boykott im Juli. (dpa)

Kommentare

  • Ich denke nicht, das der Fall der Facebook Aktie Prozent wegen diesm Grund gefallen ist. Facebook hat diese Probleme tagtäglich. Ich tippe eher darauf, das Facebook an Wert verloren haben, da so ziemlich alle Nasdaqunternehmen, besonders der neuen Generation am Freitag eine Marktkorrektur unterlagen. Es Sollte nicht vergessen werden, das auch Facebook am Donnerstag seinen Rekordwert nur knapp verfehlte. am Montag wird sich zeigen, das so ziemlich all diese Unternehmen wieder stark an Wert gewinnen wird und Facebook die 240 Dollar bald knackt.

  • Wer verlangt das Facebook mit insgesamt 2 Mrd. Mitgliedern jeden Beitrag 100 Prozentig prüft sollte mal einen Vorschlag machen wie das funktionieren soll. Die Mitarbeiter die für Facebook diese Arbeit übernehmen sind doch nur eine reine Alibiabteilung, da diese Massen an Daten nicht durch Menschen kontrolliert werden können. Sicher schreibt Facebook KI Algorithmen gegen solche Posts, doch auch diese Technik steht doch sehr am Anfang und ist alles andere als Perfekt. Man muss den Unternehmen Zeit geben. Und genau aus diesem Grund werden solche gössen Unternehmen in der EU nicht so schnell entstehen, slange die Politik die Sittenpolizei spielt.

  • Herr Waxweiler, das Kontrollieren der Eintragungen geschieht doch nicht durch Personen, sondern Computern mit sogenannten Algorithmen, die auf bestimmte Wörter oder Sätze anspringen. Diese Methode wird doch sozieso auch angewandt, um Nutzen aus den Eintragungen zu ziehen und gezielt Werbungen schalten zu können. Glaube nicht, dass Zuckerberg viele MENSCHEN in seinem Unternehmen beschäftigt, vielleicht noch einen Finanzexperten der herausfindet, wie man Steuern hinterziehen (padron vermeiden) kann. Oder haben Sie eine Idee, wie man der reichste Mensch der Welt wird, indem man etwas kostenlos zur Verfügung stellt ? Und 2 Mrd Mitgieder, sagen Sie, fallen darauf rein ...

  • Also bei Facebook sind sehr woll viele Menschen eingestellt und auch welche zur Kontrolle der Inhalte. Auch wenn das grösstenteils über KI läuft. Aber ich hatte da überhaupt nichts anderes geschrieben. Woll nicht deutlich ausgedrückt. Aber mehr intressierte mich am Beitrag den Bezug zum Börsenwert. Das GE kann ja heute mal reinschauen, und ja da hatte ich Recht. Bitte schreiben Sie doch nicht irgendwie solche Finanzratschläge darein, die irgendwo abgeschrieben wurden, das von jemand der keine Ahnung hat. Immer mehr junge Leute investieren an der Börse und lassen sich leicht fehl leiten.

  • ich habe mich ein bisschen unglücklich ausgedrückt, Herr Waxweiler. Mein "sagen Sie" sollte sich lediglich auf die 2 Mrd Nutzer beziehen, da ich persönlich keine Ahnung habe, wieviele da mitmachen, nicht aber auf das von mir formulierte "fallen darauf rein" Aber sagen Sie mir, bei dem tollen Unternehmen, wie man der reichste Mensch wird, wenn man etwas gratis zur Verfügung stellt? Übrigens hat jemand in Europa (nicht die EU, die gründet keine eigenen Unternehmer) What's App gegründet, als Gegenpol, wurde aber sofort geschluckt von Zuckeberg. Das ganze ist Spionage, nicht mehr und nicht weniger, das brauche ich nirgendwo zu lesen, soweit kann ich selbst denken.

  • Frau von Straelen: Wo hab ich geschrieben, dass die 2 Mrd. Nutzer auf Facebook reinfallen? Das ein tolles Unternehmen, auf das die EU neidisch ist.

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