Alles Halal oder was?

In Coronavirus-Zeiten ist man auch als GE-Leser eigentlich froh über jeden Artikel, der sich NICHT mit der Pandemie beschäftigt. Dennoch hat mir ein GrenzEcho-Beitrag in der Ausgabe von letzten Freitag („Eine steile Lernkurve“) ganz und gar nicht gefallen. Habe überhaupt kein Problem damit, wenn in schöner Regelmäßigkeit dpa-Artikel 1:1 übernommen werden. Allerdings könnte der auf der Wirtschaftsseite erschienene Beitrag auch einer Werbung für islamische Lebensart entnommen worden sein. Ohne Zweifel sind Halal-Produkte inzwischen ein boomender Milliardenmarkt, den auch viele nichtmuslimische Unternehmen auf keinen Fall verpassen möchten. Nur fehlt mir in diesem Beitrag eine auch nur annähernd kritische Auseinandersetzung mit dem „ökonomischen Djihad“ wie ihn die französische Anthropologin Florence Bergeaux-Blackler bezeichnet. Viele verbinden halal nur mit dem Fleischkonsum.

Dabei hätte man durchaus erwähnen können, dass der EuGH im Februar letzten Jahres entschieden hat, dass Fleisch aus ritueller Schlachtung bei dem Tiere vorher nicht betäubt werden, nicht mit dem EU-Bio-Siegel ausgezeichnet werden darf. Halal gilt aber auch für Lebensmittel, Kosmetika, Pharmazeutika und sogar Lebensweisen. Religionsfreiheit ist eine der wichtigsten Errungenschaften unserer Zeit. Was aber, wenn die muslimischen Verhaltensvorschriften mit den Gesetzen oder Wertvorstellungen anderer Gesellschaften in Konflikt geraten?

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