Zwei Brüder aus Gent überqueren den Atlantik im Ruderboot

<p>Die Gebrüder Van Durme überquerten den Atlantischen Ozwan in 39 Tagen, 21 Stunden und zwei Minuten.</p>
Die Gebrüder Van Durme überquerten den Atlantischen Ozwan in 39 Tagen, 21 Stunden und zwei Minuten. | Fotos: Facebook Van Durme Brothers

Die „Atlantic Challenge“ (auf Deutsch etwa die „Atlantik-Herausforderung“) ist eines der härtesten Ruderereignisse der Welt. Die Teilnehmer – einzeln oder in Zweier-, Dreier-, Vierer- oder Fünferteams – überqueren dabei den Atlantik im Ruderboot. Sie starten in La Gomera (Kanarische Inseln) und versuchen, die etwa 5.000 Kilometer entfernte Insel Antigua in der Karibik zu erreichen.

<p>Der Weg, den die Teilnehmer der „Atlantic Challenge“ zurücklegen müssen.</p>
Der Weg, den die Teilnehmer der „Atlantic Challenge“ zurücklegen müssen.

Für Belgien standen in diesem Jahr der Antwerpener Carl Plasschaert (41) – als Einzelperson – und die Genter Brüder Damien (29) und Bernard Van Durme (27) – als Zweierteam – am Start.

Die Teilnehmer rudern aber nicht einfach so über den Atlantik, sondern für einen guten Zweck: die Gebrüder Van Durme für die unabhängige gemeinnützige Organisation „Handicap International“ und Plasschaert für den Kampf gegen Tuberkulose.

„Es ist ein verrücktes Unterfangen“, sagte Bernard Van Durme vor dem Start bei Radio 2. Die Überfahrt zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, ist keineswegs ein Zuckerschlecken.

Ausdauer und körperliche Fitness

Die körperliche Herausforderung ist neben der geistigen die größte. Die Teilnehmer bereiten sich monatelang darauf vor. Die Gebrüder Van Durme trainierten vier Tage lang in der Nordsee, um den Rhythmus des Meeres „aufzunehmen“ und sich körperlich vorzubereiten.

Die ersten fünf bis sieben Tage sind reine Akklimatisation: Die Teilnehmer werden oft seekrank und erbrechen sich. Sie müssen außerdem lernen, der Austrocknung durch Sonne und Anstrengung entgegenzuwirken und in diesen Momenten dann noch die richtigen Entscheidungen treffen zu können, betont Bernard Van Durme. Die körperliche Herausforderung besteht natürlich auch darin, der Ermüdung „entgegenzusteuern“ und den Körper vor Beschwerden wie Blasen an den Händen oder Überlastung der Sehnen zu schützen. Hände, Rücken und Beine werden besonders beansprucht. Manche Leiden lassen sich jedoch fast nicht vermeiden, wie man hier auf dem Foto sieht:

Aufgrund der schweren Körperarbeit verlieren die Teilnehmer auch viel Gewicht – im Durchschnitt 12 Kilogramm. Ruben De Gendt, Sportphysiologe an der Universitätsklinik in Gent (UZ Gent), beaufsichtigte die Brüder Van Durme: „Sie waren ohnehin zwei stämmige Kerle, über 1,90 Meter groß und rund 100 Kilogramm schwer. [...] Sie mussten sicherstellen, dass sie genug Rudertraining absolvieren, um fit genug zu sein. Ich weiß nicht, wie viel sie jetzt wiegen, aber man kann auf den Bildern sehen, dass sie abgenommen haben, und das war eigentlich auch zu erwarten“, sagte er gegenüber VRT.

Schlaf

„Für Damien und Bernard bestand die größte körperliche Herausforderung darin, dass sie tagein, tagaus Leistung bringen mussten und wenig Ruhe hatten. Sie mussten mehr als einen Monat lang ununterbrochen aktiv sein. Das ist eine enorme Belastung für den Körper“, betonte De Gendt.

Die Gebrüder Van Durme wendeten die Zwei-Stunden-Regel an: zwei Stunden Rudern, zwei Stunden Schlafen. Als der eine ruderte, hatte der andere die Hände frei und konnte etwas anderes tun: Schlafen oder Aufgaben erledigen, wie z. B. die Reinigung der Solaranlage für die Energiegewinnung, die Wäsche und den Sicherheitscheck sowie die Zubereitung von Speisen und vor allem Getränken.

Das speziell entworfene Ruderboot verfügt über ein Fach zum Schlafen und ein weiteres zum Aufbewahren von Lebensmitteln. Dazu gehörten getrocknetes Essen und gegebenenfalls einige Schokoriegel „zur Stärkung der Moral“, denn an Bord gab es keine frischen Lebensmittel, kein Obst, kein Gemüse usw. Die Brüder hatten unter anderem gefriergetrocknete Spaghetti dabei, die sie dann in warmem Wasser zubereiteten.

Glücksfall: Zufällig landete während der Überfahrt ein fliegender Fisch direkt im Ruderboot der Brüder, den sie mit Genuss zubereiteten.

Viel trinken

An Bord des Boots befindet sich außerdem ein Gerät, das durch Entsalzung und Desinfektion in einer Stunde 30 Liter Trinkwasser aus Meerwasser herstellen kann. Und das ist auch wichtig, denn bei dieser Art von körperlicher Anstrengung sollte man bis zu 10 Liter am Tag trinken. Ein weiterer Vorteil der Maschine: Die Teilnehmer müssen kein Trinkwasser mitschleppen und können so an Gewicht sparen.

Nach vier Wochen wechselten die Brüder Van Durme ihren Rhythmus: eine Stunde Ruhe, dann eine Stunde gemeinsames Rudern, dann eine Stunde alleine Rudern. Das bedeutete weniger Ruhe, aber ein höheres Tempo (+25 Prozent) – und auch mehr Zeit, die man gemeinsam verbringen konnte.

Und dann muss man während der ganzen „Plackerei“ auch noch in die richtige Richtung rudern – ohne Orientierungspunkte auf dem weiten offenen Meer. Gar nicht mal so einfach. Die Teilnehmer müssen genau darauf achten, dass sie den korrekten nördlichen Breitengrad einhalten.

Am Ende half den Genter Brüdern auch ihr Ehrgeiz zur schnellen Überquerung des Ozeans: „Wir streben 40 Tage an, hoffen aber insgeheim, dem Weltrekord von 37 Tagen nahe zu kommen“, sagten sie vor dem Start. Am Ende kamen sie nach 39 Tagen, 21 Stunden und zwei Minuten an. In ihrer Kategorie belegten sie somit den zweiten Platz.

<p>Damien (l.) und Bernard Van Durme bei ihrer Ankunft auf der Insel Antigua.</p>
Damien (l.) und Bernard Van Durme bei ihrer Ankunft auf der Insel Antigua.

Weitere Infos, Fotos und Videos zur „Challenge“ der Brüder sind auf der offiziellen Webseite und Facebook-Seite zu finden.

Ihr Antwerpener Kollege Carl Plasschaert, der die Rudertour alleine absolviert, braucht noch einige Tage bis zum Ziel. Er ist der erste Belgier, der die „ Atlantic Challenge“ alleine angeht. (alno/vrt)

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