100 Jahre Ostbelgien: Feier im Senat

Am Donnerstag letzter Woche feierte die DG 100 Jahre Zugehörigkeit zu Belgien und verwendete dabei eine Bezeichnung (Ostbelgien), die eine gewisse Verwirrung hervorruft, indem sie den Leuten zu verstehen gibt, dass ihr Gebiet dem der Ostkantone entspricht, aber den Kanton Malmedy auslässt. Vor 100 Jahren waren es tatsächlich die ehemalige Kreise von Eupen-Malmedy, die belgisch wurden. Die Bewohner dieser Gebiete (sowohl die des französischsprachigen als auch des deutschsprachigen Teils) haben seit dem Wiener Kongress die gleiche Geschichte gekannt: Preußen 1815, sie wurden 1919 Belgier und durchlebten die umstrittene Volksbefragung 1920, dann das Baltia-Regime bis 1925; dann haben sie sich bei den Wahlen bis 1939 zwischen Pro-Belgier und Pro-Deutschen aufgeteilt; 1940 wurde ihr Territorium dem Dritten Reich annektiert und ab 1941 wurde ihnen die deutsche Nationalität auferlegt.

Nichts davon wurde im Senat thematisiert. Was eine Gelegenheit hätte sein können (oder besser noch, sein sollen), „unsere" Geschichte allen belgischen Behörden bekannt zu machen, war eine erfolgreiche Kommunikationsaktion der DG/Ostbelgien. In diesem Zusammenhang haben die Vertreter der belgischen Behörden in ihren Reden nur auf die Deutschsprachige Gemeinschaft Bezug genommen; von den Ostkantonen wurde nicht mehr darüber gesprochen – und von Malmedy überhaupt nicht. Daher verließ der Bürgermeister von Malmedy vorzeitig die Zeremonie, da er nichts mehr damit zu tun hatte. Wie können wir uns vorstellen, eine gemeinsame Zukunft für unser Land zu bauen, wenn wir nicht in der Lage sind, einer gemeinsamen Vergangenheit zusammen zu gedenken? Im Jahr 2023 kann die DG/Ostbelgien den 50. Jahrestag der Gründung ihres RDK und im Jahr 2024 den 40. Jahrestag ihres RDG und ihrer Regierung rechtmäßig feiern. Dieses Jahr ist das 100-jährige Jubiläum der Ostkantone (dessen Gebiet nun den 9 deutschsprachigen und 2 französischsprachigen Gemeinden entspricht).

Kommentare

  • Bravo! Sehr treffender Standpunkt, Herr Noel!
    Ostbelgien ist mehr als die Deutschsprachige Gemeinschaft.
    Leider wurden die ostbelgischen Gemeinden Malmedy und Weismes bei der nicht zu Ende gedachten „Ostbelgien“-Branding-Kampagne außen vor gelassen.
    Wenn es noch eines Beweises bedurfte, wurde dies bei den 100-Jahre Feierlichkeiten überdeutlich.
    Aus der ursprünglich angedachten offenen Standortmarke „Ostbelgien“ wurde das unlautere „Projekt“, die Deutschsprachige Gemeinschaft durch die Schaffung von Fakten umzubenennen. Ohne demokratische und parlamentarische Legitimation!
    „Ostbelgien - Sitz des Ministerpräsidenten“ kann man nunmehr am Haus Gospert 42 lesen. Von Deutschsprachige Gemeinschaft keine Spur mehr.
    Bedauerlicherweise gibt es auf DG-Ebene niemanden, der diesem historischen, semantischen und intellektuell unredlichen Etikettenschwindel Einhalt gebietet.

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