„Die Eiskönigin“ erobert die Kinderzimmer

<p>Ein Spielzeug-Frisiersalon mit den Konterfeis der Figuren aus dem Disney-Film Die Eiskönigin 2 (Originaltitel Frozen), der Bär aus Mascha und der Bär von Dickie Toys, und eine Plüschkatze aus 44 Cats von Smoby, alles Spielwaren und Lizenzprodukte.</p>
Ein Spielzeug-Frisiersalon mit den Konterfeis der Figuren aus dem Disney-Film "Die Eiskönigin 2" (Originaltitel "Frozen"), der Bär aus "Mascha und der Bär" von Dickie Toys, und eine Plüschkatze aus "44 Cats" von Smoby, alles Spielwaren und Lizenzprodukte. | Foto: Daniel Karmann/dpa

Elsa und Anna sind überall. Sie zieren Rucksäcke, Federmäppchen, Ketten, Ringe, Trinkflaschen, Handschuhe, Zahnbürsten. Es gibt singende Puppen oder Plüschfiguren, Puzzle, Spiele und Bücher. Und mit geflochtenen Zöpfen zum Anstecken und glitzernden Prinzessinnenkleidern können Kinder sich selbst in „Die Eiskönigin“ verwandeln. Elsa und Anna, die beiden Schwestern aus dem gleichnamigen Disney-Film, kennen sogar Krippenkinder - allein weil die Produkte so allgegenwärtig sind. Und in diesen Tagen nimmt der Hype noch zu.

Für die Spielzeugindustrie gewinnen Lizenzartikel immer mehr an Bedeutung.

Gerade ist die Fortsetzung des Oscar-prämierten Animationsfilms in die Kinos gekommen. Lange Zeit war „Frozen“ - so der Originaltitel - der erfolgreichste Trickfilm aller Zeiten. Produkte mit „Eiskönigin“ Elsa, ihrer Schwester Anna, Schneemann Olaf, Annas Freund Kristoff und dem Rentier Sven zogen besonders gut. Die Nachfrage habe zuletzt aber etwas nachgelassen, sagt Ulrich Brobeil vom Deutschen Verband der Spielwarenindustrie (DVSI) in Nürnberg. Teil zwei kommt aus Sicht der Branche deshalb genau zur rechten Zeit, um in der Vorweihnachtszeit Neuheiten zu präsentieren.

„Es ist schon zu erwarten, dass die Produkte ein großer Erfolg werden“, sagt Brobeil. Für die Spielzeugindustrie gewinnen Lizenzartikel immer mehr an Bedeutung, wie eine Umfrage des DVSI unter seinen Mitgliedern ergab. Im vergangenen Jahr machten die Lizenzprodukte nach Angaben von Brobeil etwa 20 Prozent vom Gesamtumsatz der Spielwarenindustrie aus. Viele Hersteller erwerben deshalb Lizenzen zu vielen Filmen oder Fernsehserien, aber auch zu Marken wie Porsche oder Ferrari.

Ein Beispiel ist die Simba Dickie Group in Fürth. Zum Start von „Eiskönigin 2“ brachte der Hersteller Plüschfiguren von Elsa, Anna und ihren Freunden in den Handel. Zum Sortiment der Unternehmensgruppe gehören aber auch Spielzeuge zu „Mickey Mouse“, zum US-Film „Toy Story“ oder zur TV-Serie „Feuerwehrmann Sam“.

„Lizenzprodukte machen mehr als 20 Prozent unseres Umsatzes aus. Sie schaffen einen zusätzlichen Kaufanreiz bei Kunden“, sagt der für Lizenzen verantwortliche Manager Werner Lenzner.

In vielen Spielzeuggeschäften füllen Fanartikel zu Filmen, Serien und Computerspielen ganze Regale. „Lizenzprodukte erzeugen eine höhere Aufmerksamkeit und werden oftmals proaktiv von Kunden gesucht“, sagt der Marketing-Professor Andreas Fürst von der Universität Erlangen-Nürnberg. „Hierdurch kann man als Hersteller dann nicht nur mehr Produkte absetzen, sondern auch zu einem höheren Preis.“

Doch Fürst warnt auch davor, das Ganze zu übertreiben - gerade bei Federmäppchen mit „Frozen“-Motiv, Socken und anderen Dingen, die mit der Eisköniginnenwelt an sich nichts zu tun haben. „Die Ausdehnung auf zu viele Kategorien kann auch zu einer Übersättigung der Kunden führen, wodurch der Umsatz sogar zurückgehen kann“, sagt er.

Eine Goldgrube ist der Hype vor allem für Walt Disney selbst. Der Entertainment-Gigant verdient nicht nur prächtig an den Kino- und Streaming-Erlösen, sondern auch mit Fanartikeln und Lizenzgebühren.

In den USA und Kanada, wo der neue Film schon läuft, übertrumpfte Teil 2 mit Einnahmen in Höhe von 130 Millionen Dollar binnen drei Tagen seinen Vorgänger aus dem Jahr 2013 fast ums Doppelte. Entsprechend floriert laut Disney das Merchandise-Geschäft, auch wenn es hierzu noch keine konkreten Zahlen vom Konzern gibt.

Auf einen großen Erfolg setzt auch der US-Spielzeugriese Hasbro, der dem Rivalen Mattel 2014 die Lizenzrechte für die Eiskönigin abjagte - und damit nach Schätzung von Analysten Hunderte Millionen Dollar an Jahresumsatz. Angetrieben von den begehrten Merchandise-Artikeln des neuen Films schossen die Erlöse in Hasbros Sparte mit Lizenzprodukten im jüngsten Quartal bereits um 40 Prozent verglichen mit dem Vorjahreswert auf 427 Millionen US-Dollar (385 Mio. Euro) in die Höhe.

Auch die deutschen Spielzeughändler erwarten, dass der neue Film die Nachfrage beflügeln wird.

Der kalifornische Hersteller Jakks Pacific - ebenfalls ein wichtiger Lizenzpartner von Disneys Eiskönigin - schaffte in den drei Monaten bis Ende September dank des brummenden Anfangsverkaufs von Fanartikeln sein kräftigstes Absatzwachstum seit fast fünf Jahren. „Wir gehen davon aus, das Jahr erfolgreich zu beenden“, sagte Jakks-Vorstandschef Stephen Berman. Das Weihnachtsgeschäft dürfte stark von der „Eiskönigin“ profitieren.

Auch die deutschen Spielzeughändler erwarten, dass der neue Film die Nachfrage nach Elsa-und-Anna-Produkten beflügeln wird.

„Das wird sich auch im anstehenden Weihnachtsgeschäft auswirken“, sagt Steffen Kahnt vom Handelsverband Spielwaren. Unter dem Weihnachtsbaum werden sie sich aber wahrscheinlich den Platz teilen müssen: Am 19. Dezember startet der neue „Star Wars“-Film in den deutschen Kinos - begleitet von vielen neuen Spielzeugen. (dpa)

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