Jedes neunte belgische Kind hat arbeitslose Eltern

<p>Zu viele belgische Familien geben sich mit einem Leben ohne Arbeit zufrieden.</p>
Zu viele belgische Familien geben sich mit einem Leben ohne Arbeit zufrieden. | Foto: Photo News

Mit 11,8  Prozent aller Kinder steht Belgien an der Spitze einer Statistik, die europaweit erfasst, wie viele Kinder ohne arbeitende Eltern groß werden. Belgien ist zwar dicht gefolgt von Frankreich, Irland, Großbritannien und Bulgarien, die alle innerhalb eines Prozentpunktes rangieren. Auch hat Belgien sich um einen Prozentpunkt verbessert, aber europaweit liegt die Verbesserung der Situation bei 1,7 %. Insgesamt kommen in der EU 9,4 % der Kinder aus Familien ohne Arbeitseinkommen. Unser Land driftet also weiter ab. Das belegen Zahlen, die unsere flämischen Kollegen von „De Morgen“ am Montag veröffentlichten.

Erstaunlich auch, dass das Vorzeigeland Schweden sich in den vier Jahren seit der letzten Erhebung der Daten um 3,9 % verschlechtert hat und nun den sechstschlechtesten Platz einnimmt.

Der Experte für Armut der Uni Löwen, Wim Van Acker, zeigtsich nicht überrascht. Er habe das Ergebnis erwartet. Schlimm, dass Kinder aus solchen Haushalten zu 80 % selbst in ähnlichen Situationen leben werden, wenn sie erwachsen sind, weiß der Experte.

Der Arbeitsmarktexperte der Uni Gent, Stijn Baert, erläutert, dass natürlich Brüssel und die Wallonie vor allem betroffen sind, weil dort die Zahl der Arbeitlosen besonders hoch sei. Allerdings gebe es auch in Flandern zahlreiche Familien, in denen niemand einer Arbeit nachgehe und auch keinen Job annehmen wolle.

Die Arbeitsmarktpolitik der Regierung sei nicht unbedingt angetan, diese Situation zu verbessern. Im Gegenteil, die Zahl der Arbeitslosen mit niedrigem Ausbildungsgrad steige in Belgien. Es helfe auch nicht, mehr Generälen und Lehrern einen Job zu versorgen, wenn man die Kinderarmut eindämmen wolle. Der Experte begrüßt allerdings Maßnahmen wie die von der Regierung Michel (MR) ins Spiel gebrachte Anhebung des Arbeitslosengeldes zu Beginn der Arbeitslosigkeit mit schnellerer Degression. Der Anreiz, arbeiten zu gehen, müsse gegeben sein. Stijn Baert kritisiert in dem Zusammenhang auch, dass der Unterschied zwischen Arbeitslohn und Arbeitslosenzuwendung zu gering sei, als dass er dazu führe, dass man sich schnell einen neuen Job suche. Auch müssten die Arbeitsämter hier eine aktivere Rolle einnehmen. (os)

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