Anschläge auf Kirchen und Luxushotels in Sri Lanka: über 190 Tote

<p>Sri-lankische Armeesoldaten, Polizisten und Helfer sichern nach einer Explosion in der St.-Antonius-Kirche das Umfeld ab.</p>
Sri-lankische Armeesoldaten, Polizisten und Helfer sichern nach einer Explosion in der St.-Antonius-Kirche das Umfeld ab. | Foto: dpa

Bei einer verheerenden Anschlagsserie auf christliche Kirchen und Hotels sind am Ostersonntag in Sri Lanka mindestens 191 Menschen getötet worden - darunter auch zwölf Ausländer. Dies berichteten die Sprecher von sieben örtlichen Krankenhäusern der Deutschen Presse-Agentur. Demnach wurden bei den koordinierten Explosionen außerdem mehr als 500 Menschen verletzt.

Es gab mindestens acht Detonationen, darunter drei in Kirchen und drei weitere in Luxushotels. Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene sprach von einer „terroristischen Attacke“ und machte Extremisten für die Bluttaten verantwortlich. Die Verantwortlichen seien identifiziert, sagte er. Er verhängte eine landesweite Ausgangssperre bis zum frühen Montagmorgen. Woher die mindestens zwölf getöteten Ausländer stammten, war zunächst unklar.

Der südasiatische Inselstaat mit seinen tropischen Stränden ist ein beliebtes Touristenziel, auch für Europäer. Dort hat es seit Jahren keinen größeren Anschlag gegeben. 2009 war ein Bürgerkrieg in Sri Lanka zu Ende gegangen.

Bei den Kirchen handelte es sich um die St.-Antonius-Kirche in der Hauptstadt Colombo, die St.-Sebastians-Kirche im rund 30 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Negombo sowie die Zionskirche in Batticaloa, rund 250 Kilometer östlich von Colombo. In den Gotteshäusern fanden gerade Ostermessen statt. Dort gab es die meisten Opfer.

Außerdem gab es Explosionen in den 5-Sterne-Hotels Shangri-La, Cinnamon Grand und Kingsbury in Colombio. Dort sollen auch Ausländer verletzt worden sein. Später wurde eine siebte Explosion in einem kleinen Hotel in einem Vorort der Hauptstadt Colombo mit zwei Toten gemeldet. Eine achte Explosion ereignete sich am Nachmittag (Ortszeit) in einer Wohngegend in Dematagoda, einem anderen Vorort Colombos.

Die Explosionen in den Kirchen und Luxushotels fanden fast zeitgleich statt. Die erste wurde aus der Kirche in Colombo gemeldet, die übrigen fünf alle innerhalb von nur 30 Minuten.

Polizei spricht von „Verschwörung“

Zunächst bekannte sich niemand zu den Angriffen. Staatspräsident Maithripala Sirisena sagte, die Streitkräfte und die Polizei gingen der „Verschwörung“ auf den Grund. Die Oberbefehlshaber der Streitkräfte trafen mehrere Minister zu einer Krisensitzung.

Minister Harsha de Silva schrieb auf Twitter, in einer Kirche in Colombo habe es „schreckliche Szenen“ gegeben. Diese sei mit Körperteilen übersät gewesen. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Retter Verletzte aus einer verwüsteten Kirche trugen.

Eine 20 Jahre alte Touristin aus Dänemark, die mit drei Freundinnen in einem Hotel in Colombo untergekommen ist, sagte dem dänischen Rundfunk zur Explosion in der St.-Antonius-Kirche: „Es herrschte Chaos in der Straße, mit Menschen und Rettungswagen überall. Viele der Einheimischen haben die Straße hinunter gezeigt und gesagt, es habe eine Explosion gegeben und viele seien tot.“

Nur etwa sieben Prozent der Bevölkerung Sri Lankas sind Christen. Die Mehrheit sind Buddhisten.

Jedes Jahr reisen Zehntausende Europäer in das frühere Ceylon. Der Inselstaat von der Größe Bayerns hat gut 20 Millionen Einwohner. Er bietet neben tropischen Stränden unter anderem mehrere UNESCO-Welterbestätten, sechs Kultur- und zwei Naturdenkmäler.

Die Angriffsserie stieß weltweit auf Entsetzen. Auch Premierminister Charles Michel und Außenminister Didier Reynders (MR) sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus. Michel schrieb, wenn der Terror uns spalten wolle, dann müssten wir umso mehr vereinigt sein. Das Außenministerium in Brüssel richtete unter der Nummer 02/501 81 11 eine zentrale Informationsstelle ein.

Der russische Präsident Wladimir Putin sprach von einem „grausamen und zynischen Verbrechen“. Israels Staatspräsident Reuven Rivlin äußerte sich ähnlich. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schrieb: „Das ist ein Angriff auf die gesamte Menschheit.“ Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez twitterte: Der Tod „Dutzender Menschen, die Ostern feierten, bringt uns zum Weinen“. Die britische Premierministerin Theresa May forderte: „Wir müssen zusammenhalten und sicherstellen, dass niemand seinen Glauben in Furcht praktizieren muss.“

Sri Lankas Bürgerkrieg war 2009 nach 26 Jahren zu Ende gegangen. Die Rebellengruppe Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) hatte für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden des Landes gekämpft. Die Armee ging gegen die Aufständischen mit aller Härte vor und besiegte sie schließlich. Die UN wirft beiden Seiten Kriegsverbrechen vor. (dpa)

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