Vor 100 Jahren entstand der sogenannte Völkerbund

<p>Der Politiker Gustav Stresemann (Mitte) sorgte dafür, dass Deutschland dem Völkerbund auch beitreten konnte.</p>
Der Politiker Gustav Stresemann (Mitte) sorgte dafür, dass Deutschland dem Völkerbund auch beitreten konnte. | Foto: dpa

So einen Krieg hatte die Welt noch nicht gesehen! Mehr als vier Jahre wurde vor allem in Europa erbittert gekämpft und geschossen. Es kamen fürchterliche neue Waffen zum Einsatz, und Millionen Menschen verloren ihr Leben. Der Erste Weltkrieg war einer der schlimmsten Kriege, den es jemals gegeben hat. Im November 1918 ging er endlich zu Ende. Noch während des Krieges hatte ein Mann namens Woodrow Wilson eine Idee. Woodrow Wilson war nicht irgendwer! Er war der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, also der Chef eines der mächtigsten Länder der Erde. Er schlug vor, eine Gemeinschaft von Staaten zu gründen, die sich für den Frieden einsetzt. So etwas wie den Ersten Weltkrieg sollte es nicht wieder geben!

Die Idee so einer Friedensgemeinschaft war schon einige Jahre zuvor diskutiert worden. Aber erst wollte keiner so recht mitmachen. Das war nach dem Krieg anders. Auf einer großen Friedenskonferenz wurden im April 1919 die Regeln für diesen Völkerbund festgelegt. Zuerst schlossen sich 32 Länder zusammen. „Sie alle hatten zuvor im Ersten Weltkrieg gegen Deutschland gekämpft“, erklärt der Historiker Joachim Wintzer. Wie etwa Frankreich und Großbritannien. Bald schon stießen andere Länder dazu, wie zum Beispiel Peru. „Durch den Völkerbund hatten nun auch kleinere Staaten ein Mitspracherecht – und das war etwas völlig Neues“, sagt der Experte.

Ausgerechnet die USA schlossen sich dem Bund aber nie an! Das lag an Problemen von Woodrow Wilson mit anderen Politikern in seinem Land. Deutschland durfte als Verlierer des Kriegs erst 1926 beitreten. Der Völkerbund hatte das Ziel, den Weltfrieden zu sichern. Wenn zwei Staaten miteinander in Streit gerieten und ein Krieg drohte, versuchte der Bund zu vermitteln. Er achtete auch darauf, dass bestehende Friedensverträge eingehalten wurden. Das klappte in einigen Fällen. Oft scheiterte der Völkerbund aber auch. Das war vor allem dann der Fall, wenn große Länder in Streit gerieten. „Die großen Staaten ließen sich vom Völkerbund nichts vorschreiben“, erklärt Joachim Wintzer. In vielen Situationen war die Gemeinschaft daher machtlos.

Der Völkerbund konnte auch nicht verhindern, dass es einige Jahre später wieder zu einem Weltkrieg kam.

Der Völkerbund konnte auch nicht verhindern, dass es einige Jahre später wieder zu einem Weltkrieg kam. Die gute Idee aber blieb: Konflikte nicht mit Waffengewalt auszutragen, sondern mit Gesprächen. Staaten sollten ihr Handeln rechtfertigen und erklären. Diesem Gedanken folgte dann auch die Gründung einer neuen Organisation als Nachfolger des Völkerbundes: Das sind die Vereinten Nationen, die es bis heute gibt.

Wusstest du, dass der Völkerbund seinen Hauptsitz in Genf hatte? Die Stadt liegt in der Schweiz. Einmal im Jahr kamen die Mitgliedsstaaten dort ab dem Jahr 1920 zu einer großen Versammlung zusammen. Dann wurden wichtige Angelegenheiten besprochen und Beschlüsse gefasst. Dass der Völkerbund ausgerechnet in der Schweiz tagte, war kein Zufall. Es hatte mit einer besonderen Einstellung dieses Landes zu tun: Denn die Schweiz hatte sich schon vor etwa 200 Jahren für neutral erklärt. Das bedeutet, sie beteiligte sich nicht an den Konflikten und Kriegen anderer Länder. Sie nahm also eine unparteiische Haltung ein. In der Schweiz gilt die Neutralität bis heute. Andere Länder können sich auch für einige Zeit als neutral bezeichnen oder in bestimmten Fragen. So können sie zum Beispiel in Streitigkeiten anderer Staaten vermitteln. Wenn diese das wollen. (dpa)

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