Wallonisch-ostbelgische Zusammenarbeit im Rahmen des Tages der deutschen Sprache – Schüler aus Namur zu Gast in Kettenis

<p>Bei ihrem Besuch im Parlament der DG erlebten die Schüler aus Jambes und Kettenis eine Politikstunde zum Anfassen.</p>
Bei ihrem Besuch im Parlament der DG erlebten die Schüler aus Jambes und Kettenis eine Politikstunde zum Anfassen. | privat

Am Montag, 4. Februar, erhielten die Schüler der Grundschule Kettenis Besuch aus Namur.

Im Rahmen des „Tages der deutschen Sprache“ waren 44 Kinder der Schule St. Joseph aus Jambes zu Gast und nahmen unter anderem an einer Unterrichtsstunde mit dem ostbelgischen Bildungsminister Harald Mollers teil. Ziel dieses Schulaustauschs ist die Sensibilisierung der Kinder für die Mehrsprachigkeit in der Wallonie und die Förderung der deutschen Sprache.

Bei der Erstausgabe des „Tages der deutschen Sprache“ am 17. Oktober vergangenen Jahres präsentierten die Wallonische Region und die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft eine Reihe gemeinsamer Sensibilisierungsaktionen. So vereinbarten die beiden Ministerpräsidenten Willy Borsus und Oliver Paasch als symbolischen Akt unter anderem ein Austauschtreffen zwischen Primarschülern der Schule St. Joseph aus Jambes und der Grundschule Kettenis.

Nachdem die ostbelgischen Schüler bereits im Januar nach Namur reisten, stand nun der Gegenbesuch in Kettenis an. Der Tag des großen Wiedersehens begann mit einer interaktiven Unterrichtsstunde zum Thema Sprachenregionen und Mehrsprachigkeit. An dieser nahm auch der ostbelgische Unterrichtsminister teil.

Nach dem Kennenlernspiel stand ein großes Quiz auf dem Programm. Es galt, Fragen zu Namur, der Partnerschule, der Wallonie und Allgemeinbildung zu beantworten. Das Glücksrad entschied, welche gemischte Schülergruppe gegen den Unterrichtsminister antreten durfte. Dieser schlug sich anfangs nicht schlecht, punktete bei den politischen Fragen, musste sich dennoch am Ende geschlagen geben. Er gönnte den Schülern aus Namur und Kettenis aber ihren Sieg. Und beim gemeinsamen Lied „On écrit sur les murs“ erwies sich Harald Mollers auch als sehr textsicher.

„Das Treffen der wallonischen und ostbelgischen Primarschüler ist eine tolle Initiative. Unsere Regierung freut sich, dass die Wallonie der deutschen Sprache mehr Gewicht verleihen möchte und damit auch uns Ostbelgier als Nachbarn und Partner auf Augenhöhe betrachtet. Die Kenntnis der deutschen Sprache ist in der Wallonie auf dem Rückzug, daher begrüße ich die Bemühungen von Willy Borsus, die breite Bevölkerung zu sensibilisieren und die deutsche Sprache in deren Alltag zu integrieren“, lobt der ostbelgische Bildungsminister.

Vor einer gemeinsamen Pause auf dem Holunderschulhof konnten die Ketteniser Schüler sozusagen als Botschafter für Mehrsprachigkeit unter Beweis stellen, dass sie keine Scheu vor der Sprache ihrer Nachbarn haben. „Unvoreingenommen zu sein gegenüber Fremdem, einer anderen Sprache oder Unbekanntem sind wichtige soziale Fähigkeiten in unserer heutigen Gesellschaft. Doch tolerantes Handeln und Denken ohne Vorurteile ist nicht angeboren. Diese Sozialkompetenz muss, ebenso wie Schwimmen oder Radfahren, erlernt und trainiert werden. Hier gilt, wie bei den meisten Lernprozessen: Je früher, desto einprägsamer und nachhaltiger. Und die Wichtigkeit von Mehrsprachigkeit als Trumpfkarte unserer Gemeinschaft zu vermitteln sollte ein wichtiges Anliegen sein“, meint Schulleiter Bernd Derichs.

Nach einem stärkenden Mittagessen hatten die Schüler die Gelegenheit, Eupen besser kennenzulernen. Der erste Punkt des Rahmenprogramms am Nachmittag war ein Besuch der Wesertalsperre. Dort wurde bei einer interessanten Führung die Wasseraufbereitung erklärt. Anschließend ging es in das Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft, wo die Schüler eine Politikstunde zum Anfassen erlebten. Die Kinder erfuhren viel Wissenswertes über unser Land und Ostbelgien. Beim Demokratie-Spiel konnte jede Gruppe noch einmal ihr Wissen unter Beweis stellen.

Die Kinder zeigten sich beeindruckt, einmal auf den Plätzen ihrer Volksvertreter zu sitzen und politische Vorschläge über ihr Mikro einzubringen. Ein erster Gesetzesvorschlag betraf die Verlängerung der Ferien und die Einführung des Fachs „Computerspiele“. Ob es zu einer Umsetzung kommen wird, ist fraglich. Sicher ist jedenfalls, dass dieser Austausch keine einmalige Angelegenheit bleibt und übergemeinschaftliche Freundschaften geschlossen wurden.

Gegen 16 Uhr traten die Schüler nach einem ereignisreichen Tag wieder die Heimreise nach Namur an.

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