Soll Abtreibung länger möglich sein?

Zwischen 18.000 und 19.000 Schwangerschaftsabbrüche werden jährlich in Belgien ganz legal vorgenommen, d.h. vor der 12. Schwangerschaftswoche, sprich 3 Monaten. Weil 370 Frauen für eine Abtreibung ins Ausland gingen, soll ein Gesetz verändert werden, das die Abtreibung bis 20 Wochen, d.h. 5 Monaten, erlauben soll? Was sind das für Maßstäbe? Ein Gesetz, das gesellschaftsumfassende Folgen haben wird, ändert man doch nicht für eine Handvoll Bürger. Damit möchte ich keineswegs die Not der betroffenen Frauen minimieren. Ebenfalls betone ich, dass ich die Menschen, die einen Schwangerschaftsabbruch vorgenommen habe, zutiefst respektiere und achte. Ihre Entscheidung kam ihnen zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich als einzige Lösung vor.

Ich finde kein stichhaltiges Argument seitens der Expertengruppe für eine Gesetzesänderung. Nur weil Wissenschaft und Medizin sich entwickelt haben und es jetzt möglich ist einen 5 Monate alten Fötus zu entfernen, soll man die Frist nach oben anpassen.

Für mich bleibt diese Gesetzesanpassung ein Armutszeugnis unserer Gesellschaft. Der betroffenen Frau, und der Frau im allgemeinen, wird grundlegend nicht geholfen. Es wird ihr eine Lösung vorgegaukelt, die sie letztlich mit ihren Ausgangsproblemen allein lässt und sie möglicherweise noch mit einem zusätzlichen, psychischen Problem belasten wird. Unsere Gesellschaft ist gefordert, ihren Mitgliedern, und insbesondere der Jugend, tiefgründige und nachhaltige Lösungen zu bieten; hin zu einer Erziehung und einem Miteinander im gegenseitigen Respekt, in Solidarität, gegenseitiger Hilfe und Verantwortungsgefühl. Zurzeit ermutigt sie aber die Entwicklung zum unbedachten und unverantwortlichen Konsum; wohlwissend, dass die Menschheit nur überleben kann, wenn sie lernt, sich einzuschränken und jedes Lebewesen zu respektieren.

Behaupten, dass die Frau mehr Freiheit findet durch ein neues Gesetz ist eine Fehleinschätzung. In einer Zeit, wo man dem Familienvater mehr Platz einräumen will und dem Mann seine Verantwortung in der Sexualität und der Fortpflanzung bewusst machen muss, nimmt man sie ihm ab und schiebt sie verstärkt auf die Frau...

Kommentare

  • Frau Vliegen-Comès, ungewollt schwanger zu werden ist kein "Konsum". Auch ihr religiöser Windmühlenkampf ist aus der Zeit gefallen - die Frage wurde bereits vor 30 Jahren beantwortet und wird heute lediglich den Gegebenheiten der Zeit angepasst.

    Schwangerschaftsabbrüche sind eine Hoffnungsrettungsleine für Frauen und hat mit der Verantwortung für die Schwangerschaft überhaupt nichts zu tun.

  • Das Leid von 370 Frauen scheint Frau Vliegen-Comès also nicht viel Wert zu sein, sind diese Frauen doch keine "Maßstäbe"...

    Und nein, ein Schwangerschaftsabbruch ist kein "Konsum", sondern eine persönliche und intime Tragödie, die keine Frau leichtfertig durchlebt, und bei der ihr unser aller voller Unterstützung zuteil werden sollte.
    Kommen Sie endlich im 21. Jahrhundert an, Frau Vliegen-Comès, ihre Windmühlenkämpfe sind von gestern. Frauen haben ein Recht auf Selbstbestimmung ihres Körpers, und keine hinterwäldlerische, religiös fundierte Pseudomoral wird daran etwas ändern.

    Schwangerschaftsabbr¨¨uche sind ein Schwert für Frauen, sich gegen die Unverantwortung der Männer zu wehren, die vielmals scheinbar in einem patriarchischen Weltbild leben, das genau durch diejenigen religiösen Eiferer befeuert und aufrecht erhalten wird, die heute nach Frauenrechten schreien. Le monde à l'envers.

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