CSP sorgt sich um Religions- und Moralunterricht in der DG

<p>Steffi Pauels</p>
Steffi Pauels | Foto: David Hagemann

Nach dem Willen der Regierung der Französischen Gemeinschaft soll der Religions- und Moralunterricht bald nur noch eine Option sein. Diese Kurse könnten dann, müssten aber nicht besucht werden. Ab September 2024 würden diese Kurse dann allmählich völlig aus dem Stundenplan des offiziellen Unterrichts zugunsten einer zusätzlichen Erziehung in Philosophie und Staatsbürgerschaft verschwinden. Steffi Pauels hält diese Politik für falsch und will das Thema ins DG-Parlament bringen, „um die Regierung zu einer klaren Haltung zu zwingen“, wie sie schreibt.

Das Thema sei nicht neu: Bereits in der vergangenen Legislatur sei die Zukunft des Religions- und Moralunterrichts thematisiert worden. Dabei sei zu erkennen, dass es sowohl um juristisch komplexe Sachverhalte gehe, als auch um den Anspruch der Kinder und Eltern, eine philosophische, religiöse Ausbildung zu erhalten. „In meinen Augen wird diese Sache womöglich zu leichtfertig angegangen“, fürchtet Pauels. „Es geht eben nicht um das Vermitteln von Grundlagen, wie man ein ordentlicher Staatsbürger wird oder nicht leichtfertig auf Kreditangebote reinfällt, was durchaus wichtig ist und unbedingt gefördert werden muss. Es geht um Werte und Tugenden, die als Grundlage der Menschheit verstanden werden können, wozu eben auch der Glaube gehören kann.“

Steffi Pauels habe die DG-Regierung hierzu bereits befragen wollen, sei dabei allerdings an recht fadenscheinigen Gründen gescheitert. „Mir war und ist wichtig zu erfahren, wie die DG-Regierung diesem Konzept gegenübersteht. Während in der Vergangenheit solche Fragen problemlos gestellt und diskutiert werden durften, wurden nun Formalia vorgeschoben, die das verhindern“ bedauert Pauels. (red/kupo)

Kommentare

  • "Es geht um Werte und Tugenden, die als Grundlage der Menschheit verstanden werden können, wozu eben auch der Glaube gehören kann." Können, aber nicht tun.

    "Werte und Tugenden" wie das systematisch-institutionalisierte Vertuschen von Kindervergewaltigungen, die systematische Unterdrückung und Stigmatisierung von Frauen und ein Weltbild, das im Mittelalter stehen geblieben ist? Die "Werte und Tugenden", dass es keine andere Meinung und Wahrheit außer die des einen, einzigen und wahren "Gottes" (und dessen "Vertreter" auf Erden) geben darf? Die "Tugend", dass einen anderen Menschen zu lieben eine "Sünde" ist (LGBTQ+)? Der "Wert", Frauen hineinzureden, was sie mit ihrem Körper zu tun und lassen haben?

    Die CSP ist genauso ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten, wie die das Weltbild, das sie prophezeit. Beide gehören ins Museum!

    Grundlage der Menschheit ist seine Menschlichkeit, der aufgeklärte Humanismus, der hinterfragen darf und muss. Bei Religionen gibt es kein Hinterfragen, sondern nur Dogmen, unanfechtbare "Wahrheiten". Wollen wir Kinder, die das Vaterunser herunterleiern können, oder welche, die mit einem kritischen und unvoreingenommenen Geist auf die Gesellschaft schauen, in der sie leben. Wollen wir unsere Kinder indoktrinieren oder zu freien und mündigen Menschen ausbilden?

  • Man kann Frau Pauels bei ihrem Anliegen nur unterstützen, wenn es darum geht, dass sich die Regierung und letztlich alle politischen Parteien in der Deutschsprachigen Gemeinschaft, zur Frage der Zukunft des von den Kultusträgern organisierten und nach Konfessionen getrennten Bekenntnis-Religionsunterricht, positionieren. Endlich!
    Isabelle Weykmans hatte dazu bereits eine leider nicht genutzte Vorlage geliefert.
    Nicht zu unterstützen ist m.E. jedoch die Haltung von Frau Pauels und der CSP, die offensichtlich an der längst überholten, nicht mehr zeitgemäßen und kaum noch zu organisierenden Form des Religionsunterrichtes in der DG festhalten.

    Es geht hierbei jedoch nicht um eine Entscheidung zwischen Religionsunterricht und Bürgerkunde sondern um einen selbstverständlich auch “Werte und Tugenden” beinhaltenden Philosophie, Bürger- und konfessionsübergreifenden gemeinsamen Religionskunde(!)unterricht.

    Wenn man verhindern will, dass Kinder im Bekenntnis-Religionsunterricht weiterhin indoktriniert werden, indem man ihnen u.a. unhaltbare religiöse Märchen auftischt (z.B.: Der Teufel sitzt mit am Tisch, wenn man das Tischgebet nicht spricht - Gott hat den Muslimen verboten, Schweinefleisch zu essen oder den Frauen auferlegt, ein Kopftuch zu tragen - Die Menschen werden durch die Taufe von der Erbsünde befreit - Jesus wurde von einer Jungfrau geboren und ist von den Toten auferstanden - Der Islam ist die einzig wahre Religion - …) sollte man zu einer neutralen, sachlichen und fachübergreifenden Unterrichtsform finden.

    Dass die Religionen über keine stringente ernstzunehmende Werte- bzw. Morallehre verfügen lässt sich nicht nur allein daran festmachen, dass die “heiligen Schriften” nach Belieben lesbar und interpretierbar sind und einen Selbstbedienungsladen für alle Zwecke bieten: von der Nächstenliebe über göttliche Straforgien bis zu terroristischen Morden. Dazwischen ist alles denkbar und argumentierbar, wie die Geschichte der Religionen seit Jahrtausenden und bis heute dokumentieren. Da hilft weder selektive Exegese noch Eisegese vermeintlich göttlich inspirierter und gerne verfälschter z.T. grausamer alter Schriften.

    Der “Glaube”, Religionen seien für due Wertevermittlung unverzichtbar ist nicht nur u.a. aus evolutionsbiologischer Sicht falsch sondern auch anmaßend. Mindestens so anmaßend wie wissen zu wollen, was ein vermeintlich existierender “Gott”, über den niemand seriös auch nur den Ansatz einer Aussage treffen kann, angeblich von den Menschen verlangt.

    Der künftige Unterricht, sollte Kinder u.a. befähigen zu erkennen, woher Werte in unserer Gesellschaft stammen, wie sich Werte je nach Herkunft, Kultur, Politik und Glauben entwickelt haben und unterscheiden. Er sollte bei Ihnen vor allem die Lust am dogmenfreien Denken wecken. Religionen stehen in einem kaum auflösbaren Widerspruch hierzu.

    Die Religionen (insbesondere Juden- und Christentum sowie Islam) sollten ihrerseits, wenn sie eine Zukunft haben wollen, zumindest eine rein mythologische Sichtweise akzeptieren und propagieren, die “unbefleckte Empfängnis, Jungfrauengeburt, Auferstehung, …” so wie unzählige andere Dogmen auch, entsprechend einordnen. Anders wird ihr seit der Aufklärung geführter hoffnungsloser Kampf gegen die Entzauberung durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse und einer aufgeklärten Gesellschaft zur völligen Bedeutungslosigkeit führen.
    Wahrscheinlich wäre dies jedoch das Beste. Der Schaden, den religiöse Positionen, Dogmen und Autoritäten in der Menschheitsgeschichte angerichtet hat, ist gewaltig genug.

    Die CSP täte gut daran, statt bei diesem Thema auf ihre Stammwählerschaft zu schielen, sich einer Sichtweise zu öffnen, die einer modernen säkularen Staatsform angemessen ist. Der Aufklärungszug hat zwar in Richtung Hohes Venn Verspätung, macht aber auch um Ostbelgien keinen Bogen.

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