Belgischer Film „Close“ geht bei den Oscars leer aus - „Im Westen nichts Neues“ trumpft auf

<p>Kein Preis für Lukas Dhont: Der belgische Filmemacher konnte bei den Oscars am Ende leider keine Trophäe abstauben.</p>
Kein Preis für Lukas Dhont: Der belgische Filmemacher konnte bei den Oscars am Ende leider keine Trophäe abstauben. | Foto: afp

Die deutsche Literaturverfilmung „Im Westen nichts Neues“ hat gleich vier Oscars gewonnen. Der Film von Regisseur Edward Berger wurde in der Nacht zum Montag in Los Angeles als bester internationaler Film ausgezeichnet. Preise gab es auch für Kamera, Szenenbild und Filmmusik. Die Auszeichnung als bester Film verpasste die Produktion allerdings, stattdessen wurde „Everything Everywhere All at Once“ ausgezeichnet.

Der Science-Fiction-Actionfilm von Daniel Kwan und Daniel Scheinert erzählt von der Betreiberin eines Waschsalons, die sich durch mehrere Paralleluniversen kämpft. Der Film holte insgesamt sieben Auszeichnungen, darunter für die beste Regie. Schauspielerin Michelle Yeoh gewann den Oscar als beste Hauptdarstellerin.

<p>Regisseur Edward Berger (vorne) nimmt den Preis für „Im Westen nichts Neues“ aus Deutschland für den besten internationalen Spielfilm bei der Oscar-Vverleihung im Dolby Theatre in Los Angeles entgegen. Hinten stehen Daniel Brühl (l-r), Malte Grunert, Albrecht Schuch, Felix Kammerer, Antonio Banderas und Salma Hayek.</p>
Regisseur Edward Berger (vorne) nimmt den Preis für „Im Westen nichts Neues“ aus Deutschland für den besten internationalen Spielfilm bei der Oscar-Vverleihung im Dolby Theatre in Los Angeles entgegen. Hinten stehen Daniel Brühl (l-r), Malte Grunert, Albrecht Schuch, Felix Kammerer, Antonio Banderas und Salma Hayek. | Foto: Chris Pizzello/Invision/AP

Schauspieler Brendan Fraser bekam den Oscar als bester Hauptdarsteller. In „The Whale“ von Darren Aronofsky spielt der 54-Jährige einen stark übergewichtigen Mann, der sich seiner Teenager-Tochter wieder annähern will.

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Mit seinen vier Auszeichnungen geht „Im Westen nichts Neues“ in die deutsche Filmgeschichte ein. Der Film ist erst das vierte Werk aus Deutschland, das den Oscar als bester internationaler Film holt - nach „Das Leben der Anderen“ (2007), „Nirgendwo in Afrika“ (2003) und „Die Blechtrommel“ (1980). Regisseur Berger bedankte sich bei seinem Team und seiner Familie: „Oh Gott, das bedeutet uns so viel.“

Sein Film beruht auf dem gleichnamigen Roman von Erich Maria Remarque und erzählt von den Grauen des Ersten Weltkriegs. Der Film war insgesamt neun Mal nominiert und das erste deutsche Werk, das auch in der Kategorie „Bester Film“ vorgeschlagen war.

Kein belgischer Erfolg bei den Oscars

Bei der 95. Oscarverleihung im Dolby Theatre dabei war auch der belgische Filmemacher Lukas Dhont. Sein Film „Close“ war in der Kategorie „Bester internationaler Film“ nominiert und musste es gegen vier weitere Streifen aufnehmen, darunter der deutsche Beitrag „Im Westen nichts Neues“. Im Vorfeld der Verleihung zeigte sich der Regisseur aus Gent ziemlich selbstbewusst. Auf die Frage, welcher Film in der Kategorie „Bester internationaler Film“ abräumen wird, zögerte Dhont im VRT-Interview keine Sekunde: „‚Close‘“. Am Ende musste sich das belgische Werk aber dem deutschen Streifen geschlagen geben.

„Wir haben den Oscar leider nicht gewonnen, aber wir haben alles gegeben, damit ‚Close‘ so weit wie möglich kommt“, sagte Lukas Dhont nach der Verleihung am Sonntagabend (Ortszeit). „Wir sind sehr stolz auf dieses Team“, fügte Dhont an, der in Hollywood von Produzent Michiel Dhont, Schauspielerin Emilie Dequenne sowie den jungen Akteuren Eden Dambrine und Gustav Dewaele begleitet wurde. „Es war ein großartiger Abend. Wir sind sehr glücklich, hier zu sein“, sagte Dambrine. „Es war magisch“, ergänzte Dequenne. „Wir haben es sehr genossen und das gibt uns einen Grund, es noch einmal zu machen und dann zu gewinnen“, schloss der 31-jährige Filmemacher aus Gent.

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Dhont hätte der erste belgische Regisseur sein können, der einen Oscar für einen Spielfilm gewinnt. Insgesamt war es das achte Mal, dass ein belgischer Film für den Oscar in der Kategorie „Bester internationaler Film“ nominiert wurde. Zuletzt war dies 2014 der Fall. Damals schickte Belgien Felix Van Groeningens „The Broken Circle Breakdown“ ins Rennen, der schlussendlich aber gegen „La Grande Bellezza“ von Paolo Sorrentinos das Nachsehen hatte.

Die amerikanische Sci-Fi-Actionkomödie „Everything Everywhere All at Once“ räumt ab.

Der Film „Everything Everywhere All at Once“ war mit insgesamt elf Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangen und gewann am Ende unter anderem auch für das beste Originaldrehbuch. Auch zwei weitere Schauspielpreise gingen an das Filmteam: Jamie Lee Curtis wurde als beste Nebendarstellerin geehrt, Ke Huy Quan als bester Nebendarsteller.

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Der Preis für das beste adaptierte Drehbuch ging an Sarah Polley für „Women Talking“. Fürs Maskenbild wurde das Team von „The Whale“ ausgezeichnet, die Auszeichnung für visuelle Effekte ging an das Team von „Avatar: The Way of Water“ und der Blockbuster „Top Gun: Maverick“ wurde für die beste Tongestaltung ausgezeichnet. Der Oscar für das beste Kostümdesign wurde an Ruth Carter für „Black Panther: Wakanda Forever“ verliehen.

<p>Jamie Lee Curtis (l-r), James Hong, Jenny Slate, Tallie Medel und Stephanie Hsu nehmen den Preis für den besten Film für „Everything Everywhere All at Once“ entgegen.</p>
Jamie Lee Curtis (l-r), James Hong, Jenny Slate, Tallie Medel und Stephanie Hsu nehmen den Preis für den besten Film für „Everything Everywhere All at Once“ entgegen. | Foto: Chris Pizzello/Invision/AP

Die Verleihung der 95. Academy Awards wurde von Jimmy Kimmel moderiert, der während des Abends auch auf den Eklat vom vergangenen Jahr anspielte. „Also wir haben strenge Richtlinien“, verkündete Kimmel zu Beginn des Abends. Wenn diesmal jemand gewalttätig werde - bekomme er den Oscar für den besten Darsteller.

Im vergangenen Jahr hatte Hollywoodstar Will Smith den Moderator Chris Rock wegen eines Gags über seine Frau geohrfeigt und wurde dennoch mit einem der wichtigsten Preise ausgezeichnet, dem Hauptrollenpreis für seine Darstellung im Drama „King Richard“. (dpa/belga/calü)

Die Gewinner der 95. Oscar-Verleihung im Überblick:

- Bester Film: „Everything Everywhere All at Once“

- Bester internationaler Film: „Im Westen nichts Neues“ (Deutschland)

- Regie: Daniel Kwan und Daniel Scheinert („Everything Everywhere All at Once“)

- Hauptdarstellerin: Michelle Yeoh („Everything Everywhere All at Once“)

- Hauptdarsteller: Brendan Fraser („The Whale“)

- Nebendarstellerin: Jamie Lee Curtis („Everything Everywhere All at Once“)

- Nebendarsteller: Ke Huy Quan („Everything Everywhere All at Once“)

- Kamera: James Friend („Im Westens nichts Neues“)

- Original-Drehbuch: Daniel Kwan und Daniel Scheinert („Everything Everywhere All at Once“)

- Adaptiertes Drehbuch: Sarah Polley („Die Aussprache“)

- Schnitt: Paul Rogers („Everything Everywhere All at Once“)

- Filmmusik: Volker Bertelmann alias Hauschka („Im Westen nichts Neues“)

- Filmsong: „Naatu Naatu“ („RRR“)

- Produktionsdesign: Christian M. Goldbeck und Ernestine Hipper („Im Westen nichts Neues“)

- Ton/Sound: Mark Weingarten, James H. Mather, Al Nelson, Chris Burdon und Mark Taylor („Top Gun: Maverick“)

- Visuelle Effekte: Joe Letteri, Richard Baneham, Eric Saindon und Daniel Barrett („Avatar: The Way of Water“)

- Animationsfilm: „Guillermo del Toro's Pinocchio“

- Animations-Kurzfilm: „The Boy, The Mole, The Fox and the Horse“

- Dokumentarfilm: „Nawalny“

- Dokumentar-Kurzfilm: „Die Elefantenflüsterer“ (The Elephant Whisperers)

- Make-up/Frisur: Adrien Morot, Judy Chin und Annemarie Bradley („The Whale“)

- Kostümdesign: Ruth Carter („Black Panther: Wakanda Forever“)

- Kurzfilm: „An Irish Goodbye“

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