Warum nicht das Dritte?

<p>Menschen erhalten Lebensmittel an einer Verteilerstelle für humanitäre Hilfe.</p>
Menschen erhalten Lebensmittel an einer Verteilerstelle für humanitäre Hilfe. | Foto: Andriy Andriyenko/AP/dpa

Heute Abend findet das Finale statt. Nicht nur die richtige mündliche Ausdrucksweise, sondern auch eine schlüssige Argumentation sind bei der Rhetorika ein Schlüssel zum Erfolg.

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Kommentare

  • Leider verdeutlicht auch Habermas nicht, wie der dritte Weg konkret begangen werden kann und was man dem Despoten im Kreml anbieten könnte, um den Krieg zu beenden, ohne dass er und sein verbrecherisches Regime “sein Gesicht verliert”. Auch Wagenknecht und Schwarzer haben dazu keine vernünftigen Vorschläge.

    Der 3. Weg wurde vor Beginn des Überfalls auf die Ukraine bereits sowohl von der Ukraine als auch von den westlichen Staatschefs beschritten, die Putin alle möglichen Wege aufgezeigt haben, diesen Krieg gar nicht erst zu beginnen.

    Ohne Erfolg.

    Es waren demzufolge auch nicht Sicherheitsfragen, nicht eine Klärung der Krim oder Donbas-Frage, die seinen Überfall motivierten, sondern in erster Linie sein imperialistisches Streben und sein historisch verklärtes Bild der Ukraine, der er das Existenzrecht absprach.

    Der Konflikt besteht auch nicht zwischen Befürwortern von Waffenlieferungen auf der einen und Befürwortern von Verhandlungen (niemand kann sich ernsthaft gegen Verhandlungen aussprechen) auf der anderen Seite, sondern zwischen denjenigen, die einen verbrecherischen Despoten Einhalt gebieten und zur Verantwortung ziehen wollen und denjenigen, die glauben, mit einem Mörder und Kriegsverbrecher ernsthafte Verhandlungen führen zu können und die bereit sind, diesen für seine Taten auch noch durch welche Zugeständnisse auch immer, zu besänftigen und zu belohnen.

    Wenn es keine territorialen Zugeständnisse sind (Krim, Donbas, …), was genau wäre die Verhandlungsmasse, die man Putin bisher noch nicht angeboten hätte?
    Raus damit!

    Weder in dem Wagenknecht/Schwarzer-Manifest, noch in der chinesischen Initiative, noch in dem Habermas-Vorschlag (der nichts Neues beinhaltet), ist ein Element enthalten, dass Russland zum Einlenken bewegen könnte.

    Falls es dies gibt, sollten diejenigen, die zum jetzigen Zeitpunkt an den Erfolg von Verhandlungen mit einem Diktator glauben (das Churchill-Zitat möchte ich nicht erneut wiederholen) erklären, was Sie aus Sicht der Ukraine und aus Sicht des Westens einem Psychopathen anzubieten haben, der bisher alle Angebote abgelehnt hat.

    PS. Ja, es besteht theoretisch eine Eskalationsgefahr, die in einem Atomschlag enden könnte. Die Atomdrohung, die zur Vernichtung auch desjenigen führen würde, der ihn veranlasst, sollte jedoch in erster als taktische Waffe verstanden werden. Ein Einsatz von Atomwaffen zum Erreichen von Kriegszielen macht angesichts des hüben wie drüben vorhandenen atomaren Vernichtungspotentials überhaupt keinen Sinn. Die atomare Einschüchterung ist die eigentliche Waffe.

  • Vielen Dank für die eindeutige Stellungnahme Herr Leonard, die Punkte treffen den Nagel auf den Kopf. Wenn "der Westen" nicht die Sanktionen zu 100% durchzieht, auch wenn es schmerzt, dann werden wir hier in Europa noch unser blaues Wunder erleben, und das wird uns und die Weltwirtschaft auf Jahre begleiten. Habermas zeigt in der Tat keine Lösung auf und die Fraktion des Verhandler sollte sich über Putin keinen Illusionen hingeben. Es genügt seine Porträt in dem Buch des ZEIT Journalisten Michael Thumann, "Die Revanche" nachlesen. Wer dann noch von Verhandlungen träumt, dem ist nicht zu helfen, auch wenn er Philosoph ist Da bin ich froh das es wenigstens noch viele Politiker und Intellektuelle gibt, die das vollkommen anders sehen. Aber leider erklärt der Gesellschaft keiner, was für uns auf dem Spiel steht.

  • So ist es, Herr Janssen. Auch die Bücher von Catherine Belton (Putins Netz) und von John Sweeney (Der Killer im Kreml) liefern eindrückliche Beschreibungen, mit wem man es im Kreml zu tun hat.

    Wer die Chronologie und Hintergründe der bisherigen Friedensverhandlungen noch einmal Revue passieren lassen möchte, wird in dem Papier der Stiftung Wissenschaft und Politik vom 22.10.22 fündig (Friedensverhandlungen im Krieg zwischen Russland und der Ukraine: Mission impossible).
    Auch hier und nach Einschätzung vieler Beobachter wird deutlich, dass Putin - solange er an seinem übergeordneten Kriegsziel festhält, die Ukraine mit militärischen Mitteln (koste es was es wolle) zu besiegen - zu keinen ernsthaften Verhandlungen bereit sein wird.

    Dass man solche Verhandlungen anstreben und auch schon vorbereiten muss versteht sich von selbst. An diesen Verhandlungstisch gehören jedoch mindestens 2 verhandlungswillige Parteien und eine völkerrechtlich wie menschenrechtlich belastbare Verhandlungsgrundlage.
    Die gibt es bisher aus ersichtlichen Gründen nicht.

    Da helfen leider auch keine Verhandlungsluftschlösser, zumal wenn sie keine realistische Verhandlungsstrategie beinhalten.

  • Erneut sehr gut argumentiert und erläutert Herr Leonard. Was mich umtreibt, ist die Tatsache dass kein einziger unserer europäischen oder westlichen Regierungschefs genau das was Sie sagen, öffentlich erklärt. Man überlässt vielmehr das Feld den sozialen Medien, den vermeintlichen Intellektuellen und Philosophen, den selbsternannten Experten und dann berauschen sich die Medien an diesen Meinungen oder auch noch Umfragen um Putins Spiel mitzuspielen. Bei allen klugen Köpfen die es wohl in jedem Land gibt ist es beschämend, das kein Regierungschef (ich muss einige Wenige ausnehmen wie Kaja Kallas) sich hinstellt und in einer Regierungserklärung dass vorträgt was sie sagen und erklären. Auch stellt sich keiner dieser Damen und Herren den Medien um diese Erklärungen für die Menschen abzuliefern. Man wundert sich dann, dass Zweifel gesät und Vermutungen kolportiert werden und die Meinungsumfragen dann ein jämmerliches Bild des Zusammenhalts und der Solidarität hinterlassen, auf die man sich dann auch noch beruft. Es ist zum Verzweifeln.

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