„Telefonzentrale“ Nagelsmann: Zwischen Angst und Mia-san-mia

<p>Vom Ausgang des Viertelfinalduells mit Villareal hängt auch die Bilanz seiner Saison ab: Bayerns Trainer Nagelsmann.</p>
Vom Ausgang des Viertelfinalduells mit Villareal hängt auch die Bilanz seiner Saison ab: Bayerns Trainer Nagelsmann. | Foto: dpa

Kabinenschwur und großspurige Ansagen – doch bei den Mia-san-mia-Bayern geht bei allem zur Schau getragenen Optimismus die Angst vor einem peinlichen Viertelfinal-Aus in der Champions League um. Der Druck auf die verunsicherten Münchner ist nach der schmeichelhaften 0:1-Pleite beim FC Villarreal im Rückspiel am Dienstag (21 Uhr) massiv, die Hoffnung auf einen magischen Abend in der Königsklasse aber vor dem Spiel des Jahres umso größer.

Neuer betont: „Wir sind alle heiß und werden das Spiel rocken.“

Dieses Duell, betonte Kapitän Manuel Neuer mit Blick auf die erfolgreiche Bayern-Historie, sei dem Rekordmeister „auf den Leib geschneidert. Mit uns ist nicht zu spaßen, wenn wir so ein Spiel verloren haben. Das wurmt uns“. Man werde in der Allianz Arena, versprach er, „auf jeden Fall da sein. Wir sind alle heiß und werden das Spiel rocken“.

Auch Trainer Julian Nagelsmann vertraut auf die besondere Erfahrung seiner Stars in vergleichbar brenzligen Situationen. Vielleicht sei „ein besonderer Reiz und besonderer Druck vonnöten. Die Spieler lieben das, es liegt ihnen besonders“, sagte er am Montag und fügte mit einem Grinsen an: „Bei hohem Druck entstehen ja auch Diamanten, vielleicht entsteht bei uns ja auch ein glänzendes Spiel.“

Das ist zwingend notwendig. Ein Aus gegen den Außenseiter aus Spanien, und das Urteil über Nagelsmanns erste Bayern-Saison fiele negativ aus. Daran würde die greifbare zehnte Meisterschaft in Serie nichts ändern. Zumal die Bayern ja bereits im DFB-Pokal kläglich und früh gescheitert waren.

Umso intensiver war auch die Vorbereitung auf die Partie. Er habe mit den (Führungs-) Spielern „so viel geredet“, berichtete Nagelsmann. Er sei sich schon vorgekommen „wie in einer Telefonzentrale“. Dabei machte der Bayern-Coach auch klar, dass es keinen Schönheitspreis zu gewinnen gibt. „Ein paar deutsche Tugenden als Bayern München reinzubringen, ist nicht verkehrt“, forderte er, „wir müssen die komplette Intensität hochschrauben.“ Auch ein „taktisches Foul“ sei hin und wieder angebracht. Punktum: „Wir müssen ekliger Fußball spielen.“

Die Bayern, die zum 21. Mal in das Halbfinale des wichtigsten europäischen Wettbewerbs einziehen könnten, sind auf jeden Fall gewarnt. Villarreal zeigte sich bereits im Hinspiel als ernstzunehmender Konkurrent. Im Achtelfinale hatte das „Gelbe U-Boot“ zudem das Rückspiel bei Juventus Turin 3:0 gewonnen. Doch einen weiteren Coup des Underdogs wollen die Bayern unbedingt verhindern. „Ich habe ein paar Nachrichten von Spielern bekommen, dass wir zu 100 Prozent weiterkommen“, erzählte der Münchner Trainer und betonte zuversichtlich: „Die sind gallig!“

Der knappe Sieg gegen Augsburg sorgte nicht gerade für neuen Rückenwind.

Vor allem aber habe Villarreal im Hinspiel bei vielen vergebenen Großchancen „den Fehler gemacht, dass sie uns am Leben gelassen haben. Das müssen wir bestrafen“. Dabei sind die Vorzeichen nicht besonders gut. Das Fehlen von Niklas Süle (Grippe) ist noch das geringste Problem. Auch beim 1:0 im Derby gegen Augsburg tat sich der Bundesliga-Spitzenreiter über weite Phasen extrem schwer – dennoch kennt die Zuversicht kaum Grenzen. „Da brennt die Hütte, und wir werden ein Spiel abliefern, das Bayern-like ist“, betonte Leon Goretzka.

70.000 Zuschauer werden in der Allianz Arena erwartet – und die werden, geht es nach Nagelsmann, hochmotivierte Bayern erleben: „Jetzt waren die Spieler zwei, drei Tage an der Leine, nicht mal eine Langlaufleine, sondern eine sehr kurze. Jetzt muss ich am Dienstag nur noch diese silberne Schnalle aufmachen und dann müssen sie laufen.“ (sid/tf)

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