Raketen-Angriff schockt Rennfahrer

<p>Charles Leclerc im Ferrari war in beiden Trainingsläufen der Schnellste.</p>
Charles Leclerc im Ferrari war in beiden Trainingsläufen der Schnellste. | Foto: dpa

Jemenitische Huthi-Rebellen griffen mit Drohnen und Raketen an, eine riesige Rauchwolke stand am Himmel und die Sorgen um die Sicherheit beim Großen Preis von Saudi Arabien waren enorm – doch die Formel 1 drehte auch nach der Explosion ihre Runden in Dschidda. Schnellster im Training am Freitag auf dem Stadtkurs am Roten Meer war dann Charles Leclerc im Ferrari vor Weltmeister Max Verstappen (Red Bull), Mercedes-Star Lewis Hamilton konnte das Tempo nicht mitgehen.

Leclerc der Schnellste

Unter Flutlicht drehte Leclerc, Sieger des Saisonauftaktes, auf dem Jeddah Corniche Circuit mit 1:30,074 Minuten klar die schnellste Runde. Verstappen lag schon über eine Zehntelsekunde zurück, Hamilton als Fünfter sogar knapp eine halbe Sekunde. Nico Hülkenberg, der im Aston Martin erneut Sebastian Vettel wegen dessen Coronavirus-Infektion vertrat, landete auf Platz 16 (+1,541). Bereits im ersten Training hatte Leclerc Vanstappen auf den zweiten Platz verwiesen.

Verstappen ist auf dem ultraschnellen Stadtkurs direkt am Roten Meer wegen seines Ausfalls wegen technischer Probleme im ersten Saisonrennen auf Wiedergutmachung aus. „Wenn wir um den Titel kämpfen wollen, dann darf es nicht zu viele Rennen wie in Bahrain geben“, sagte der Niederländer: „Ich hatte mehr erwartet, aber wir kennen die Gründe dafür. Deshalb ist es hier hoffentlich besser.“

Verstappen riecht den Brand

Doch das Ergebnis interessierte am Freitagabend kaum noch jemanden, zu bedrückend war die Lage nach den Geschehnissen während des ersten Trainings. Denn da hatten Huthi-Rebellen ganz in der Nähe der Strecke in Dschidda eine Ölraffinerie angegriffen. Verstappen sagte am Funk, er könne den Brand riechen, während er fuhr. „Es riecht verbrannt, ist das mein Auto?“, funkte der Red-Bull-Fahrer an die Box.

„Wir haben mehrere Angriffe mit Drohnen und ballistischen Raketen durchgeführt“, teilten die Rebellen in einer Erklärung mit, darunter sei die Anlage in Dschidda gewesen und „wichtige Einrichtungen“ in der Hauptstadt Riad. Die Raffinerie liegt weniger als 20 Kilometer entfernt von dem Stadtkurs.

Rennen am Sonntag soll stattfinden

Die Teamchefs und Fahrer trafen sich zu einer Krisensitzung, der Start des zweiten freien Trainings wurde um 15 Minuten nach hinten verschoben. Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali informierte alle Beteiligten bei dem Treffen darüber, dass „das Rennwochenende wie geplant fortgesetzt wird“, wie ein Sprecher sagte. „Er hat uns versichert, dass die Behörden den Vorfall untersucht haben und dass es keine weiteren Sicherheitsbedenken gibt“, sagte McLaren-Teamchef Andreas Seidl dem TV-Sender Sky. Auf diese Auskunft müsse man vertrauen. Seidl räumte aber ein, es sei „für alle eine sehr beunruhigende Situation“.

Verstappen reagierte auf die Situation „etwas lockerer, Perez (Sergio, A. d. R.) ist etwas verängstigter“, sagte Red-Bulls-Motorsportberater Helmut Marko bei Sky: „Der Krieg, die Pandemie, jetzt das – normal und angenehm ist das nicht mehr.“ Eine Absage des Rennen forderte der Österreicher aber nicht: „Wenn die Sicherheit gewährleistet ist, sollten wir fahren.“

Rebellenangriffe sind keine Seltenheit

Huthi-Rebellen aus dem Jemen greifen aus dem Nachbarland immer wieder Ziele in Saudi-Arabien an, zuletzt vor einer Woche mit einer Rakete und Drohnen. Dabei wurde auch eine Anlage des Ölkonzerns Aramco in Dschidda getroffen, an einem Öltank brach Feuer aus. Das Staatsfernsehen hatte zudem berichtet, die Luftabwehr habe ein „feindliches Geschoss“ über Dschidda abgefangen.

Raketen- und Drohnenangriffe der jemenitischen Miliz sind in der Region keine Seltenheit. Vor knapp zwei Wochen war eine Ölraffinerie in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad von einer Drohne angegriffen worden. Die Huthis bekannten sich dazu. Die Rebellen greifen häufig Flughäfen und Öleinrichtungen in Saudi-Arabien an, das Land ist einer der größten Ölexporteure der Welt.

Im Jemen herrscht seit 2015 Krieg zwischen den von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi und den vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen. In dem Konflikt wurden nach UN-Angaben bereits rund 380.000 Menschen getötet, Millionen weitere mussten flüchten. (dpa/sid/leo)

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