Erste Zeichen auf Scheidung: Partnerschaft zwischen Schalke und Gazprom bröckelt

<p>Erste Zeichen auf Scheidung: Partnerschaft zwischen Schalke und Gazprom bröckelt</p>
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Von der Trainingsjacke von Dimitrios Grammozis war das Logo von Gazprom schon still und heimlich entfernt worden, ehe auch ganz offiziell die Verbannung des Schriftzugs vom Trikot folgte: Die umstrittene Partnerschaft von Schalke 04 mit dem finanziell kaum verzichtbaren Hauptsponsor bröckelt nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine mehr denn je. Viele Zeichen deuten auf Scheidung, der Vertreter des russischen Hauptsponsors im Aufsichtsrat sucht schonmal das Weite.

Der im Juli 2019 von Gazprom als kooptiertes Mitglied in den Aufsichtsrat entsandte Matthias Warnig legte sein Mandat am Donnerstag mit sofortiger Wirkung nieder. Der gebürtige Lausitzer ist CEO der Nord Stream 2 AG und steht in dieser Funktion unter Sanktionen der USA. Zudem gilt er als enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Sein Rücktritt könnte der Anfang vom Ende der langjährigen Partnerschaft zwischen Schalke und Gazprom sein.

Als Reaktion auf den Angriff Russlands nahm Schalke am Donnerstagnachmittag den Schriftzug seines russischen Hauptsponsors für die kommenden Spiele von seinem Trikot. Über weitere mögliche Schritte werde „der Verein zu gegebener Zeit informieren“, hieß es in einer Stellungnahme weiter. Es werde seine Zeit brauchen, „um verschiedene Dinge zu prüfen und zu beraten“, hatte Pressesprecher Marc Siekmann am Donnerstagmorgen angekündigt. Gut möglich, dass also weitere schnelle Maßnahmen folgen.

Der Vertrag der finanziell klammen Knappen mit Gazprom läuft noch bis 2025. In der zweiten Liga sollen vom russischen Gaslieferanten neun Millionen jährlich fließen, bei einem Aufstieg würde die Summe wohl auf 15 Millionen Euro pro Saison ansteigen. „Auch wir sind von den Bildern schockiert gewesen, die sich da abspielen“, so Siekmann weiter. „Für den FC Schalke 04 steht außer Frage, dass sich der Verein für Frieden und ein friedliches Miteinander einsetzt, die Mitglieder haben die Gewaltfreiheit im Leitbild festgeschrieben: Von uns Schalkern geht keine Diskriminierung oder Gewalt aus. S04 hat diese Haltung auch in Gesprächen mit Gazprom Germania geäußert“, hatte der Verein bereits am Dienstag mitgeteilt.

Die Unruhe kommt mitten im Aufstiegsrennen auch sportlich zur Unzeit. Trainer Grammozis sieht in dem Wirbel um die Zusammenarbeit mit dem zu 50 Prozent staatlichen Unternehmen „nicht nur ein Nebengeräusch“. Den russischen Mittelfeldspieler Jaroslaw Michailow nehmen die Ereignisse besonders mit. „Man muss natürlich drüber reden, weil er jemand ist, den das direkter betrifft als uns alle“, so Grammozis: „Aber dennoch wird sich der Junge aufs Sportliche konzentrieren können.“ (sid/tf)

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