„Eier“ oder das Aus: BVB hofft auf Wunder ohne Haaland

<p>Dortmund muss einen 2:4-Rückstand gegen die Glasgow Rangers aufholen.</p>
Dortmund muss einen 2:4-Rückstand gegen die Glasgow Rangers aufholen. | Foto: Photo News

Erling Haaland quälte sich, er kämpfte, mit wehendem Haar schob er sogar eine Torschuss-Sonderschicht nach dem Training. Doch als Marco Reus, Mats Hummels und die anderen Profis von Borussia Dortmund am Mittwoch im feinen Anzug an Bord der Sondermaschine EW1909 nach Glasgow gingen, da war vom Ausnahmestürmer keine Spur. Es reicht noch nicht – der BVB muss das kleine Europa-League-Wunder ohne seinen Superstar schaffen.

Nach der Hinspiel-Blamage in den Play-offs gegen die Rangers ist die Ansage von oben so oder so knallhart: „Wenn die Mannschaft Eier hat, dreht sie das“, sagte Sportdirektor Michael Zorc im Stile Oliver Kahns. Auf der spektakulären BVB-Achterbahnfahrt durchs Fußball-Jahr geht die nächste Runde am Donnerstag (21 Uhr/RTL) durch den ausverkauften Hexenkessel Ibrox Stadium. „Wir müssen die Scheiße auslöffeln“, sagte Julian Brandt nach dem 6:0 gegen Borussia Mönchengladbach mit frischem Selbstvertrauen. Kapitän Marco Reus erklärte die Aufholjagd nach dem ernüchternden 2:4 vor einer Woche zum Endspiel: „Uns erwartet ein Kampf – wir werden bereit sein.“

Alles andere wäre mit dem Selbstverständnis des BVB auch nicht zu vereinbaren. Nach dem für Prestige und Portemonnaie schlimmen Champions-League-Aus hatte Hans-Joachim Watzke tönend zur Titeljagd geblasen, nun droht das schmähliche Aus vor dem Achtelfinale. Es wäre der Absturz in die internationale Bedeutungslosigkeit. Und der dritte niederschmetternde Knockout in einem Pokalwettbewerb in dieser Saison.

Auf der Suche nach der fehlenden Konstanz war der Kantersieg gegen Gladbach als erste Reaktion eine Zwischenstation. „Wir haben Spiele, wo wir uns alle ganz doll an den Kopf fassen“, sagte Brandt – zu viele. Er habe aber „die Hoffnung noch nicht aufgegeben, und das sollte jeder andere auch nicht tun. Wir sind in der Lage, viele Tore zu schießen und auch zu Null zu spielen.“

Gegen Gladbach gelang dies mit etwas Glück und einer famosen Leistung von Torhüter Gregor Kobel, es wären erneut vier Gegentore möglich gewesen. Verletzungssorgen erschweren die Abwehrarbeit zusätzlich: Die Innenverteidiger Manuel Akanji und Dan-Axel Zagadou sind auch zu Hause geblieben, es bleiben Mats Hummels und Marin Pongracic. „Zwei Tore vor 50.000 Zuschauern aufzuholen, ist eine schwierige Aufgabe. Aber wir werden versuchen, die Chance wahrzunehmen, die wir noch haben“, sagte Trainer Marco Rose.

Immerhin ist im Europapokal die Auswärtstorregel abgeschafft: Jeder Sieg mit zwei Toren Differenz führt die Borussia in die Verlängerung. Dies wäre ansonsten nur mit einem 4:2 gelungen, erst ein 5:3 hätte (abgesehen von Siegen mit drei oder mehr Toren Unterschied) den Sprung in die nächste Runde gebracht.

Auch die reiche Dortmunder Fußball-Historie bietet noch einen Strohhalm zum Festhalten. 1966 gewann der BVB gegen den FC Liverpool sensationell den Europapokal der Landesmeister – in Glasgow! Allerdings damals im Hampden Park, dreieinhalb Meilen südöstlich von Ibrox. (sid/tf)

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