„Totaler Bullshit“: BVB-Frust zwischen Rangers und Gladbach

<p>Marco Reus</p>
Marco Reus | Foto: belga

Am Morgen nach der Europa-League-Blamage war Hans-Joachim Watzke fast noch wütender als am Abend zuvor. „Totaler Bullshit“ sei ein Bericht über eine nächtliche Krisensitzung der Bosse von Borussia Dortmund, sagte der Geschäftsführer dem SID am Freitag: „Es gab kein Treffen.“ Doch Trainer Marco Rose gerät in Erklärungsnot. Das 2:4 gegen die Glasgow Rangers im Trostpokal hat den selbsternannten Titelfavoriten zutiefst erschüttert. „Es war blamabel, peinlich, zum Schämen“, sagte Sportdirektor Michael Zorc erzürnt der Bild-Zeitung. „Wir haben lahmarschig gespielt.“ Eine Trainerdiskussion allerdings: „Die gibt es nicht.“

Wieder ein Totalausfall, wieder eine Abwehr, die ihren Namen kaum verdiente – auch Mats Hummels stellte eine vernichtende Diagnose, die zugleich eine Anklage war. „Wir spielen sehr viel unsinnigen Fußball und machen Gegner unnötig stark“, sagte der Abwehrchef bei RTL+. „So gewinnst du mal und so verlierst du mal, aber du wirst nie dauerhaft erfolgreich sein.“

Nach dem für Prestige und Portemonnaie schmerzhaften Champions-League-Aus und der DFB-Pokal-Schmach beim Zweitligisten FC St. Pauli wartet am kommenden Donnerstag im Ibrox Park wahrscheinlich der nächste Niederschlag. Dabei hatte Watzke öffentlich den Titelgewinn gefordert. Rose, zumindest indirekt Adressat der Kritik, wirkt ratlos: „Die Mannschaft tritt so auf, wie der Trainer sie einstellt. Ich bin dafür verantwortlich.“ Lizenzspieler-Chef Sebastian Kehl fragte im SID-Gespräch: „Warum starten wir so? Warum nehmen wir das Spiel nicht an? Das zerbricht uns allen den Kopf.“

Der BVB wird sich damit abfinden müssen, dass er in Europa keine große Nummer mehr ist. Er ist ein bisschen wie die Basketball-Show der Harlem Globetrotters – ohne große Gegner wird gezaubert, aber stellt sich eine Mannschaft von Klasse dagegen, geht es schnell dahin. Drei der vier Gegentore haben sich die Dortmunder quasi selbst reingelegt. Hummels zählte die Fehler schonungslos auf: „Beim 1:0 ein leichter Ballverlust, beim 2:0 ein unnötiger freier Ballverlust, beim 4:1 ein unnötiger freier Ballverlust.“ Es wurden Trainer-Anweisungen „auf vielen Positionen nicht umgesetzt“, stellte der Routinier fest. Ein Beispiel: Über die Gefahr per Kopf verlängerter Eckbälle, berichtete Rose frustriert, war am Morgen noch gesprochen worden. So fiel das 0:2.

Der Trainer hat schon vor einiger Zeit festgestellt, dass er alle paar Wochen auf den Pressekonferenzen das Gleiche erzählt. Wie gut trainiert worden sei, dass Konsequenz, Dominanz und Tempo zum Ziel führen. Und dann, warum das alles nicht geklappt hat. Die klassische Diskussion, ob Rose seine Mannschaft noch erreicht, rückt näher. Wüsste er, woran es liege, sagte der Trainer, „würde ich sofort in die Kabine rennen. Wir reden viel, wir probieren viel“. Nur: Es funktioniert nicht.

Oder zu selten. Spiele wie das 3:0 bei Union Berlin oder das 5:1 gegen den SC Freiburg wechseln sich ab mit dem 2:5 gegen Bayer Leverkusen oder der Pleite gegen die Rangers. Ohne das Rettungsanker-Tor von Raphael Guerreiro (82.) wäre es die höchste BVB-Heimniederlage im Europapokal seit 1964 gewesen.

Hoffnung könnte Erling Haaland bringen, auf dessen schwarzer Wollmütze „Whatever“ stand – was soll's. Doch in der Liga gegen Borussia Mönchengladbach am Sonntag (17.30 Uhr) und möglicherweise sogar im Rangers-Rückspiel wird der Weltklassestürmer noch fehlen. „Es ist ein bisschen eine hartnäckige Geschichte“, sagte Rose. Nicht nur das. (sid/tf)

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