Roy, der Schanzen-Zauberer: Kobayashi plant schon den nächsten Coup

<p>Ryoyu Kobayashi war bei der gesamten Vierschanzentournee fast nicht zu schlagen.</p>
Ryoyu Kobayashi war bei der gesamten Vierschanzentournee fast nicht zu schlagen. | Foto: epa

Den goldenen Adler in der rechten Hand, einen riesigen Scheck in der linken, eine Medaille um den Hals und eine Magnumflasche Champagner vor den Füßen: Ryoyu Kobayashi hätte nach der Siegerehrung bei der 70. Vierschanzentournee gut und gerne eine Schubkarre für all seine Trophäen gebrauchen können. Genug hat Japans Skisprung-Star aber noch immer nicht. „Natürlich denke ich schon an die Olympischen Spiele. Das ist mein nächstes Ziel“, sagte Kobayashi nach dem zweiten Tournee-Triumph seiner Karriere. Seit den Gold-Flügen von Kazuyoshi Funaki 1998 im heimischen Nagano hat kein Japaner mehr im Zeichen der fünf Ringe gewonnen – auch nicht der große Noriaki Kasai bei seinen insgesamt acht Teilnahmen.

Ganz zufrieden war „Roy“, wie Kobayashi im Team genannt wird, nach dem Tournee-Finale aber nicht. „Ich bin schon ein bisschen enttäuscht wegen des Grand Slams“, sagte der 25-Jährige. Die große Chance, als erster Springer der Geschichte zum zweiten Mal alle vier Springen zu gewinnen, ließ Kobayashi liegen: „Aber ich freue mich sehr, dass ich den goldenen Adler zum zweiten Mal geholt habe. Damit hatte ich nicht gerechnet.“

Für den Triumph gab es reichlich Preisgeld: Kobayashi heimste die erstmals ausgelobten 100.000 Schweizer Franken für den Gesamtsieg (ca. 96.000 Euro) ebenso ein wie Prämien für seine drei Tagessiege und vier Erfolge in der Qualifikation. Insgesamt kam er auf rund 142.100 Euro, die mögliche Maximalsumme wäre 150.500 Euro gewesen. Keine schlechte Ausbeute für zehn Tage Skispringen.

Und es wartet noch mehr. Acht Tagessiege hat der Japaner bei der Tournee nun auf dem Konto. Schon im kommenden Winter kann er den Rekord des Deutschen Jens Weißflog und des Norwegers Björn Wirkola (je zehn) brechen. Kurios: Zweiter oder Dritter war Kobayashi bei einem Tournee-Springen noch nie. Sein Schützling sei „ein wertvoller Diamant, der schon schön geschliffen ist“, sagte sein österreichischer Mentor Richard Schallert der Tiroler Tageszeitung.

So eine Ausnahmeerscheinung Kobayashi als Skispringer auch sein mag: Als Typ ist er ein ganz normaler japanischer Junge, ein durchaus extravaganter Mode- und Bling-Bling-Fan, der sich für schnelle Autos und Musik interessiert und Weihnachten gerne mal shoppend in Paris verbringt. Auch andere Sportarten verfolgt Kobayashi aufmerksam. Etwa „Golf, Volleyball und Fußball“, aber auch Baseball. Als Fan der Hokkaido Nippon Ham Fighters ist er hin und wieder auch im Stadion mit dabei. Sonst fliegt Kobayashi vorzugsweise über die Straßen Japans, gerne mal in seinem knallblauen eJaguar, in dem er wohl auch bald seinen nächsten Goldenen Adler nach Hause fahren wird. Und all die anderen Trophäen. (sid/tf)

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