Corona erdrückt die Bayern: Nagelsmann will „nicht rumheulen“

<p>Stark ersatzgeschwächt und mit wenig Personal bereiteten sich die Bayern auf den Rückrundenauftakt gegen Gladbach vor.</p>
Stark ersatzgeschwächt und mit wenig Personal bereiteten sich die Bayern auf den Rückrundenauftakt gegen Gladbach vor. | Foto: dpa

Julian Nagelsmann machte gute Miene zum bösen Spiel. „Ich bin keiner, der rumheult, das mache ich nie“, sagte der Trainer vom arg gebeutelten „Pandemie-Meister“ Bayern München kämpferisch. Er fiebere der Pokal-Revanche gegen Borussia Mönchengladbach am Freitag (20.30 Uhr/Sat.1) sogar regelrecht entgegen, „scheiß auf die Umstände“. Doch aus seinem riesigen Corona-Frust machte er trotzdem keinen Hehl.

Dass seine Bayern trotz insgesamt 13 Ausfällen zum Rückrundenstart wohl wie geplant antreten müssen, stößt ihm sauer auf. Ob die Statuten angesichts der alles verschlingenden Omikron-Welle noch zeitgemäß seien, sei diskutabel, betonte Nagelsmann und ätzte: „Es wäre sicher nicht ganz verkehrt, die eine oder andere Tagungsminute zu investieren.“ Den Bayern hilft es nicht mehr: Sollten bis zum Anpfiff nicht noch weitere positive Tests dazukommen oder das Münchner Gesundheitsamt keine Quarantäne gegen weitere Spieler verhängen, wird gespielt.

„Meine Aufgabe ist es, uns so vorzubereiten, dass es stattfindet – davon gehe ich auch aus“, sagte Nagelsmann achselzuckend. Allerdings war bis Donnerstagnachmittag noch nicht bekannt, ob der als neunter und bislang letzter Münchner Profi positiv getestete Alphonso Davies die Omikron-Variante hat. Sollte dies der Fall, sein, wäre eine Isolation weiterer Profis oder des gesamten Teams wohl unumgänglich, weil der Kanadier bis Mittwoch noch mit seinen verbliebenen Kollegen um Rückkehrer Joshua Kimmich trainiert hatte.

„Wir haben immer noch eine erste Elf, die mit sehr vielen Weltklassespielern bestückt und sehr, sehr gut ist“, betonte Nagelsmann angesichts von Topstars wie Robert Lewandowski oder Thomas Müller. Doch Spieler wie Kimmich, Niklas Süle oder Marcel Sabitzer müssten angesichts der Not trotz zuletzt längerer Pausen 90 Minuten durchspielen – das sei wenig sinnvoll. „Es geht mir um die Gesundheit der Spieler“, wiederholte Nagelsmann seine Sorgen mehrfach.

Alle Versuche, eine Absetzung der Partie zu erwirken, schlugen zunächst fehl. Nicht einmal die Unterstützung aus der Politik half. „Ich fände es besser, das würde verschoben“, sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder. Zu spielen sei „nicht wettbewerbsfair“. Die Bayern haben angesichts ihrer fast verzweifelten Lage Spielberechtigungen für zahlreiche Nachwuchskräfte beantragt sowie die Erlaubnis, mehr als drei Vertragsamateure einsetzen zu dürfen. Die erst 16-jährigen Aushilfen Paul Wanner und Arijon Ibrahimovic wurden eigens aus dem Trainingslager der U17-Nationalmannschaft in Spanien eingeflogen.

Nagelsmann muss sich bei der Zusammenstellung seiner Startelf etwas einfallen lassen. Das, meinte er, sei sogar „extrem reizvoll“. Kapitän Manuel Neuer wird im Tor von Sven Ulreich vertreten, der Ersatzmann habe „herausragend gut trainiert“, behauptete sein Coach. In der Abwehr muss wohl Kimmich aushelfen. „Jo macht einen sehr guten Eindruck. Alle sind froh, dass er wieder da ist, er am allermeisten“, sagte Nagelsmann über den Nationalspieler, der zuletzt Anfang November gespielt hat. Im Mittelfeld fehlt auch Leon Goretzka, der sich womöglich einem Eingriff am Knie unterziehen muss. Gladbach, das sieben der jüngsten 16 Duelle gewann, muss auf sechs Akteure verzichten. „Im Pokal haben sie unglaublich gut gespielt, wir unglaublich schlecht“, sagte Nagelsmann, „das sollte nicht so stehen bleiben.“ Corona hin oder her. (sid/tf)

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